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Tourismus in der Krise: Wie Kreuzfahrtschiffe langsam wieder Fahrt aufnehmen wollen

Tourismus in der Krise

Wie Kreuzfahrtschiffe langsam wieder Fahrt aufnehmen wollen

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    Auch die Kreuzfahrtschiffe hatten monatelang Zwangspause.
    Auch die Kreuzfahrtschiffe hatten monatelang Zwangspause. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

    Drei Monate lang dauert die Zwangspause für rund 400 Kreuzfahrtschiffe weltweit. Sie liegen im Hamburger Hafen, dümpeln vor Manila, Miami oder irgendwo zwischen Helgoland und Wangerooge. Nun aber soll es wieder losgehen.

    Aida Cruises, TUI Cruises und Hapag-Lloyd Cruises haben zu ersten, kürzeren Törns eingeladen, die in deutschen Häfen starten und landen. TUI Cruises etikettiert die drei- bis viertägigen Kreuzfahrten mit der „Mein Schiff 2“, von denen die erste am 24. Juli in Hamburg ablegen sollte, als „Blaue Reisen“. „Selbstverständlich“, betont die Reederei, „mit einem angepassten und erweiterten Gesundheits- und Sicherheitskonzept“. Weil aber die Crew nicht rechtzeitig an Bord kommen konnte, musste die erste „Blaue Reise“ auf den 3. August verschoben werden. Auch die Törns von Aida und Hapag-Lloyd Cruises müssen ohne Landgänge auskommen und mit einer Auslastung von 60 Prozent.

    Branchenverband der Kreuzfahrt-Anbieter gibt sich optimistisch

    Der Branchenverband CLIA (Cruise Lines International Association) gibt sich dennoch optimistisch. Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutschland verweist auf die Aktivitäten der Reedereien, die derzeit Konzepte erarbeiteten, „aus denen konkrete Maßnahmen hervorgehen“. In den nächsten Wochen und Monaten werde das Angebot sukzessive ausgebaut, bis „mittelfristig wieder Kreuzfahrten in gewohnter Weise möglich sein werden“. Für den Neustart hat die CLIA Leitsätze erarbeitet, bei denen es vor allem um Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen sowie Notfallpläne geht.

    Es sind ganz kleine Schritte, die diesen Neuanfang ermöglichen sollen. Für eine Branche, die von einem Superlativ zum nächsten eilte, ziemlich ungewohnt. Denn in den letzten Jahren ging es in der Kreuzfahrt steil nach oben – trotz massiver Kritik von Umweltschützern. Immer mehr Touristen ließen sich zur bequemen Art des Reisens verführen – mit Rundumbetreuung und Bespaßung an Bord und begleiteten Ausflügen an Land oder auf den Inseln. Die Börsenwerte der Reedereien schnellten nach oben, die Passagierzahlen ebenso. Für 2020 war eigentlich mit einem erneuten deutlichen Anstieg auf 32 Millionen Passagiere gerechnet worden.

    Zehn Corona-Tote, 700 Infizierte: Das Drama der Diamond Princess

    Doch dann passierte das Drama mit der Diamond Princess. Mit zehn Toten und mehr als 700 Infizierten wurde das Schiff von Princess Cruises zum Corona-Hotspot. Und nach vier Todesfällen an Bord, ging die Carnival-Tochter „MS Zaandam“ auf eine lange Irrfahrt, bis sie vor Fort Lauderdale in Florida vor Anker gehen durfte. Die Kreuzfahrt wurde zu einem Symbol der Krise. Seit Jahresbeginn brachen die Börsenwerte um viele Milliarden ein. Allein Carnival schrieb im zweiten Quartal einen Verlust von 4,4 Milliarden Dollar. Durch den weltweiten Lockdown kam das Geschäft komplett zum Erliegen. Die Fixkosten aber blieben auch in der Zeit ohne Einnahmen.

    Während die meisten Passagiere so schnell wie möglich in ihre Heimatländer ausgeflogen wurden, mussten viele Besatzungsmitglieder auf den Schiffen ausharren. Noch immer sind es Zehntausende. „Der Grund für die schleppende Repatriierung der Besatzungsmitglieder liegt in den coronabedingten Reisebeschränkungen der Regierungen der Heimatländer, welche es häufig nicht zulassen, ihre eigenen Landsleute wieder einreisen zu lassen“, erklärt Helge Grammersdorf.

    Aida-Cruises meldet zehn Infizierte Crewmitglieder

    Wann es mit der Kreuzfahrt wieder so richtig losgeht, wird sich zeigen. Am Freitag meldete Aida Cruises zehn mit Corona infizierte Crew-Mitglieder. Am vergangenen Mittwoch waren 750 Besatzungsmitglieder aus Asien mit drei Flugzeugen auf dem Flughafen Rostock-Laage angekommen. Zwei Flieger kamen aus Jakarta (Indonesien) und einer aus Manila (Philippinen). Es sei davon auszugehen, dass die Infizierten an Bord der Maschine aus Manila waren, hieß es.

    Das Unternehmen hält allerdings trotzdem an den geplanten Kurz-Kreuzfahrten fest. Die betroffenen Mitarbeiter befänden sich in strenger Einzelisolation an Bord eines der beiden Schiffe, die derzeit im Rostocker Seehafen liegen, sagte ein Aida-Sprecher. Neun von ihnen seien völlig symptomfrei, eine Person habe leichte Symptome. Die Testergebnisse zeigten, dass die Präventionsmaßnahmen gegriffen hätten, hieß es von Unternehmensseite weiter. Alle weiteren Besatzungsmitglieder befänden sich ebenfalls in Isolation an Bord der Schiffe und würden erneut auf Covid-19 getestet.

    Die „AIDAmar“ und die „AIDAblu“ stünden nicht unter Quarantäne, allerdings seien alle Landgänge gestrichen. Entscheidend sei die Sicherheit der Gäste, Mitarbeiter und Zulieferer, erklärte der Unternehmenssprecher weiter. Die entsprechenden Prozeduren würden weiter streng fortgeführt. „Es wird ein sehr vorsichtiger und sehr langsamer Neustart werden.“ (mit dpa)

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