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Tipps für Studienabbrecher: Vom Campus in die Lehre

Tipps für Studienabbrecher

Vom Campus in die Lehre

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    Schlechte Noten, falsche Fachrichtung: Es kann viele Gründe geben, warum man sein Studium abbricht. Trotzdem sollte man sich nach einem solchen Schritt nicht als Verlierer fühlen. In vielen Branchen haben Studienabbrecher gute Chancen, einen Job zu bekommen.
    Schlechte Noten, falsche Fachrichtung: Es kann viele Gründe geben, warum man sein Studium abbricht. Trotzdem sollte man sich nach einem solchen Schritt nicht als Verlierer fühlen. In vielen Branchen haben Studienabbrecher gute Chancen, einen Job zu bekommen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Martin Bauer (Name geändert) hat Probleme im Studium. Er ist durch mehrere Prüfungen gefallen und tut sich auch sonst schwer an der Hochschule. Seine Dozenten in Augsburg bekamen mit, dass es bei ihm nicht gut läuft. Bauer wurde zum Gespräch eingeladen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Aktuell geht es darum, ob er sein Studium abbricht und stattdessen eine verkürzte Ausbildung im Handwerk anfangen kann.

    An Universitäten bricht jeder Dritte ab, an Hochschulen jeder Vierte

    Martin Bauer ist kein Einzelfall. Bundesweit kommen 28 Prozent der Bachelor-Studenten nicht zum Ziel. An Universitäten gibt jeder Dritte auf, an Hochschulen für angewandte Wissenschaften jeder Vierte. Das ergeben aktuelle Studien.

    Bislang verschwinden diese Studenten irgendwann und irgendwie vom Campus. Keiner weiß genau wohin. Denn die Universitäten und Hochschulen ermitteln keine exakten Zahlen über ihre Studienabbrecher. Es gibt allenfalls vage Schätzungen. An der Uni Augsburg geht man von einer Schwundquote von knapp 21 Prozent aus – beim Vergleich von Studienanfängern und Absolventen eines Jahrgangs. Ob die verschwunden Studenten aber wirklich aufgegeben haben, bleibt unklar. Möglicherweise haben sie nur den Studiengang gewechselt, oder sie sind an eine andere Hochschule gegangen.

    An der Hochschule Augsburg müssen etwa zehn bis 15 Prozent der Studierenden eines Jahrgangs zwangsweise exmatrikuliert werden, weil sie die Prüfungen nicht schaffen. „In Fächern wie Architektur, die eine Aufnahmeprüfung haben, ist die Abbrecherquote geringer“, sagt Pressesprecherin Christine Lüdke.

    Ein großes Problem ist generell, an die Studienabbrecher heranzukommen, um ihnen weiterzuhelfen. Viele teilen ihren Ausstieg und die Gründe dafür nicht mit. „Viele melden sich auch nicht von alleine zur Beratung an“, sagt Ulrich Thalhofer, Vizepräsident der Hochschule Augsburg.

    "Studienabbrecher sind keine Loser"

    Dabei sind sich Experten einig: Niemand muss sich schämen, wenn er feststellt, dass er für eine berufliche Laufbahn als Akademiker nicht geeignet ist. „Studienabbrecher sind keine Loser“, betont Manfred Lang, bei der Industrie- und Handelskammer für Schwaben zuständig für berufliche Bildung. Nach seinen Erfahrungen bringen viele der Betroffenen neben dem Abitur auch andere ausbaufähige Qualitäten mit.

    In einigen Branchen sind Studienabbrecher inzwischen sogar sehr begehrt. Beispielsweise in der IT-Branche, in der Fachkräfte sehr gesucht sind. Bei Stellenangeboten wird dieser Personenkreis oft explizit angesprochen. Jobangebote laufen nach dem Tenor: „Wir nehmen gerne auch Studienabbrecher.“ Professor Thalhofer sagt aber: „Ich würde jedem raten, dass er eine Ausbildung fertig macht.“

    Wer als Studienabbrecher aktiv Hilfe sucht, bekommt sie auch. Doch offenbar tun das längst nicht alle. Laut Uni-Pressesprecher Klaus Prem informieren sich in der Zentralen Studienberatung zwischen 10 und 20 Prozent der ratsuchenden Studenten mit Problemen im Studium über einen Wechsel in einen anderen Ausbildungsweg. Die Experten weisen dann auf Beratungsstellen und Vermittlungsangebote der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer hin. Im Vordergrund steht laut Prem aber die Kooperation mit der Agentur für Arbeit. Die Besonderheit: Zwei Mitarbeiterinnen des Hochschulteams der

    Komplizierter wird es, wenn sich Studienabbrecher nicht von selber an Bildungsexperten wenden. An der Hochschule ist nun ein dreiköpfiges Team in der Verwaltung damit beschäftigt, die wirkliche Zahl genauer zu ermitteln. Denn bislang kann man nur in Einzelfällen, wo Probleme bekannt werden, gezielt tätig werden. Der Bedarf für mehr Hilfe wäre wohl da.

    Bei der Handwerkskammer gingen zwischen Januar und August 135 Anfragen von Studienabbrechern ein, die nach beruflichen Alternativen suchten. Aktuell versucht man dort, sechs Betroffene in Handwerksberufe zu vermitteln. Wichtig sei es, für diese schon etwas älteren Bewerber passgenau das richtige Berufsbild zu finden und möglichst gleich auch das passende Unternehmen, sagt Rainer Hüls, Leiter der Abteilung Weiterbildung bei der Kammer. Ziel sei nun, die Hilfsangebote übergreifend zu systematisieren.

    Zentrale Beratungsstelle als neues Projekt

    Die Hochschulen in Schwaben, die Universität, Arbeitsagentur, IHK und Handwerkskammer wollen gemeinsam ein individuelles Beratungs- und Orientierungskonzept erarbeiten. Es soll rasch und unbürokratisch junge Menschen kompetent beraten und mit passenden Unternehmen in Kontakt bringen. Hüls: „Wir bemühen uns darum, für diesen Personenkreis eine eigene Beratungsstelle einzurichten.“ Die Gespräche laufen. Voraussichtlich im Oktober sollen erste Ergebnisse vorliegen.

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