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Tierversuche: Grafiken: So werden Tiere für Tierversuche in Deutschland eingesetzt

Tierversuche

Grafiken: So werden Tiere für Tierversuche in Deutschland eingesetzt

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    Auch Affen werden für Tierversuche eingesetzt.
    Auch Affen werden für Tierversuche eingesetzt. Foto: Marijan Murat, dpa (Archiv)

    Das sprichwörtliche "Versuchskaninchen" ist in deutschen Laboren Alltag. Tiere werden untersucht, um Aufschluss über Krankheiten wie Krebs zu gewinnen oder um neue Medikamente zu testen. Darunter auch der Corona-Impfstoff. Für die Sicherheit der Menschen erleben Kaninchen, Ratten und Mäuse in den Laboren Nebenwirkungen und Krankheiten. Andere werden schon vor dem eigentlichen Versuch getötet. So können Wissenschaftler die Kadaver untersuchen. Insgesamt ist die Zahl der Tierversuche in Deutschland zwar rückläufig. Doch Kritik von Tierschutzverbänden bleibt deshalb nicht aus.

    Mäuse, Ratten und Fische werden besonders häufig für Tierversuche eingesetzt

    Vor allem bei Mäusen macht sich der Rückgang bemerkbar. Wurden im Jahr 2018 deutschlandweit noch 1.539.575 Mäuse bei Versuchen eingesetzt, lag die Zahl 2019 bei 1.438.336. Das hat großen Einfluss auf die Gesamtzahl. Denn Nagetiere wie Ratten und Mäuse machen den größten Teil der Versuchstiere aus - etwa 75 Prozent.

    Auch Fische müssen häufig für Untersuchungen herhalten. Hier stieg die Zahl im vergangenen Jahr - deutlich sogar. Als Grund nennt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Viele Fische werden verwendet, um die Auswirkung von Wasserkraftanlagen zu testen.

    Andere Tiere, die für Versuche heralten müssen: Kaninchen, Vögel, Hunde, Katzen sowie Affen und Halbaffen. Menschenaffen werden in Deutschland seit 1991 nicht mehr zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzt.

    „Klar ist: Tierversuche müssen auf das absolut notwendige Maß beschränkt werden“, heißt es vom BMEL. „Und dennoch zeigt gerade auch die Corona-Pandemie, dass auf den Einsatz von Tieren für wissenschaftliche Zwecke noch nicht gänzlich verzichtet werden kann.“

    Auch bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen wurden Tierversuche vorgenommen. Denn: Bevor ein potentielles Vakzin ersten menschlichen Probanden verabreicht werden kann, muss es an Tieren getestet werden. Dabei macht die Qualitäts- und Sicherheitskontrolle von Medikamenten nur 22 Prozent der durchgeführten Tierversuche aus.

    Größtenteils werden sie in der Grundlagenforschung eingesetzt. Dazu zählt beispielsweise die Untersuchung des Immun- und Nervensystems. Unter „sonstigen Zwecken“ listet das BMEL beispielsweise die "Aus- oder Weiterbildung" oder "Zucht von genetisch veränderten Tieren". Nur 13 Prozent der Tierversuche werden für die Erforschung von menschlichen Erkrankungen durchgeführt.

    Die Regierung will langfristig Tierversuche durch Alternativen ersetzen

    Dabei steht die Untersuchung von Krebs im Vordergrund. Hier werden mehr als drei Mal so oft Tierversuche eingesetzt wie beispielsweise für Nerven- und Geisteserkrankungen. Für deren Erforschung wurden 2019 die zweitmeisten Tierversuche genehmigt.

    Von den Versuchen enden laut Ministerium nur sechs Prozent tödlich. Ein schwerer Verlauf tritt bei fünf Prozent der Fälle auf. Beim größten Teil der Versuche bleibt die Belastung gering. Was unter "geringer Belastung" zu verstehen ist, spezifiziert das BMEL nicht.

    Die Statistik erfasst nur Tiere, die während des Versuchs sterben. Ein großer Teil wird jedoch schon vor dem eigentlichen Versuch getötet. Das soll Wissenschaftlern ermöglichen, die Kadaver zu untersuchen. Etwa ein Viertel der Versuche werden mit toten Tieren durchgeführt.

    Das BMEL will deshalb langfristig Tierversuche durch Alternativen ersetzen. Aktuell fördert das Ministerium deshalb das "Bundesinstitut für Risikobewertung" mit etwa 400.000 Euro jährlich und unterstützt die "Stiftung zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen" mit 100.000 Euro im Jahr. Außerdem betreibt die Regierung das "Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren". Kosten: Etwa 1,5 Millionen Euro im Jahr.

    Augsburg steht aktuell im Zentrum der Kritik von Tierschützern

    Tierschützern reicht das nicht. „Selbst in dieser Krisensituation wird auf das archaische System Tierversuch gesetzt und werden massenhaft Fördergelder verschwendet, um diese nicht zielführende Forschung zu finanzieren“, sagt Dr. Tamara Zietek, Wissenschaftskoordinatorin des Verbands "Ärzte gegen Tierversuche".

    Die Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“ halten  regelmäßig Mahnwache vor der Uniklinik. Die Aktivisten bekommen inzwischen Unterstützung von verschiedenen Seiten.
    Die Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“ halten regelmäßig Mahnwache vor der Uniklinik. Die Aktivisten bekommen inzwischen Unterstützung von verschiedenen Seiten. Foto: Klaus Rainer Krieger

    „Viel sinnvoller wäre es, diejenigen Forscher zu unterstützen, die verlässliche humanbasierte In-Vitro-Methoden entwickeln, um die Mechanismen der Virusinfektion zu erforschen und wirksame Medikamente zu identifizieren.“ Als Beispiel nennt der Verband dreidimensionale menschliche Lungenmodelle, die mittels 3D-Druck hergestellt werden können. Sie seien geeignet, um Infektionsforschung zu betreiben, auch mit diversen grippeartigen Viren.

    Im Zentrum der Kritik steht gerade auch die Uniklinik Augsburg. Dort ist ein neues Tierveruchszentrum in Planung, das voraussichtlich im Jahr 2028 oder 2029 in Betrieb gehen soll. Bisher wurden an der Augsburger Uniklinik keine Tierversuche durchgeführt.

    In anderen Teilen Bayerns ist die Zahl der Tierversuche rückläufig

    Auf rund 1640 Quadratmeter sollen dort Tiere in Käfigen untergebracht und Untersuchungen durchgeführt werden. „Obwohl noch nicht einmal klar ist, welche Forscher an den Medizin-Campus kommen werden, wird ein Tierversuchslabor ‚ins Blaue‘ hinein geplant“, so die Kritik von Rosmarie Lautenbacher, Ärztin aus Augsburg und Mitglied des erweiterten Vorstands von Ärzte gegen Tierversuche.

    So sehen die Pläne für das „Zentrum für integrierte und translationale Forschung“ in Augsburg aus.
    So sehen die Pläne für das „Zentrum für integrierte und translationale Forschung“ in Augsburg aus. Foto: Nova Architekten

    In anderen Teilen Bayerns ist die Zahl der Tierversuche rückläufig. Die Regierungen von Oberbayern und Unterfranken teilten auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur mit, dass dort im Jahr 2019 282 Tierversuche genehmigt wurden. Im Jahr zuvor waren es 354 Genehmigungen gewesen.

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