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Thermomix: Wie ein Küchengerät namens Thermomix Deutschland spaltet

Thermomix

Wie ein Küchengerät namens Thermomix Deutschland spaltet

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    Der Thermomix kocht, hakt, knetet – und noch viel mehr. Bei der Stiftung Warentest schafft es die Küchenmaschine aber nur auf Platz vier.
    Der Thermomix kocht, hakt, knetet – und noch viel mehr. Bei der Stiftung Warentest schafft es die Küchenmaschine aber nur auf Platz vier. Foto: dpa/tmn

    Es war ein Geschenk zur Hochzeit. Die Braut beäugte das große Paket gespannt, befreite es vom Geschenkpapier – und stieß einen lauten Freudenjuchzer aus. „Endlich!“ Der Ehemann dagegen hatte nur entsetztes Stöhnen übrig für das, was er da erblickte. „Ein Thermomix? Bitte nicht!“

    Ja, diese Küchenmaschine ist ein Thema für sich. Nicht nur, weil sie kochen, dampfgaren, kneten, mahlen und wiegen kann, und, und und. Nein, der Thermomix ist mehr: Statussymbol und Hassobjekt, ein Ding, das die einen vergöttern und die anderen verabscheuen.

    Warum ein Thermomix polarisiert wie ein iPhone

    Denn ja, diese Küchenmaschine spaltet Familien und Freundeskreise: In jene, die verzückt davon berichten, dass sie ohne dieses Wunderding nicht mehr sein wollen, weil es automatisch kocht, den besten Hefeteig aller Zeit knetet und das Gemüse so knackig dünstet. Und dann sind da die anderen, die nur verächtlich die Nase rümpfen. Darüber, dass man sich einen klobigen Mixer in die Küche stellt, wo man mit Töpfen, Pfannen und Schüsseln doch das Gleiche zustande bringt. Dass einen solchen Automat zu bedienen ja gar nichts mit Kochen zu tun habe. Und dass ja ohnehin verrückt sein müsse, wer für so eine überteuerte Maschine ohne Seele so viel Geld ausgibt. Ähnlich polarisiert wie der Wunderkessel aus Wuppertal, produziert von der Staubsauger-Firma Vorwerk, hat wohl nur das iPhone.

    Woran das liegt? Sebastian Wolter von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) versucht sich in Erklärungen. Sagt, dass die Deutschen zunehmend darauf achten, was in ihrem Essen steckt, dass sie sich gesund ernähren, mit dem Kochen aber nicht viel Zeit verlieren wollen. Und dass die Schmerzgrenze gesunken ist. Viele geben 20000 Euro und mehr für eine Küche aus. Darin darf auch kein billiger Mixer stehen.

    Thermomix: Designobjekt, Statussymbol, Lifestyle

    Die Küchenmaschine, sagt Hermann Hutter, ist das, was vor ein paar Jahren der Kaffeevollautomat war. Designobjekt, Statussymbol, Lifestyle. „Die Leute haben doch sonst alles“, sagt Hutter, der das Kaufhaus Abt mit Standorten in Ulm und Günzburg führt. Also kauft der Mann einen Weber-Grill für 2000 Euro – und die Frau gibt halb so viel für den Thermomix aus.

    Erst recht, seit das neue Modell das Kochen digitalisiert hat. „Die klassische Küchenmaschine hat ausgedient“, sagt Hutter. Die Zukunft ist multifunktional, mit Touch-Display und Speicherchip ausgestattet. Beim Thermomix gibt dieser vor, welche Zutaten der Nutzer für welches Rezept zugeben muss – und wie viel davon. „Guided Cooking“ nennt das Vorwerk, „Kochen für Dumme“ bezeichnen es andere verächtlich.

    Die Zahlen aber sprechen eine andere Sprache. Das neue Modell hat sich binnen zehn Monaten weltweit eine Million Mal verkauft. Ein Thermomix im Schnitt alle 30 Sekunden. Wartezeit: bis zu 13 Wochen. In Portugal, wo das Gerät „Bimby“ heißt, steht es in 40 Prozent der Haushalte. Obwohl es den Kochmixer nicht im Laden oder online gibt. Wer ihn haben will, muss zu einer Verkaufsparty. „Erlebniskochen“ heißt das im Thermomix-Deutsch. Für Marktforscher Wolter ist das einer der Erfolgsfaktoren. Wenn Leute erleben, wie das Gerät gleichzeitig Kartoffeln kocht und Fisch dünstet, wie es in kürzester Zeit Teig knetet, Eis mixt und einen Aufstrich rührt, weckt das Begeisterung. „Das würde nicht klappen, wenn das Gerät im Laden steht.“

    Aldi hat es zuletzt versucht, mit einem Thermomix-Klon für 199 Euro. Handgreiflichkeiten in einzelnen Filialen waren die Folge. Und das alles wegen einer Küchenmaschine. Das verstehe, wer will...

    Thermomix: Die Küchenmaschine, die alles kann? 

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