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Telefon: Telekom erneuert alte Verträge - Kunden haben keine Wahl

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Telekom erneuert alte Verträge - Kunden haben keine Wahl

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    Tausende Telefonkunden mit älteren Telekom-Verträgen bekommen in diesen Tagen Post: Sie sollen ihre Verträge umstellen.
    Tausende Telefonkunden mit älteren Telekom-Verträgen bekommen in diesen Tagen Post: Sie sollen ihre Verträge umstellen. Foto: fotolia

    Zigtausend Telefonkunden mit älteren Telekom-Verträgen bekommen in nächster Zeit magentafarben beschriftete Post, über die sie sich zunächst nicht besonders freuen dürften: Der Konzern bittet seine Kunden in dem Schreiben, ihre Verträge umzustellen. Hintergrund ist eine grundlegende Renovierung des Netzes. Reagieren die Empfänger nicht auf den Appell, droht in allerletzter Konsequenz die Kündigung. Damit wären Telefon und Internet tot.

    Zwangsumstellung bei der Telekom?

    Eine gefühlte Zwangsumstellung? Das kann man einerseits so sehen. Andererseits haben auch die Verbraucher etwas davon, wenn sie nicht mehr auf Uralt-Technologie angewiesen sind, sondern ein modernes, internetbasiertes Netz nutzen können: Sie genießen unter anderem mehr Geschwindigkeit im Web oder eine bessere Sprachqualität beim Telefonieren. Außerdem sind der typische Kabelsalat und der kleine Gerätewald rund um die Telefonbuchse Geschichte. Die Telekom verspricht ferner, dass acht von zehn Kunden entweder mehr Leistung für das gleiche Geld erhalten oder weniger zahlen.

    Das glaubt man gerne, da gerade Menschen, die vor ewigen Zeiten einen Telefonvertrag geschlossen haben, oft vergleichsweise hohe Gebühren aufwenden müssen. Sie haben in der Regel nicht vom Wettbewerb und dem damit verbundenen Preisrutsch der vergangenen Jahre profitiert. Monatliche Kosten von 40 Euro und mehr sind beispielsweise für langjährige ISDN-Kunden – vermutlich die Hauptbetroffenen der Umstellung – keine Seltenheit. Dafür gibt es im Jahr 2015 eigentlich eine Telefon-Flatrate ins Festnetz und superschnelles Internet dazu. Sofern die Versorgung überhaupt gewährleistet ist, versteht sich. Die weiter vorhandenen „weißen Flecken“ gerade im ländlichen Raum sind ein anderes, noch schwierigeres Thema.

    Der Telekom geht es mit der Umstellung wie ihren Kunden: nicht schön, aber unumgänglich. Wettbewerber wie Vodafone haben den unpopulären Umzug schon vollzogen. Andere, wie Mnet, locken mit einer komplett neu aufgebauten Glasfaser-Infrastruktur, die Höchstgeschwindigkeiten erlaubt. Unbestritten unter Experten ist: Das alte Netz kann den riesigen Datenhunger von heute und morgen nicht mehr stillen. Bis zum Jahr 2018 werde sich das Volumen verdreifacht und die Zahl der onlinefähigen Geräte vervierfacht haben.

    Die meisten Verbraucher spüren selbst, wenn sie mit Schnecken-DSL abgehängt werden. Sie buchen aktiv mehr Leistung – bei der Telekom oder anderswo – und warten nicht auf Initiativen von Anbietern. Allein im Jahr 2014 hat sich die Zahl der Telekom-Kunden, die das internetbasierte Netz nutzen, verdoppelt. Insgesamt fahren schon rund sechs Millionen Telekom-Kunden auf der „IP“-Datenautobahn, 15 Millionen noch nicht.

    Keine technischen Störungen bei den Kunden

    Derzeit werden gut 60000 Telekom-Anschlüsse pro Woche fit gemacht für die Zukunft. Das funktioniert nicht immer reibungslos. Im Sommer 2014 kam es zu teils drastischen Störungen und Ausfällen, die einen Sturm der Entrüstung nach sich zogen. Grund waren technische Probleme. „Das darf, das wird nicht mehr passieren“, sagt der Telekom-Manager Martin Bouchard.

    Beim Kunden selbst verläuft die Umstellung nach bisherigen Erfahrungen angeblich reibungslos. In 99,8 Prozent der Fälle soll es keinerlei Beanstandungen geben. Neun von zehn Kunden schafften den Umstieg ohne die Hilfe eines Technikers. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung, die der Konzern Umsteigern zusendet, lässt in der Tat auf ein recht einfaches Prozedere schließen. Aber man weiß ja nie.

    Im Jahr 2018 soll das komplette Telekom-Netz definitiv mit allen Kunden umgestellt sein. „Dann ziehen wir den Stecker“, wird Deutschland-Chef Niek Jan van Damme zitiert. Akut wird es im Moment für bundesweit rund 270000 Menschen, die aus technischen Gründen bis Ende 2016 neue Verträge abgeschlossen haben müssen und nun nach und nach angeschrieben wurden oder werden. Auch in Augsburg (nur im Stadtgebiet, nicht in der Region) gibt es Betroffene, für die dieses strenge Limit gilt; die Telekom spricht von „einigen hundert“. Diese Kunden erwartet folgendes: Sie werden vier Monate vor der Quasi-Abschaltung schriftlich kontaktiert, dann noch mal drei Monate vorher, ein letztes Mal sechs Wochen vorher. Stimmt der Kunde der Vertragsänderung nicht zu, wird er, so die Ultima Ratio, seitens der Telekom gekündigt. Die Firma darf ihm rein rechtlich nicht einfach ein neues Kontrakt mit einem neuen Produkt aufzwingen.

    Telekom-Kunden akzeptieren neuen Tarif

    Wie verhalten sich bislang Kunden, die aus Sicht mancher Kritiker vor die Wahl „friss oder stirb“ gestellt werden? Erstaunlich unaufgeregt und folgsam, wenn man den Daten der Telekom traut. Demnach wählen 90 Prozent von sich aus den neuen Tarif, drei Prozent nehmen die Kündigung in Kauf und nur sechs Prozent wechseln zu einem anderen Anbieter. Diese gibt es – das darf in der ganzen Geschichte nicht vergessen werden – ja auch noch. Es lohnt sich laut Tarifexperten generell, im hart umkämpften Internetgeschäft Angebote der zahlreichen Wettbewerber zu prüfen.

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