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Technologie: Das schwarze Gold-Jahr

Technologie

Das schwarze Gold-Jahr

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    Robert Koehler
    Robert Koehler

    Meitingen Wenn Historiker in 20 Jahren auf 2011 und die Entwicklung im Raum Augsburg zurückblicken, könnten sie vom Durchbruch einer neuen Technologie sprechen. Sie werden wohl notieren, dass in der durch den Niedergang der Textilindustrie einst schwer gezeichneten Region Weichenstellungen für die Wiedergeburt der Branche in neuem Gewand gestellt wurden. Die heutige Textilkunst ist schwarz. Sie stützt sich auf ein Material in dieser Farbe, das herausragende Eigenschaften besitzt: die auf Kohlenstoff gründenden Faserverbundwerkstoffe sind leicht, dennoch steif und korrosionsbeständig. Dank des „schwarzen Golds“ verbrauchen Maschinen weniger Energie.

    Nach der Luft- und Raumfahrtindustrie soll die Technik die Autoindustrie erobern. Einer der großen Treiber des Leichtbau-Themas ist Robert Koehler, Chef des Wiesbadener Kohlenstoffspezialisten SGL Group, der den Bundesligaaufsteiger FC Augsburg kräftig sponsern wird. Im nahen Meitingen unterhält der Konzern einen Standort mit 1300 Mitarbeitern. Dort hat er in den vergangenen Jahren weltweit sein Forscherteam konzentriert, das rund 150 Experten umfasst. Die Techniker arbeiten daran, den Werkstoff für weitere Anwendungen zu erschließen. Vor allem aber will SGL mit dem in der Region Augsburg erarbeiteten Wissen auf der Weltrangliste der Branche weiter nach oben kommen. Für Koehler ist der Sprung von derzeit Platz fünf auf Rang drei „programmiert“. Damit würde sich das Unternehmen hinter japanischen Konkurrenten in der Spitzengruppe befinden. SGL könnte als einzig europäischer Anbieter den Rivalen aus Japan und den USA endgültig die Stirn bieten.

    Bei der Aufholjagd spielt der Standort Meitingen eine zentrale Rolle. Dort wurde gestern eine für elf Millionen Euro gebaute Pilotanlage eingeweiht, mit der Hochleistungsfasern für die Luftfahrtindustrie entwickelt werden. SGL will mit dem Projekt stärker von der wachsenden

    Wenn sich Historiker in 20 Jahren mit der Region Augsburg befassen, könnten sie erkennen, dass 2011 das eigentliche Geburtsjahr des in der Stadt beheimateten Innovationsparks für die neue schwarze Kunst war. Dabei wird der Blick auf ein Technologiezentrum fallen, in dem sich Mittelständler ansiedeln können, um von den Erkenntnissen der Forscher zu profitieren.

    Den Namen Koehler werden die Historiker in den Quellen häufiger vorfinden. Es wird von einem „durchsetzungsstarken“ Manager die Rede sein, dem politisch gut vernetzten „Mister Carbon der Region“. Zu gerne besäße man die Fähigkeit, in die Zukunft zu reisen, um in Erfahrung zu bringen, ob die wiederholten Appelle des SGL-Chefs an die Politik gefruchtet haben. Er fordert unablässig günstigere Energiepreise für die Industrie.

    Auch bei der gestrigen Veranstaltung in Meitingen sprach der SGL-Boss (was unter Managern großer Aktiengesellschaften Seltenheitswert genießt) Klartext. Dabei machte er deutlich, wie sehr ihm die derzeitige Industriepolitik in Deutschland missfällt. „Ohne bessere Rahmenbedingungen werden wir keine Produktionsanlage für Carbonfasern in

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