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Tarifverhandlungen: GDL und Bahn verhandeln: Drohen wieder Bahnstreiks?

Tarifverhandlungen

GDL und Bahn verhandeln: Drohen wieder Bahnstreiks?

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    Leere Gleise: Beim Bahnstreik 2014/2015 legte die GDL mehrfach den Zugverkehr 
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    Leere Gleise: Beim Bahnstreik 2014/2015 legte die GDL mehrfach den Zugverkehr lahm. Foto: Alexander Kaya

    Es ist eine Nachricht, die Bahnfahrer im ersten Moment aufschrecken lässt. Die Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn verhandeln wieder.

    Zuletzt war das 2014/2015 der Fall. Damals zogen sich die Verhandlungen über Monate. Insgesamt neun Mal legten Angestellte der Bahn die Arbeit nieder - und den Zugverkehr in Deutschland in großen Teilen lahm. Die Frage lautet also: Kommt all das jetzt wieder? Ein Überblick.

    Worum geht es in den aktuellen Verhandlungen?

    Seit Montag verhandeln die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer und die Deutsche Bahn wieder. In den aktuellen Tarifverhandlungen geht es vor allem um drei Themen: Arbeitszeit, Freizeit und Gehalt. Bis November sind zunächst drei Verhandlungsrunden angesetzt.

    Eine Woche nach der GDL nimmt die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit der Bahn am Verhandlungstisch Platz. Sie verlangt bis zu sieben Prozent mehr Geld für die Beschäftigten - wobei die Mitglieder jeweils für sich entscheiden sollen, ob sie 2,5 Prozent davon in Form von mehr Urlaub oder einer kürzeren Wochenarbeitszeit wollen.

    Was fordert die Lokführergewerkschaft GDL?

    Die GDL fordert für ihre Mitglieder vier Prozent mehr Lohn. Das Gehalt ist für die Gewerkschaft in dieser Tarifrunde allerdings nicht der entscheidende Punkt: Mehr Freizeit sei der GDL diesmal wichtiger als Geld, betonen die Verantwortlichen. Konkret fordert die GDL bessere Schichtrhythmen und mehr Planbarkeit bei den Ruhezeiten. Wer morgens von der Nachtschicht nach Hause komme, dürfe nicht erst dann erfahren, wann er am Abend wieder den Dienst antreten müsse, hat GDL-Chef Claus Weselsky mehrfach betont.

    Diese Rechte haben Bahnfahrer bei einem Bahn-Streik

    Diese Rechte haben Bahnkunden im Fall eines Streiks bei der Bahn:

    Falls der Zug ausfällt, kann man in einen anderen Zug einsteigen, auch wenn er teurer und schneller ist. Denn nach Auskunft der Bahn dürfen Reisende einen höherwertigen Zug nutzen, wenn der ursprünglich gebuchte Zug nicht fährt.

    Bei zuggebundenen Tickets werde die Zugbindung aufgehoben, erklärte die Bahn zuletzt. Ausgenommen seien Länder-Tickets, manche regionale Angebote sowie reservierungspflichtige Züge, hieß es.

    Kunden, die von streikbedingten Zugausfällen oder Verspätungen betroffen sind, können sich ihre Fahrkarte und Reservierung kostenlos erstatten lassen. Das geht etwa in den DB-Reisezentren.

    Online-Tickets können über ein Formular im Internet erstattet werden.

    Bahnreisende bekommen einen Teil ihres Ticketpreises zurück, wenn sich ihr Zug wegen eines Streiks bei der Deutschen Bahn um mehr als 60 Minuten verspätet.

    Ab 60 Minuten Verspätung erhalten Bahnkunden 25 Prozent des Reisepreises zurück, ab 120 Minuten werden demnach sogar 50 Prozent des Preises erstattet.

    Die Bahn kann in diesem Fall keine höhere Gewalt geltend machen. Das entschied der Europäische Gerichtshof im September 2013 (Rechtssache C-509/11).

    Als Bahnreisender kann man sich informieren, ob der eigene Zug von dem Bahn-Streik betroffen ist. Aktuelle Informationen gibt es unter www.bahn.de/aktuell.

    Aus Sicht der GDL hat die Bahn "massive Arbeitszeitprobleme". Zehntausende Überstunden würden mit Geld ausgeglichen oder auf Langzeitkonten verschoben. Zusätzliche freie Tage als echten Freizeitausgleich gebe es kaum. Allein im Fernverkehr fehlten 150 Zugbegleiter, auch an Lokführern mangele es.

    Die Lokführergewerkschaft fordert, Ruhetage der Beschäftigten bis zu ein Jahr im Voraus festzulegen. Pro Arbeitswoche solle es zwei zusammenhängende Ruhetage geben. Jedes zweite Wochenende solle frei sein. "Wir sind davon überzeugt, dass das Forderungspaket den dringend notwendigen Verbesserungen für mehr Planbarkeit und daraus resultierend mehr Lebensqualität Rechnung trägt", sagte Weselsky.

    Wie reagiert die Bahn?

    Die erste Verhandlungsrunde am Montag ist ohne Ergebnis geblieben. Die Bahn hat die Forderungen der Gewerkschaft als "nicht finanzierbar" und "nicht praktikabel" zurückgewiesen. Die vier Prozent mehr Lohn, die die GDL fordert, würden einer Steigerung von sechs Prozent entsprechen, da Verschiebungen in den Entgeltstaffeln hinzukämen. Zugleich hat Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber angekündigt, bis zur zweiten Runde am 25. Oktober ein Verhandlungsangebot vorzulegen: "Mir ist wichtig, dass wir am Verhandlungstisch zu Ergebnissen kommen."

    Weiter betonte Weber, die Bahn sei beim zugesagten Abbau der angesammelten Überstunden und beim Einsatz zusätzlichen Personals "deutlich vorangekommen". In den vergangenen vier Jahren seien "massiv neue Mitarbeiter von extern eingestellt" worden - bundesweit 2200 Lokführer vom Arbeitsmarkt und 2200 Auszubildende. In diesem Jahr seien 1200 Neuzugänge geplant.

    Die Bahn hat im vorigen Jahr rote Zahlen geschrieben und kämpft mit hohen Schulden. Streiks will der Bundeskonzern verhindern, denn sie würden ein Kernziel des Qualitätsprogramms "Zukunft Bahn" gefährden: pünktliche Züge.

    Drohen nun erneut Bahnstreiks?

    GDL-Chef Weselsky hat deutlich gemacht, dass er spätestens in der zweiten Verhandlungsrunde - wie von der Bahn angekündigt - ein Angebot erwartet. Sollte es in den ersten drei Verhandlungsrunden bis November kein Ergebnis geben, seien Warnstreiks im Weihnachtsverkehr möglich, sagte Weselsky. Das Thema Streiks steht also wieder im Raum.

    Ein heißer Herbst scheint indes nicht zu drohen. In den Wochen vor dem ersten Treffen mit der Bahn hat Weselsky mehrmach betont, verhandeln und nicht streiken zu wollen. "Alle Seiten haben ihre Lehren aus dem letzten Tarifstreit gezogen", sagte Weselsky dem Tagesspiegel . Eine Eskalation solle vermieden werden - zunächst. "Wir haben bewiesen, dass wir uns auseinander- und durchsetzen können", äußerte sich der GDL-Chef gegenüber der Passauer Neuen Presse . "Ich gehe davon aus, wir brauchen keinen erneuten Beweis dafür." mit dpa/afp

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