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Stuttgart: Stühlerücken bei Daimler: Möglicher Kronprinz verlässt Konzern

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Stühlerücken bei Daimler: Möglicher Kronprinz verlässt Konzern

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    Andreas Renschler kehrt Daimler nun den Rücken. Für den Konzern kommt dieser Zeitpunkt ungünstig.
    Andreas Renschler kehrt Daimler nun den Rücken. Für den Konzern kommt dieser Zeitpunkt ungünstig. Foto: Sebastiao Moreira (dpa)

    Bei Daimler herrscht gleich zu Jahresanfang schon wieder viel Unruhe. Grund ist der völlig überraschende Abgang von

    Renschler verlasse den Konzern "aus persönlichen Gründen", heißt es bei Daimler lediglich. Welche das sein könnten - darüber wird noch noch heftig spekuliert. Die "Stuttgarter Zeitung" berichtete am Mittwoch etwa über einen möglichen Wechsel zur Nutzfahrzeugsparte von VW. Renschler war vor nicht einmal einem Jahr Knall auf Fall zum Produktionsvorstand ernannt worden - davor war er Nutzfahrzeugchef gewesen.

    "Wenn ich einen solchen Topmann im Nutzfahrzeugbereich habe, dann ist das am Ende des Tages keine richtige Entscheidung gewesen", hieß es am Mittwoch aus dem Umfeld des Unternehmens. Konzernchef Zetsche verliere in Renschler einen wichtigen Manager.

    Er brachte auch Smart auf Kurs

    Tatsächlich hatte der Schwabe, der bereits Ende der 1980er Jahre zu Daimler kam, im Konzern einen guten Stand. Während seiner Zeit dort baute er nicht nur das erste Auslandswerk von Mercedes-Benz in den USA auf, er brachte auch die krisengeschüttelte Kleinstwagenmarke Smart auf Kurs.

    Immer wieder war sein Namen auch bei der Frage nach einem möglichen Kronprinz von Daimler-Chef Dieter Zetsche zu hören. Zumal Renschler so manchem Vorstandskollegen etwas voraus hatte: die Sympathie der Betriebsrats, mit dem er stets den Schulterschluss gesucht hatte.

    Für die Arbeitnehmervertreter ist sein Abgang denn auch besonders bitter: Der Betriebsrat hatte im vergangenen Jahr Renschlers Postenwechsel wegen Querelen mit dessen Vorgänger Wolfgang Bernhard initiiert. Nun muss sich die Arbeitnehmervertretung fragen, ob er sich damit womöglich selbst ein Bein gestellt hat. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer glaubt: "Das war der größte Fehler, den man machen konnte."

    Ob Renschler tatsächlich einen Wechsel zur Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen plant, wollten am Mittwoch weder Daimler noch VW kommentieren. In Wolfsburg gäbe es für ihn zumindest genug zutun: Die engere Verzahnung des Nutzfahrzeuggeschäfts ist bei VW eine Dauerbaustelle. Die Lasterspezialisten MAN und Scania sind Zukäufe, im Konzern gewachsen ist dagegen die Sparte VW-Nutzfahrzeuge (VWN).

    Alle drei, aber besonders die Brummi-Experten MAN und Scania sollen verstärkt zusammenarbeiten. Aufseiten der Produktion ist das aber allein aus technischer Sicht begrenzt. Zudem gilt es, MAN und Scania mit ihren unterschiedlichen Zielgruppen nicht zu sehr anzunähern. Für Renschler, der bei Daimler viele Jahre lang Chef der Lastwagensparte war, wäre das eine neue Herausforderung.

    Daimler gilt bei größeren Trucks als Weltmarktführer

    Daimler gilt, zumindest bei den größeren Trucks, als Weltmarktführer. Viele wichtige Projekte hat Renschler verantwortet, etwa das Aufziehen einer lokalen Lkw-Produktion für den Zukunftsmarkt Indien. Und zumindest bei einem Produkt dürfte sich Renschler - sollte er tatsächlich wechseln - zu Hause fühlen: Bisher bauen die Schwaben in VW-Auftrag den Großtransporter Crafter, der fast baugleich mit dem Mercedes-Sprinter ist. Die Zusammenarbeit endet 2016, dann wird VW den Crafter-Nachfolger in Eigenregie machen.

    Bei Daimler reißt Renschlers Abgang erst einmal eine Lücke. Die Schwaben wollen ihre Erzrivalen, die VW-Tochter Audi und BMW, bis 2020 unter anderem bei Absatz und Profitabilität überholt haben und haben dabei noch ein paar Baustellen offen. Dazu hätte auch Renschler, der zuletzt für das wichtige Pkw-Geschäft verantwortlich war, beitragen sollen. Sein Nachfolger Markus Schäfer muss sich noch beweisen: Anders als Renschler hat der das Amt lediglich als Bereichsvorstand inne und ist nicht selbst im Konzernvorstand vertreten. Autoexperte Stefan Bratzel sieht die Veränderung aber auch als Chance für den Dax-Konzern: "Im positiven Sinne könnte das auch weitere Aufbruchstimmung hervorrufen."

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