Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Stuttgart: Gericht verlangt Diesel-Verbot in Stuttgart

Stuttgart

Gericht verlangt Diesel-Verbot in Stuttgart

    • |
    Ältere Diesel-Autos dürfen in Zukunft womöglich in Stuttgart nicht mehr fahren. Auch die Stadt München prüft ein Diesel-Verbot.
    Ältere Diesel-Autos dürfen in Zukunft womöglich in Stuttgart nicht mehr fahren. Auch die Stadt München prüft ein Diesel-Verbot. Foto: Hendrik Schmidt (dpa)

    Müssen die Besitzer von älteren Dieselfahrzeugen bald mit Bussen und Bahnen in Deutschlands Innenstädte fahren? In einem als wegweisend geltenden Verfahren hat das Verwaltungsgericht Stuttgart das Land Baden-Württemberg am Freitag aufgefordert, die Stickoxidbelastung in der Stadt schnellstmöglich zu senken: durch ein Fahrverbot für Diesel ab 1. Januar. Münchens Bürgermeister Dieter Reiter lässt nach eigenen Worten ähnliche Schritte prüfen.

    In seiner Urteilsbegründung nannte Richter Wolfgang Kern ganzjährige Fahrverbote für Diesel-Pkw unterhalb der Euronorm 6 die derzeit einzige Maßnahme, mit der sich die Grenzwerte einhalten ließen. Die von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) favorisierte Nachrüstung älterer Autos sei nicht gleichwertig.

    Kretschmanns Stellvertreter Thomas Strobl setzt dagegen weiter auf die Nachrüstung. Im Gespräch mit dieser Redaktion sagte der CDU-Politiker: Unser Ziel sind keine Fahrverbote, sondern saubere Luft. Die Deutsche Umwelthilfe hatte vor Gericht verlangt, allen Autos mit Dieselmotor die Einfahrt in die Stuttgarter Umweltzone zu verweigern.

    Diesel-Verbot: Autoexperte kritisiert Dobrindt und Merkel

    Das Urteil wird nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer gravierende Folgen für Dieselfahrer haben. Die Gebrauchtwagenpreise dürften nun in den Keller gehen, prophezeit der Duisburger Professor. „Die deutschen Autobauer müssen sich genau überlegen, wie weit sie noch mit dem Diesel kommen.“ Gegenüber unserer Zeitung kritisierte er auch das Verhalten von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) scharf: „Anstatt so viel Engagement in das sinnlose Maut-Projekt zu stecken, hätte er sich rechtzeitig um das Dieselthema kümmern müssen.“

    Vor dem Dieselgipfel am Mittwoch in Berlin sagte Dudenhöffer an die Adresse von Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Was die Entwicklung der Elektromobilität betrifft, hinkt Deutschland hinter Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Norwegen und China weit zurück.“

    Dudenhöffer hält es für nicht mehr zeitgemäß, dass Dieseltreibstoff hierzulande auch noch subventioniert wird. So mündet die Kritik des bekanntesten deutschen Auto-Experten in dem Satz: „Die Kanzlerin versucht in der Dieselaffäre Straßen zu flicken und Schlaglöcher zu stopfen.“ Deutschland werde dadurch als Industrieland abgehängt.

    Dudenhöffer ist davon überzeugt, dass man den Diesel nicht für den Klimaschutz benötigt, obwohl er weniger CO2 als Benziner ausstößt: „Die Japaner machen uns mit sparsamen und umweltfreundlicheren Hybridautos vor, dass es auch anders geht.“ Bei solchen Fahrzeugen wird ein Benzin- mit einem Elektromotor kombiniert. Viele Vertreter der deutschen Autoindustrie hatten diese Technologie lange belächelt und stattdessen auf den vergleichsweise sparsamen Diesel gesetzt.

    Lesen Sie auch:

    Münchens OB Reiter: Diesel-Fahrverbot ist noch nicht vom Tisch 

    In Stuttgart droht jetzt ein Diesel-Fahrverbot

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden