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Dudenhöffer-Studie: Studie zeigt: Vier von zehn deutschen Autos werden in China verkauft

Dudenhöffer-Studie

Studie zeigt: Vier von zehn deutschen Autos werden in China verkauft

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    VW hängt stark vom China-Geschäft ab.
    VW hängt stark vom China-Geschäft ab. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

    Nie zuvor war das China-Geschäft für die deutschen Autobauer wichtiger als im Jahr 2020. Das geht aus einer neuen Studie des Center Automotive Research von Professor Ferdinand Dudenhöffer hervor. Fast vier von zehn Autos deutscher Hersteller werden demnach heute in China verkauft. Angesichts der Bedeutung des China-Geschäfts fordert Dudenhöffer eine neutrale, stabile Handelspolitik gegenüber China statt sich mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden einseitig den USA zuzuwenden.

    Im Jahr 2020 haben die deutschen Autobauer – sprich VW, Daimler sowie die BMW-Gruppe – weltweit 14,16 Millionen Fahrzeuge verkauft, heißt es in der Studie, die unserer Redaktion vorab vorlag. „Davon fanden 5,4 Millionen Fahrzeuge oder 38,2 Prozent der Neuwagen in China ihren Besitzer.“

    Dudenhöffer: "So hoch war der China-Anteil der deutschen Autobauer noch nie"

    Der China-Anteil sei bei allen drei deutschen Autokonzernen im Jahre 2020 deutlich gestiegen. BMW verkaufte 33,4 Prozent der Neuwagen nach China, 2019 waren es erst 28,5 Prozent. Bei Daimler waren es 30,6 Prozent gegenüber 25,3 Prozent im Vorjahr und im VW-Konzern 41,4 Prozent gegenüber 38,6 Prozent im Vorjahr.

    Ferdinand Dudenhöffer, Experte für die Autobranche.
    Ferdinand Dudenhöffer, Experte für die Autobranche. Foto: Nicolas Blandin, dpa

    „So hoch war der China-Anteil der deutschen Autobauer noch nie – und er wird weiter steigen“, sagt Dudenhöffer. Die China-Anteile deutscher Autobauer legten zu, obwohl aufgrund des leichten Rückgangs des chinesischen Marktes 250.000 Neuwagen von den Deutschen in 2020 in China weniger verkauft wurde, heißt es in der Studie. Während BMW und Mercedes ihre China-Verkäufe steigerten, musste der VW-Konzern in China eine Einbuße von 383.600 Verkäufen hinnehmen.

    Prognose: 2030 könnten zehn Millionen deutsche Autos pro Jahr nach China verkauft werden

    In Zukunft könnte Chinas als Absatzmarkt sogar noch an Bedeutung gewinnen: Selbst wenn der Marktanteil deutscher Autobauer in China konstant bleibt, könnten die Verkäufe der deutschen Hersteller in dem Land bis 2030 um 3,27 Millionen Fahrzeuge auf 8,68 Millionen pro Jahr ansteigen – „das entspricht etwa der Größe des deutschen Automarkts“, heißt es in der Studie.

    „Unterstellt man einen steigenden Marktanteil – etwa 30 Prozent zum Jahre 2030 – werden die deutschen Autobauer in China zehn Millionen Fahrzeuge verkaufen. Das sind in etwa die Weltmarktverkäufe des VW-Konzerns in diesem Jahr“, schreibt Dudenhöffer.

    Angesichts der Bedeutung des chinesischen Marktes für die deutschen Hersteller plädiert Dudenhöffer für stabile Handelsbeziehungen mit China. Er warnt davor, angesichts des neuen US-Präsidenten Joe Biden sich einseitig den USA zuzuwenden und auf Distanz zu China zu gehen. „Der Erfolg und das Wachstum der deutschen Autoindustrie wird ebenso wie das Wirtschaftswachstum in Deutschland von China mit geprägt“, schreibt er. Auch für die nächsten Jahre werde Chinas Wirtschaftswachstum dem Rest der Welt davon eilen.

    Autoexperte: "Rationale, neutrale Haltung nötig, wie sie die Schweiz vormacht."

    „Eine Abkopplung Chinas – ein Decoupling – von Europa oder Deutschland bedeutet, dass sich Deutschland auch vom China getriebenen Wachstum abkoppelt“, warnt Dudenhöffer. VW und Audi seien ohne das China-Geschäft aber nicht mehr vorstellbar, für BMW steige es an Bedeutung. „Man muss nicht alles gut finden, was in China passiert, aber in der Handelspolitik ist eine rationale, neutrale Haltung nötig, wie sie die Schweiz vormacht“, fordert er im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Dudenhöffer warnt davor, dass das neue asiatische Freihandelsabkommen RCEP den koreanischen und japanischen Herstellern Vorteile verschafft. Europäische Autobauer könnten damit schnell ins Hintertreffen geraten. Toyota, Honda und Nissan hätten im Jahr 2020 in China bereits „bedeutende Verkaufszuwächse“ erzielen können.. „Gleichzeitig trat vor kurzem das RCEP-Abkommen zwischen China, Japan, Süd-Korea und anderen asiatischen Ländern in Kraft. Damit haben sowohl die Japaner als auch die Koreaner gegenüber den deutschen Autobauern einen deutlich politischen und ökonomischen Vorteil erzielt.“

    Dudenhöffer macht sich angesichts der Bedeutung Chinas für die deutschen Autobauer für starke Handelsbeziehungen stark: „Mit den Beziehungen zu China steht viel auf dem Spiel“, schreibt er. Durch eine Entkopplung von China „werden mögliche Menschenrechtsverletzungen nicht besser“, sagt er. „Durch ökonomische Zusammenarbeit werden sie nicht schlechter. Pragmatismus scheint daher sinnvoller als Idealismus.“

    Lesen Sie dazu auch: Die wichtigsten Fragen und Antworten: Was taugt das Abkommen der EU mit China?

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