Renommierte Dax-Konzerne wie BMW, gute Universitäten, dazu weiche Faktoren wie die Nähe der Alpen. Seit Jahren bekommt Bayern als Wirtschaftsstandort gute Noten. Eine andere Frage ist, wie sich dieser Standort für die Industrie weiterentwickelt. Gibt es hinreichend Reformen und Investitionen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern? In einer neuen Studie, die unserer Redaktion vorliegt, hat das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln die Dynamik Bayerns im internationalen Vergleich untersucht. Das Ergebnis: Der Freistaat landet im Mittelfeld, hat aber aufgeholt und sich im Vergleich zum Jahr 2018 von Platz 29 auf Platz 20 verbessert.
Vom Bildungssystem über die Infrastruktur, den staatlichen Ordnungsrahmen, die Energie- und Rohstoffversorgung, die Arbeitskosten bis hin zur Offenheit der Märkte – insgesamt sechs Bereiche werden in der Studie untersucht, die die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft in Auftrag gegeben hat. Mit Blick auf die Infrastruktur ist zum Beispiel entscheidend, ob sich die Internet- und Breitbandversorgung verbessert hat oder wie ein Land an Flug- und Seehäfen angeschlossen ist.
Auf Platz 1 der besten Witschaftsstandorte liegt China
Letztlich landet im internationalen Vergleich China auf Platz eins, gefolgt von Peru und Russland. „Unter den Ländergruppen schneiden die Schwellenländer in Asien besonders gut ab. Fast alle Länder aus dieser Region – mit den Ausnahmen Thailand und Malaysia – befinden sich in der oberen Hälfte des Rankings“, schreiben die Autoren Karl Lichtblau, Cornelius Bähr und Vanessa Hünnemeyer. Nur fünf Industrieländer seien aber besser platziert als Bayern, nämlich Südkorea, die Schweiz, Schweden, Italien und Portugal. Eine Erkenntnis: Die Schwellenländer holen auf. „An den durchweg überdurchschnittlichen Gesamtbewertungen der Schwellenländer zeigt sich der Aufholeffekt dieser Regionen gegenüber den etablierten Industrieländern.“
Bayern punktet im internationalen Vergleich mit seiner Logistik
In der Studie punktet Bayern vor allem mit guter Infrastruktur: Logistik und Transportsysteme seien besonders leistungsfähig. Auch die Verkehrsinfrastruktur bei Straßen oder im Luftverkehr haben sich in Bayern besser entwickelt als in Deutschland insgesamt. Relativ zu anderen Ländern wachse im Freistaat zudem der Anteil der Absolventen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich; die Ausgaben für Forschung und Entwicklung legten überdurchschnittlich zu.
Vbw-Hauptgeschäftsführer Brossardt: „Wir dürfen nicht nachlassen“
Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, warnt aber davor, sich auf dem Erreichten auszuruhen: „Bayern ist auf einem guten Weg, aber wir dürfen nicht nachlassen“, sagt er. Trotz einer Verbesserung um neun Plätze belege Bayern „weiterhin nur einen Mittelfeldplatz“. Was dem Industrie-Vertreter besondere Sorgen macht: „Zum vierten Mal in Folge führt China das Dynamik-Ranking mit großem Vorsprung an.“ Bereits heute konkurriere Bayern am stärksten mit China.
Brossardt sieht vor allem die hohen Produktionskosten im Freistaat als Problem: „Beim Kostenniveau gelingt es nicht, Verbesserungen gegenüber den Wettbewerbern zu realisieren“, meint er. In Großbritannien hätten sich beispielsweise Arbeits- und Energiekosten „positiv entwickelt“, Italien und Kanada erheben weniger Steuern. „Die Verbesserung der Standortbedingungen ist eine Daueraufgabe, und sie ist im konjunkturellen Abschwung dringlicher denn je“, fordert Brossardt.
Die Studie „Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich“ vergleicht 45 Länder. Hier das Ranking in Auszügen: 1. China 2. Peru 3. Russland 4. Polen 5. Rumänien 6. Indonesien 7. Kolumbien 8. Indien 9. Philippinen 10. Türkei ... 15. Schweiz ... 20. Bayern 24. Deutschland
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