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Studie: Dudenhöffer sieht Überkapazitäten: Wächst Tesla zu schnell?

Studie

Dudenhöffer sieht Überkapazitäten: Wächst Tesla zu schnell?

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    Viele Autos, aber finden sie Käufer? Es sehe so aus, als habe Tesla seine Wachstumswette zu hoch angesetzt, meint Ferdinand Dudenhöffer.
    Viele Autos, aber finden sie Käufer? Es sehe so aus, als habe Tesla seine Wachstumswette zu hoch angesetzt, meint Ferdinand Dudenhöffer. Foto: David Zalubowski, dpa

    Seit der US-Autobauer Tesla in Grünheide bei Berlin seine erste europäische Fabrik für Elektroautos baut, ist der Name des kleines Ortes bundesweit bekannt. Der Bau ist fortgeschritten, im Juli will Tesla mit der Produktion beginnen – wenngleich es derzeit noch Einwände von Umweltschützern gibt. In der ersten Ausbaustufe könnten dann 500.000 Fahrzeuge pro Jahr hergestellt werden. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer hat aber angesichts des rasanten Wachstums von Tesla Zweifel, ob das Unternehmen von Elon Musk seine Werke überhaupt auslasten kann und hinreichend Käufer findet. „Es sieht danach aus, als hätte Elon Musk seine Wachstumswette zu hoch angesetzt“, schreibt er in einer Studie, die unserer Redaktion vorliegt.

    Bereits zum vierten Quartal 2020 habe Tesla über eine Produktionskapazität von 1,05 Millionen Neuwagen verfügt, berichtet der Leiter des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg. Dazu kommen bald die 500.000 E-Autos, die in Grünheide gebaut werden sollen. „Bereits im Jahr 2022 verfügt damit Tesla über eine weltweite Produktionskapazität von mehr als 1,5 Millionen Elektroautos“, rechnet der Professor vor. Verkauft wurden im vergangenen Jahr aber weit weniger Fahrzeuge: Tesla hat nur knapp 500.000 Fahrzeuge ausgeliefert. „Damit stellt sich die Frage, ob Tesla in seinem Wachstumsprozess genügend Verkäufe generiert, um teure Überkapazitäten zu vermeiden.“

    Dudenhöffer: Tesla musste Verkäufe im Dezember "pushen"

    Dudenhöffer hat Zweifel, dass Tesla seine Werke ohne Weiteres auslasten kann und stützt sich dabei auf mehrere Anzeichen. Zum deutet vieles darauf hin, dass Tesla seine Verkäufe im Dezember erheblich „pushen“ musste, um die knapp 500.000 Verkäufe 2020 zu erreichen. In den acht großen E-Auto-Märkten in Europa habe Tesla 30 Prozent aller Fahrzeugauslieferungen allein im Dezember getätigt, hat Dudenhöffer beobachtet. In Norwegen beispielsweise habe über die Hälfte der Kundenauslieferungen im Dezember stattgefunden.

    Mit Folgen: Das neue Jahr ist für Tesla umso schwerer angelaufen. „Auch im wichtigen Markt Deutschland ist das Januar-2021-Ergebnis von Tesla bedrückend“, heißt es in der Studie. Insgesamt seien nur 453 Teslas in Deutschland zugelassen worden. Zum Vergleich: VW komme im gleichen Zeitraum auf 4562 E-Autos, Audi auf 592 zugelassene E-tron-Modelle.

    Ferdinand Dudenhöffer, Experte für die Autobranche.
    Ferdinand Dudenhöffer, Experte für die Autobranche. Foto: Nicolas Blandin, dpa

    Dudenhöffer geht davon aus, dass der Druck auf Tesla steigt, wenn immer mehr Hersteller mit ihren Elektroautos auf den Markt kommen. Die deutschen Hersteller seien zwar eher spät auf E-Mobilität umgeschwenkt, haben aber inzwischen einige Modelle im Angebot. Dazu kommen Start-Ups aus China, die ebenfalls E-Autos herstellen, beispielsweise die Firma Nio. „Die Zwerge haben enorme Wachstumsraten“, sagt er.

    Tesla hat Marktanteile eingebüßt

    Durch die Konkurrenz hat Tesla im Januar Marktanteile eingebüßt. In den Niederlanden beispielsweise sei das US-Unternehmen 2019 auf 48,6 Prozent Marktanteil gekommen, 2020 nur noch auf 12,2 Prozent. Jetzt im Januar lag der Anteil nochmals deutlich niedriger. „Sicher ist ein einzelner Monat weniger aussagekräftig, aber Tesla muss im Jahr 2021 seine Verkäufe weltweit verdoppeln, um seine Produktionskapazitäten auszulasten“, warnt Dudenhöffer. Er sieht Tesla auch unter Druck, weil der Autobauer pro Fahrzeug wenig verdiene. Während Mercedes auf rund 5000 Euro pro Auto komme, seien es bei Tesla rund 1000 Euro. „Da sind Welten zwischen Mercedes und Tesla“, schreibt Dudenhöffer. Preissenkungen würden die „dünnen Gewinne“ weiter zerschießen.

    Die spektakulären Projekte von Elon Musk

    Tesla ist das eine. Mit der Automarke will Elon Musk die E-Mobilität in den Massenmarkt bringen. Doch der Milliardär hat noch andere Großprojekte am Laufen, die er mit missionarischem Eifer betreibt. So will er etwa mit seinem Unternehmen SpaceX nicht weniger als die Raumfahrt revolutionieren.

    Touristen zum Mond: Mithilfe von SpaceX sollten ursprünglich noch in diesem Jahr zwei Weltraumtouristen zum Mond fliegen. Zwar sind seit 2001 schon mehrere gut betuchte Reisende ins All gestartet. Eine Mondumrundung mit Raumfahrt-Amateuren gab es aber bisher nicht. Aus den aktuellen Plänen scheint jedoch vorerst nichts zu werden. Die Mission werde frühestens Mitte 2019 starten, berichtete das „Wall Street Journal“ im Juni und berief sich dabei auf Unternehmenskreise. Es gebe Probleme mit der Technik und bei der Produktion.

    Womöglich werde sich der Start sogar noch weiter nach hinten verschieben. Zugleich will Musk bereits im kommenden Jahr seine für Marsflüge gedachte Rakete testen. So soll SpaceX gerade an dem ersten Raumschiff „Big Falcon Rocket“ bauen. Mittelfristig will Musk sogar den Mars besiedeln.

    Mehrweg-Raketen: Im Dezember 2015 kehrte mit der „Falcon 9“ erstmals eine Trägerrakete nach einer Mission heil und aufrecht zum Startplatz auf die Erde zurück – ein Meilenstein der Raumfahrt. Sie hatte elf Kommunikationssatelliten im All ausgesetzt. Nach einem Zwischenfall im September 2016 wurde sie mittlerweile verbessert.

    Hyperloop: Per Unterdruck will Musk irgendwann Passagiere mit nahezu Schallgeschwindigkeit wie eine Art futuristische Rohrpost transportieren. Im August 2013 stellte er seine Pläne für Kapseln vor, die auf Luftkissen schweben. Geschätzte Kosten: bis zu 7,5 Milliarden US-Dollar.

    Ob Tesla das Wachstumstempo halten kann, daran säte kürzlich BMW-Chef Oliver Zipse Zweifel. Er geht davon aus, dass die Elektroauto-Offensive der großen Hersteller Tesla Luft aus den Segeln nehmen wird. „Es wird nicht einfach für Tesla sein, das Tempo zu halten, das wir bisher gesehen haben, denn der Rest der Industrie bewegt sich schnell vorwärts“, sagte Zipse auf einer Konferenz.

    Die Aktie von Tesla ist trotzdem in den letzten Monaten rasant in die Höhe geschossen. Der Konzern sei mit 800 Milliarden Dollar an der Börse mehr wert als alle anderen westlichen und japanischen Autofirmen zusammen, darauf wies der Börsenanalyst Frank Schwope gegenüber der Comdirect-Bank hin. Diese hätten zuletzt zusammen 766 Milliarden Dollar gekostet. „Da frage ich Sie: Wollen Sie lieber Tesla besitzen oder alle anderen Unternehmen gleichzeitig?“, sagte Schwope. Die Bewertung sei schwer zu begreifen, selbst wenn man Tesla als Hochtechnologiekonzern und nicht als klassischen Autohersteller betrachte. (mit dpa)

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