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Strukturwandel: Absatz von Diesel-Pkw bricht laut Studie schneller ein als erwartet

Strukturwandel

Absatz von Diesel-Pkw bricht laut Studie schneller ein als erwartet

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    Laut einer Studie verschwindet der Diesel schneller von den Straßen als ursprünglich gedacht. Das erhöht den Druck in der Branche.
    Laut einer Studie verschwindet der Diesel schneller von den Straßen als ursprünglich gedacht. Das erhöht den Druck in der Branche. Foto: dpa (Symbol)

    Des Diesels Zukunft verrußt wohl schneller als zunächst gedacht. Das zumindest geht aus einer unserer Redaktion vorliegenden Studie des Duisburger Center Automotiv Research (CAR) hervor.

    2020 wurden demnach im Diesel-Kernmarkt Westeuropa gerade noch 2,831 Millionen Autos mit Dieselantrieb verkauft. 2016 waren es noch 6,9 Millionen Pkw gewesen. Der Absatz ist in nur vier Jahren also um 59 Prozent eingebrochen. Und der Absturz geht weiter. Der CAR-Prognose zufolge werden 2025 in Westeuropa weniger als 1,3 Millionen Diesel-Neuwagen verkauft. Im Jahr 2030 würden es bereits weniger als 400.000 sein. CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Der Diesel, das Vorzeigeaggregat der deutschen Autobauer, stirbt schnell.“ Die Betrügereien bei VW hätten den Diesel deutlich schneller zerstört, als es viele wahrhaben wollten, meint er.

    Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer: "Es wird noch schwerer werden den Diesel an den Mann zu bringen."

    Und der Autoexperte nennt weitere Gründe für den Niedergang: Die großen Hersteller haben längst damit begonnen, ihre Flotten auf Stromer umzustellen. Bei Berlin wird mit der Gigafactory von Tesla quasi das Symbol für den historischen Strukturwandel der Branche errichtet. Die Verkaufszahlen für E-Autos steigen, nicht zuletzt dank großzügiger staatlicher Zuschüsse. All das bedeutet laut Dudenhöffer für den Diesel: „Es wird noch schwerer werden, den an den Mann zu bringen.“ Zu diesem Großtrend gehört auch, dass die Batterien für E-Autos immer besser und billiger werden. Tesla plane, so erklärt der Professor, seine Batteriekosten und Produktionskosten nahezu zu halbieren. Gleiches sei bei den anderen Autobauern in der Planung. Nach 2025 könnte sich die sogenannte Festkörperbatterie als serienreif entwickeln. Und mit ihr habe das Elektroauto nicht nur sehr viel kürzere Ladezeiten, sondern auch Reichweiten wie ein Diesel.

    Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.
    Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Foto: Nicolas Blandin, dpa

    Dudenhöffer nennt weitere Argumente: Mit der steigenden CO2-Steuer – bis 2025 soll die Tonne mit 55 Euro besteuert werden – steige der Literpreis Diesel voraussichtlich um mehr als 20 Cent pro Liter. Schließlich dürfe in der Kalkulation auch die neue Abgasvorschrift Euro 7 nicht vergessen werden, erklärt Dudenhöffer. Diese sei zwar noch nicht verabschiedet, allerdings sei bereits jetzt absehbar, dass der Dieselantrieb für Neuwagen durch diese ebenfalls verteuert werde. Laut Schätzungen um „deutlich mehr als 1000 Euro pro Fahrzeug“.

    Die Autozulieferer müssen den Strukturwandel beschleunigen

    Für Autozulieferer, ohnehin vom Strukturwandel schwer mitgenommen, heißt das, dass sie beschleunigen müssen. Dudenhöffer analysiert: „Für die, für die der Diesel ein Kerngeschäft ist, bedeutet das, noch schneller die Produktion umzustellen und Restrukturierung in den Unternehmen umzusetzen.“

    Bei Bosch zum Beispiel verweist man auf den 2020 weltweit eingebrochenen Automarkt und den Strukturwandel der Branche. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr einen deutlichen Umsatzrückgang verkraften müssen. Es wurde gespart. Nach Unternehmensangaben arbeiten derzeit noch rund 40.000 Angestellte im Bereich Diesel. Bei Bosch reagiert man aber gelassen auf die CAR-Prognose. Eine Unternehmenssprecherin betonte auf Anfrage, dass man allein in die Elektromobilität 2021 rund 700 Millionen Euro investiere und seit 2018 90 Projekte für die Elektrifizierung des Antriebs gewonnen habe, davon allein 30 im vergangenen Jahr im Wert von 7,5 Milliarden Euro. Mehr als 2,5 Millionen Fahrzeuge weltweit führen bereits mit elektrischen Antriebskomponenten von Bosch. Man treibe den Wandel „seit Jahren“ voran, betonte Bosch- Chef Volkmar Denner zuletzt.

    Zugleich aber müssten „die nötigen Vorleistungen aus dem bestehenden Antriebsgeschäft finanziert werden“. Um möglichst viele Beschäftigte zu halten, brauche Bosch – wie andere Firmen auch – einen gleitenden Übergang. Nach einer Unternehmensumfrage vom vergangenen Sommer „bleiben alle Antriebsarten relevant“.

    Schaeffler: Mehr Aufträge im E-Auto-Bereich

    Auch beim Zulieferer Schaeffler wird gespart und werden Stellen abgebaut. Zugleich aber kündigte das Unternehmen vergangene Woche an, dass man mit mehr Aufträgen im E-Auto-Bereich plane. Matthias Zink, Schaeffler-Vorstand Automotive Technologies, hatte der Automobilwoche gesagt: „Ab 2022 rechnen wir mit jährlichen Aufträgen in der Größenordnung von zwei bis drei Milliarden Euro.“

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