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Strom: Energiewende treibt Strompreise auf Rekordhoch

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Energiewende treibt Strompreise auf Rekordhoch

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    Der Strompreis steigt und steigt und steigt - auch wegen der Energiewende. Größere Haushalte in Deutschland zahlen erstmals im Durchschnitt mehr als 30 Cent für eine Kilowattstunde Strom.
    Der Strompreis steigt und steigt und steigt - auch wegen der Energiewende. Größere Haushalte in Deutschland zahlen erstmals im Durchschnitt mehr als 30 Cent für eine Kilowattstunde Strom. Foto: R. Hirschberger, dpa

    Der Ökostromausbau stockt, doch die Verbraucher zahlen dafür mehr denn je: In den vergangenen zehn Jahren sind die Stromkosten für Privathaushalte um über ein Drittel gestiegen.

    Laut neuen Zahlen der Bundesregierung kletterten die Strompreise im Bundesdurchschnitt seit 2009 um 35 Prozent. Ein Haushalt mit einem typischen Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden zahlt danach heute jährlich über 320 Euro mehr, wie aus einer unserer Redaktion vorliegenden Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der FDP-Energieexpertin Sandra Weeser hervorgeht.

    Die Zahlen liegen damit noch über den jüngsten Schätzungen privater Vergleichsportale. Allein im vergangenen Jahr zogen die Preise um über drei Prozent an, der stärkste Anstieg seit 2013. "Wir haben hier eine extrem unsoziale Umverteilung", kritisiert die FDP-Abgeordnete. "Die schwächsten Bürger werden beim Strompreis genauso belastet wie die starken", betonte sie. Nach Angaben der Bundesnetzagentur mussten Verbraucher 2019 erstmals im Schnitt mehr als 30 Cent pro Kilowattstunde bezahlen.

    Strompreis steigt: Energieexpertin sieht Attraktivität des Standorts Deutschland gefährdet

    Für besonders bedenklich hält die FDP-Politikerin auch die Belastungen für die Industrie, die ebenfalls um 34 Prozent stiegen: Den Zahlen der Bundesregierung zufolge hat ein Betrieb mit einem Jahresverbrauch von 24 Millionen Kilowattstunden heute eine über eine Million Euro höhere Belastung als vor zehn Jahren. "Die Attraktivität des Standorts Deutschland ist in Gefahr", warnt Weeser. "Wir können bei unserem hohen Lohnkostenniveau nicht die Produktionskosten auch noch beim Strom immer weiter verteuern, wenn wir die Industrie im Land halten wollen."

    Das Problem seien nicht die direkten Kosten der erneuerbaren Energien. Preistreiber beim Strom seien hohe Zusatzabgaben auf die reinen Erzeugerkosten, wie Ökostrom-Umlage, Netzentgelte und Stromsteuer, betonte Weeser. Sie machten inzwischen über die Hälfte des Strompreises aus.

    Der Regierung zufolge stiegen die Netzentgelte, die für Privathaushalte noch stärker als die Öko-Umlage ins Gewicht fallen, um 25 Prozent an – obwohl der geplante Stromnetzausbau noch gar nicht ins Rollen gekommen ist. Allein für den Öko-Strom, der wegen fehlender Leitungskapazitäten 2018 nicht eingespeist werden konnte, zahlten die Stromkunden 635 Millionen Euro als Entschädigung – hauptsächlich an Windkraftbetreiber. Die Summe dürfte für 2019 noch höher ausfallen: Allein in den windreichen ersten drei Monaten kletterten die Entschädigungen laut Bundesnetzagentur auf 364 Millionen Euro.

    Netzausbau könnte weiterer Kostentreiber des Strompreises sein

    FDP-Expertin Weeser fürchtet eine weitere Kostenexplosion, wenn der Netzausbau kommt: "Hier besteht ein dringender Reformbedarf, wenn wir die Verbraucher und Unternehmen nicht überfordern wollen." Obwohl Union und SPD eine Reform der Netzentgelte versprochen hätten, sei nichts passiert und das Projekt sei auch bei der Halbzeitbilanz aus der Liste der Koalitionsvorhaben verschwunden. Die FDP-Politikerin forderte, die Energiewende künftig stärker über CO2-Zertifikatehandel zu finanzieren, anstatt über die Stromkunden.

    Um Bürger und Unternehmen zu entlasten, solle zudem die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß reduziert werden: "Die Stromsteuer war ursprünglich mit der Absicht eingeführt worden, zum Stromsparen zu animieren" sagte Weeser. Angesichts der ohnehin extrem gestiegenen Strompreise sei diese Zusatzbelastung längst überflüssig.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Die Energiewende birgt Tücken

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