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Strategie: Schwarz ist die Hoffnung

Strategie

Schwarz ist die Hoffnung

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    Norbert Reithofer, BMW-Chef.
    Norbert Reithofer, BMW-Chef.

    München In der Wirtschaftswelt führen derzeit viele Wege über den Volkswagen-Stammsitz Wolfsburg nach Österreich, der Heimat des VW-Patriarchen Ferdinand Piëch. Selbst auf der gestrigen Bilanz-Pressekonferenz der BMW AG in

    Das BMW-Management hat auch dank des Engagements der Großaktionärin Susanne Klatten früh erkannt, wie wertvoll das schwarze Gold aus Kohlenstoff-Fasern und Kunstharz werden kann. Die Klatten-Beteiligungsgesellschaft SKion hält 22,25 Prozent an SGL. Volkswagen hat in einer Überraschungsaktion 8,18 Prozent erworben. Aus BMW-Sicht kommt erschwerend hinzu, dass die VW-Tochter Audi mit dem baden-württembergischen Maschinenbauer Voith die industrielle Verarbeitung der Carbonfasern vorantreibt. Voith ist mit 5,12 Prozent an SGL beteiligt. BMW wiederum betreibt mit dem Kohlenstoff-Spezialisten ein Gemeinschafts-Unternehmen. So sollen Leichtbauteile für das neue Elektro-Großstadtauto entstehen, das nach den BMW-Plänen 2013 auf den Markt kommt. Das Fahrzeug wird mit einer Fahrgastzelle aus kohlenstoffverstärktem Kunststoff versehen. Damit könnten sich die Münchner an die Spitze der Carbon-Bewegung setzen, was Piëch (so sagen jedenfalls einige Branchenkenner) durchkreuzen will.

    BMW-Mann Reithofer demonstriert Gelassenheit. Den Einstieg von Volkswagen bei SGL wertete er „als Beleg dafür, dass wir mit unserer Carbon-Strategie nicht auf dem Holzweg sind“. Dabei schmunzelt der Oberbayer, der auf dem Automobilsalon in Genf, als der Piëch-Coup alle überrascht hatte, zunächst in Erklärungsnöte geraten war. Noch steht nicht fest, was Volkswagen mit dem Engagement genau bezweckt und ob der Konzern einen Sitz im SGL-Aufsichtsrat beansprucht. Das wäre pikant, könnte der VW-Aufseher doch in dem Gremium Auskunft über die gemeinsamen Pläne mit BMW verlangen.

    Der Münchner Konzern will mit dem BMW i3 ein „vollelektronisches Automobil für die Ballungsräume dieser Welt“ (Reithofer) entwickeln. Hinzu kommt der BMW i8, der „die Leistungen eines Sportwagens mit dem Verbrauch eines Kleinwagens“ verbinden soll. Reithofer kann sich durchaus vorstellen, kohlefaserverstärkte Leichtbauteile auch in der klassischen Flotte des Hauses einzusetzen. Damit ist die BMW-Strategie für die kommenden Jahre etwas klarer geworden. Der Konzern-Chef gewährt zudem Einblicke, was die weitere Internationalisierung des Autoherstellers betrifft: Das Unternehmen baut weltweit – ob in den USA, China oder Deutschland – die Produktionskapazitäten aus. Ein Werk in Südamerika könnte hinzukommen, wie Reithofer andeutet.

    Der BMW-Chef hofft darauf, die Zahl der Auslieferungen 2011 von zuletzt 1,46 Millionen auf einen Rekordwert von mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge zu steigern. In dem wirtschaftlich guten Jahr 2010 kann BMW wie Audi mit Bestmarken aufwarten: Der Gewinn stieg auf 3,23 Milliarden Euro nach 210 Millionen im Vorjahr, die Anteilseigner sollen nach nur 0,30 Euro eine Dividende von 1,30 Euro je Stammaktie erhalten und die fest angestellten Mitarbeiter in Deutschland bekommen einen Bonus von fast 1,6 Monatsgehältern. Und die BMW-Welt könnte derart sonnig bleiben, wenn die Prognosen Reithofers eintreffen: „Wir wollen unser Rekordergebnis von 2010 weiter steigern.“

    Ehe der Manager diese Erfolge auflistet, spricht er die Katastrophe in Japan an. „Es fällt schwer, zum Alltagsgeschäft überzugehen.“ BMW habe die etwa 50 deutschen Mitarbeiter in dem Land in Sicherheit gebracht und den restlichen Beschäftigten angeboten, in die weniger vom Beben betroffenen Gebiete im Süden auszuweichen.

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