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Forschung: So wirkt sich das Coronavirus auf die Pharmazie aus

Forschung

So wirkt sich das Coronavirus auf die Pharmazie aus

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    Wie hier in den Pharmaunternehmen Sanofi und GSK suchen Forscher nach einem Impfstoff und Medikament gegen das Coronavirus.
    Wie hier in den Pharmaunternehmen Sanofi und GSK suchen Forscher nach einem Impfstoff und Medikament gegen das Coronavirus. Foto: Richard Moran Photograpy, obs/GlaxoSmithKline

    Seit Ausbruch der Corona-Pandemie wartet die Welt auf ein Zeichen der Forscher, einen Impfstoff oder ein Medikament gegen das Virus gefunden zu haben. Viele Pharmakonzerne, Biotechunternehmen, Universitäten und Institute forschen seither in diesem Bereich. Darunter ist auch die Schweizer Firma Roche mit Niederlassung im oberbayerischen Penzberg, die kürzlich einen Antikörpertest auf den Markt gebracht hat. Dieser soll Sicherheit geben, ob sich eine Person in der Vergangenheit schon einmal mit dem Coronavirus angesteckt hat. Gleichzeitig wird an vielen Therapeutika und Impfstoffen geforscht – wovon aber nur ein Bruchteil tatsächlich auf den Markt kommen wird, betonen Forscher.

    Schon vor der Corona-Krise erlebten Pharmaunternehmen einen Aufschwung

    Die größten Pharmaunternehmen der Welt – darunter Roche, Johnson&Johnson, Pfizer und Novartis – haben 2019 ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung um rund 14 Prozent gesteigert. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung EY in ihrer jüngsten Studie zum Pharmamarkt. Auch der Umsatz der 21 größten untersuchten Pharmaunternehmen ist seit 2018 um zwölf Prozent auf rund 500 Milliarden Euro gewachsen. Schon vor der Corona-Pandemie „hat sich die Pharmaindustrie weltweit positiv entwickelt“, sagt EY-Experte Gerd Stürz während der Präsentation der Studie.

    Durch das Coronavirus hat die Forschung zusätzlich an Fahrt aufgenommen: An 161 Impfstoffkandidaten und 242 therapeutischen Wirkstoffen wird nach EY-Angaben derzeit geforscht und mehr als 700 Tests werden entwickelt. Allerdings: „97 Prozent der derzeit erprobten Impfstoffe werden nicht das Licht der Welt erblicken“, betont der EY-Experte Alexander Nuyken. Als Vergleich nennt er die bislang erfolglose Suche nach einem Impfstoff gegen Malaria, die bereits 30 Jahre andauert. Am Ende würden nur „drei bis vier Präparate übrig“ bleiben, die angewendet werden könnten. Am weitesten ist das Präparat Remdesivir des Biotechunternehmens Gilead fortgeschritten, das ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde und schon als Medikament zugelassen ist.

    Unternehmen, das den Impfstoffgegen Corona findet, wird sehr davon profitieren

    Für das Unternehmen, das den Impfstoff findet, prognostiziert Nuyken mit Blick auf rund acht Milliarden zu impfende Menschen, werde es „ein Gamechanger“ sein, also das Geschäft grundlegend verändern. Der Weg dahin ist aber noch weit. Vor Ende 2020 rechnet er nicht mit einem Impfstoff. Mit Blick auf die Entscheidungen der Politik, sich Impfstoffdosen von Pharmakonzernen vorab zu sichern, sagt er deshalb: „Es wäre ratsam, nicht nur auf ein Pferd zu setzen.“ Bei der Suche werde daher auch „viel Entwicklungsgeld umsonst investiert“. Dennoch wertet Nuyken die Investitionen im Impfstoffbereich positiv, da so auch der Ausbau der Produktionskapazitäten beschleunigt würde.

    Erst am Wochenende wurde eine Allianz zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden bekannt, die mit Pharmakonzern Astra-Zeneca vereinbarten, bis zu 400 Millionen Dosen eines in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoffs abzunehmen. Am Dienstag verkündete darüber hinaus Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), dass Deutschland sich am Tübinger Impfstoff-Hersteller Curevac beteiligt. Für 300 Millionen Euro übernehme die bundeseigene Förderbank KfW rund 23 Prozent der Anteile. Ziel sei es, dem Unternehmen von Mehrheitseigner Dietmar Hopp finanzielle Sicherheit zu geben. Der Staat wolle keinen Einfluss auf geschäftspolitische Entscheidungen nehmen. Altmaier betonte, die Beteiligung sei zugleich industriepolitisch von hoher Bedeutung. Wichtige Forschungsergebnisse und Technologien würden in Deutschland und Europa gebraucht. Zuvor hatte schon die EU einen Kredit von 80 Millionen Euro für die Entwicklung und Produktion eines Impfstoffes vergeben.

    Unterschiedliche Wege auf der Suche nach einem Corona-Impfstoff

    Derzeit werden unterschiedliche Technologien auf der Suche nach einem Mittel gegen das Coronavirus angewendet. Zum einen forschen Wissenschaftler an Impfstoffen auf mRNA-Basis: Unter anderem ist die Tübinger Firma Curevac auf der Suche nach einem RNA-Molekül, das die Zelle veranlasst, einen Antikörper gegen Corona herzustellen. RNA (Ribonukleinsäure) enthält vereinfacht gesagt die Anweisung, welche Substanz eine Zelle produzieren soll. Das können auch Antikörper sein. Um den Impfstoff millionenfach zur Verfügung zu stellen, arbeiten die Forscher mit RNA-Druckern. Ein weiterer Ansatz sind modifizierte Viren: Forscher entwickeln harmlose Viren, die man gentechnisch als gefährliche Erreger verkleidet und so eine Immunantwort des Körpers auslösen. Das am weitesten fortgeschrittene Projekt führen der Pharmakonzern Astra-Zeneca und die Oxford Universität durch. In weiteren Projekten arbeiten Wissenschaftler unter anderem an einem Impfstoff auf Basis eines Masernvirus.

    Suche nach Corona-Impfstoff - Der Fokus liegt weiterhin in der Krebsforschung

    Trotz intensiver Forschung nach einem Corona-Impfstoff liegt der Schwerpunkt in der Pharmaindustrie weiterhin im lukrativen Krebsbereich: 2586 Wirkstoffe befanden sich 2019 – also noch vor Corona – in der klinischen Forschung. Gegen Infektionskrankheiten, der zweitgrößten Gruppe, sind es nur 605 Wirkstoffe. Das spiegelt sich auch in den Umsätzen wider: 174 Milliarden Euro nahmen die untersuchten Unternehmen im Bereich der Krebsforschung ein – das entspricht einem Plus von 20 Prozent. Dieses Verhältnis könnte sich durch die Corona-Krise aber wandeln. „Es ist zu erwarten, dass die Themen Infektion und Antibiotika-Resistenzen stärker in den Fokus rücken“, sagt EY-Fachmann Siegfried Bialojan. „Allerdings werden die großen Firmen nicht ihre langfristigen Programme stoppen und ihre Hauptaktivität auf Covid-19 verschieben.“

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