Von unserem Redaktionsmitglied Tobias Schaumann
Baar
Eine echt gute Idee. Heute, sechs Jahre später, haben sich Bärbel und Klaus Drexel mit Nahrungsergänzungsmitteln, Naturkosmetik, Feng-Shui-Artikeln, Edelstein-Accessoires und mehr ein Unternehmen aufgebaut, das 165 Mitarbeiter beschäftigt und in diesem Jahr einen Umsatz von 33 Millionen Euro anstrebt. Während das Paar am Anfang noch jedes einzelne Fläschchen im umfunktionierten Schlafzimmer selbst abfüllen musste, flitzen jetzt pro Schicht 7000 Flakons durch die Fertigungsstraßen am Hauptsitz in Baar, gut 20 Kilometer nördlich von Augsburg. Mitarbeiter mit Atemmaske und Schutzhaube arbeiten fieberhaft einen Auftrag über 80000 Dosen Spirulina (die Lieblings-Alge der Drexels und ihrer Fangemeinde) ab. Sechs Wochen dauert die Produktion, dann geht Bärbel Drexel damit auf Sendung "und am selben Abend sind die allesamt verkauft". Zu 49 Euro pro Doppelpack.
Als Vertriebsweg nützt die Firma den TV-Einkaufskanal Home Shopping Europe (HSC) und den klassischen Versandhandel. Außerdem besitzt man sieben (bald 15) Shops im Bundesgebiet, darunter einen in Füssen. Drexel verkauft in ganz Europa und will 2003 auch den Sprung in den amerikanischen Markt wagen. Neue Vertriebswege traut sich das Unternehmen nicht zu erschließen, weil man mit der Produktion nicht mehr nachkommt. Ja: Bärbel Drexel hat ein paradoxes Problem: "Wir verkaufen zu viel."
Gegründet auf die Philosophie "Natürlich Natur" hat Bärbel Drexel atemberaubendes Wachstum erzielt. Mehr noch: Um die zahllosen ätherischen Öle und Co. rankt sich mittlerweile ein Kult. Es entstand ein Bärbel-Drexel-Club, der es auf Anhieb auf 3000 Mitglieder brachte. Manchmal warten die Kunden vor dem Fernseher, bis die Drexel kommt. Ihre Klientel ist gesundheitsbewusst, verabscheut Tierversuche und schätzt 100 Prozent reine, chemiefreie Produkte.
Das Wichtigste: Die Qualität muss stimmen. "Wir haben wahnsinnig kritische Kunden. Wenn wir das Vertrauen nur einmal brechen, laufen sie weg", sagt Klaus Drexel. Während seine Frau als Aufsichtsrätin nebenbei die Visionen entwickelt, gibt der Zwei-Meter-Mann als Vorstandsvorsitzender den "Anschieber". Sie forscht, er macht die Geldgeschäfte. Und er betreut das zweite große Standbein der Firma, die Edelsteine. Mit kristallfunkelnden Lampen und Brunnen, die angeblich sogar schädliche elektromagnetische Strahlung schlucken, hält die Bärbel Drexel AG die Marktführerschaft. Als einer der größten europäischen Edelstein-Importeure hat die AG sogar eigene Beteiligungen an Minen. 45 Tonnen Edelsteine pro Woche werden gebraucht. Sie kommen aus Südamerika und Asien, wo er sie persönlich aussucht. Die Drexels selbst initiieren jedes Produkt. Die Kreativabteilung übernimmt dann die Verwirklichung und erfindet die passende Geschichte dazu. Man führe mittlerweile 2800 Produkte, zähle 150000 feste Kunden und sei bekannt bei 2,5 Millionen Haushalten, wie das Paar sagt.
Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Bleibt die kühne Frage nach dem Börsengang. "Geplant in drei Jahren", antwortet Bärbel Drexel wie selbstverständlich; und in dem Moment stehen die Unternehmensberater in der Türe, um das schon mal durchzusprechen.
www.baerbel-drexel.de oder Telefon- Hotline 0180/5006010