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Scoobe 3D: Augsburger Unternehmen entwickelt 3D-Scanner

Scoobe 3D

Augsburger Unternehmen entwickelt 3D-Scanner

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    Was hier wie ein Smartphone aussieht, ist ein 3D-Scanner im Hosentaschenformat. Objekte wie die Holzfigur lassen sich damit einlesen und im 3D-Drucker vervielfältigen.
    Was hier wie ein Smartphone aussieht, ist ein 3D-Scanner im Hosentaschenformat. Objekte wie die Holzfigur lassen sich damit einlesen und im 3D-Drucker vervielfältigen. Foto: Scoobe 3D GmbH

    Was vor einigen Jahrzehnten noch Science-Fiction war, entwickelt sich in großen Schritten zur massentauglichen Technologie: Im dreidimensionalen Druck lassen sich mittlerweile alle denkbaren Objekte vervielfältigen. Doch obwohl die Drucker immer besser und präziser werden, sind die Möglichkeiten bislang noch begrenzt. Viel Zeit und Know-how benötigt zum Beispiel das Anfertigen der Vorlagen, die den Druckern als „Baupläne“ dienen. Wer heute einen 3D-Drucker besitzt, kann bislang nur vorgefertigte Modelle aus dem Internet ausdrucken. Im Wettrennen um verlässliche 3D-Scanner hat ein Augsburger Unternehmen derzeit weltweit die Nase vorn.

    Die „Scoobe 3D“-Kamera des gleichnamigen Start-ups sieht aus wie ein Smartphone mit überdimensionierter Kameralinse. „Unser Gerät ist ein tragbarer Scanner für Objekte“, sagt Umweltingenieur Ralph Wagner, der in der jungen Firma als Entwickler arbeitet. Das Prinzip ist simpel: Man richtet die Kamera auf ein Modell – beispielsweise eine Holzfigur – und folgt den Anweisungen auf dem Bildschirm. Indem man sich im Kreis um die Figur bewegt, tastet die

    Scoobe 3D: Mit der Kamera lassen sich auch Räume und Körperteile vermessen

    Was simpel klingt, erfordert ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlicher Technologien. „In der Scoobe arbeiten drei optische Verfahren parallel“, erklärt Wagner. Von einem groben ersten Grundgerüst wird ein immer detaillierteres Modell angefertigt, das dem Entwickler zufolge auf ein Zehntel eines Millimeters exakt ist. „Bisher sind wir die Ersten, denen dieses Ineinandergreifen der Technologien gelungen ist“, sagt Wagner. Auch am Technologischen Institut in Massachussetts (MIT), einer Eliteuniversität in den USA, werde an einem ähnlichen Produkt gearbeitet, bislang mit weniger Erfolg. „Der Knackpunkt ist die Software, daran arbeiten wir fast noch länger als am Gerät selbst“, erklärt Wagner, der unter anderem für den Prototypenbau verantwortlich war.

    So funktioniert ein 3D-Drucker

    3D-Drucker sind eigentliche keine Drucker im herkömmlichen Sinne. Ihr Verfahren ähnelt eher dem Spritzguss.

    Mit Hilfe von Druck wird ein Werkstoff Schicht für Schicht aufgetragen. Die Strukturen, die der Drucker nachformt, wurden zuvor eingescannt.

    Gearbeitet wird in den meisten Fällen mit Kunststoffen und Kunstharzen. Beim Laserschmelzverfahren werden aber auch metallische Pulver geschmolzen.

    Inzwischen gibt es auch Drucker, die mehrere Materialien verwenden und miteinander verbinden. (dpa)

    Der Physiker Julian Berlow hat die Scoobe erfunden und 2016 zum Patent angemeldet. Anfang 2018 gründete er das Unternehmen, mit dem er derzeit mit acht Kollegen an seinem Scanner tüftelt. „Wir wollen den 3D-Druck neben Industrie und Medizin auch für Privatanwender attraktiver machen“, sagt der 27-Jährige. Die Möglichkeiten sind vielfältig, wie Entwicklungsingenieur Wagner erklärt: „Es lassen sich Bau- und Ersatzteile anfertigen, oder die Dimensionen von Räumen und sogar Körperteilen erfassen.“ So könne das Gerät bei der Inneneinrichtung oder beim Schuhkauf helfen. „Das ist allerdings noch Theorie“, sagt Wagner. Vorstellbar sei jedoch, sich mit der Scoobe die Füße zu vermessen und über geeignete Shops perfekt sitzende Schuhe zu finden.

    Augsburger Firma Scoobe hofft, die ersten Modelle Mitte 2019 ausliefern zu können

    Auch über den möglichen Missbrauch der Scoobe hat sich das neunköpfige Team bereits Gedanken gemacht. Knifflig sei das beispielsweise bei Schlüsseln: „Durch maschinelles Lernen lässt sich dem Gerät vermitteln, dass es das Einscannen von Schlüsseln verweigern soll“, erklärt der Firmengründer. Das sei mit herkömmlichen Dokumentenscannern vergleichbar, die sich gegen das Einlesen von Geldscheinen sperren.

    Für die Scoobe gibt es bereits erste Interessenten, die sich auf Messen und auf der Finanzierungsplattform Kickstarter für das Gerät begeistern. „Wir hoffen, dass wir die ersten Modelle Mitte 2019 ausliefern können“, sagt Berlow. Je nach Variante soll die Scoobe-Kamera voraussichtlich zwischen 600 und 1600 Euro kosten.

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