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Schwere Last: Schmiergeld-Affäre bei MAN

Schwere Last

Schmiergeld-Affäre bei MAN

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    MAN Bestechungsvorwürfe
    MAN Bestechungsvorwürfe Foto: dpa

    Von Michael Stifter München (AZ) - Wenn Lastwagen oder Busse verkauft werden, geht es um viel Geld. In der Regel bestellen Interessenten gleich mehrere Fahrzeuge auf einmal. Wer einen solchen Auftrag an Land zieht, macht ein dickes Geschäft.

    Um sicherzustellen, dass nicht die Konkurrenz zum Zuge kommt, sollen Mitarbeiter des Nutzfahrzeugkonzerns MAN Verantwortliche potenzieller Kunden bestochen haben.

    Die Staatsanwaltschaft München will nun herausfinden, ob Korruption bei MAN ein gängiges Mittel war, um den Absatz anzukurbeln. Deshalb hatten die Ermittler am Dienstag Büros und Privaträume in ganz Deutschland durchsucht. Gestern sicherten die Strafverfolger die Daten von beschlagnahmten Festplatten. "Wir wollen klären, ob ein System dahintersteckt und wer dafür verantwortlich ist", sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler im Gespräch mit unserer Zeitung. Es werde nicht bei den bislang drei Beschuldigten bleiben.

    Über das genaue Ausmaß verdächtiger Zahlungen lässt sich laut Winkler noch nichts Näheres sagen. Es bestehe aber der Verdacht, dass die Schmiergelder über Jahre hinweg bezahlt worden seien - nicht nur in Deutschland. "Der Schwerpunkt liegt im Ausland. Insgesamt geht es um eine niedrige zweistellige Millionensumme", sagte Winkler. Im Umfeld des Konzerns ist von einer Million Euro in Deutschland und weiteren 13 Millionen in anderen Ländern die Rede.

    Hinweise von Finanzämtern, denen dubiose Zahlungen an Mitarbeiter von MAN-Kunden zwischen 2002 und 2005 aufgefallen waren, hatten die Fahnder auf die Spur des vermeintlichen Bestechungssystems gebracht. Angeblich sollen pro verkauftem Fahrzeug mehrere hundert Euro Schmiergeld geflossen sein.

    Die Ermittlungen fallen in eine harte Zeit für MAN. Das Unternehmen kämpft mit dem schlimmsten Einbruch im Nutzfahrzeugmarkt seit Jahrzehnten. Auch für Håkan Samuelsson ist der Verdacht ein harter Schlag. Der heutige Konzernchef führte zur fraglichen Zeit die Nutzfahrzeugsparte, die nun im Visier der Staatsanwälte steht. Ein Verdacht gegen Vorstandsmitglieder bestehe allerdings bislang nicht, betonte Oberstaatsanwalt Winkler gestern.

    MAN will mit einer internen Sonderprüfung zur Aufklärung des Falles beitragen. In einer Mitteilung sprach der Konzern gestern von einem "möglichen Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter". Zuwendungen mit dem Ziel, "unbillig Vorteile oder Aufträge für MAN zu erhalten", seien untersagt.

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