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Sanierung: Schreibt Leiser deutsche Insolvenz-Geschichte?

Sanierung

Schreibt Leiser deutsche Insolvenz-Geschichte?

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    Leiser ist eine der bekanntesten deutschen Marken des Schuhfachhandels.
    Leiser ist eine der bekanntesten deutschen Marken des Schuhfachhandels. Foto: Ulrich Wagner

    Manroland, Müller-Brot, Schlecker und jetzt auch noch die Augsburger Schuhhandelskette Leiser mit der Schwesterfirma Schuhhof: In Süddeutschland reiht sich eine Insolvenz an die andere. So haben die Geschäftsführungen der Leiser Fabrikations- und Handelsgesellschaft, der

    Die Geschäftsführung ist optimistisch

    Damit nutzt die Firmengruppe eine seit kurzem geltende Reform des Insolvenzrechts und könnte, wenn die Sanierung – wie geplant – gelingt, Geschichte auf diesem Gebiet in Deutschland schreiben. Nach dem Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen – kurz ESUG – darf ein in Bedrängnis befindlicher Betrieb auch ohne einen Insolvenzverwalter wieder auf solidere Beine gestellt werden.

    So legt jetzt die bisherige Geschäftsleitung den Gläubigern – Banken und Lieferanten – einen Insolvenzplan vor. „Am Ende wird die Bahner-Gruppe ein marktfähiges, saniertes und profitables Unternehmen sein“, kündigte Geschäftsführer Steffen Liebich am Freitag gegenüber unserer Zeitung an.

    Den Geschäftsführern werden bei der Restrukturierung von außen kommende Sachwalter zur Seite gestellt. So soll in engem Kontakt mit den Gläubigern ein Weg zum Fortbestand der Firma gefunden werden. Der Name der Bahner-Gruppe ist eng mit der in der Region bekannten Unternehmerin Susanne Bahner verbunden, die Ende 2010 mit der Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft ausgezeichnet wurde.

    Der für das operative Geschäft zuständige Liebich räumte ein, dass dem jetzigen Planinsolvenzverfahren Gespräche mit möglichen Investoren vorangegangen seien: „Am Ende haben sie aber abgesagt.“

    Die finanzielle Lage des Unternehmens wirkt angespannt. Liebich sagte, dass in der Gruppe „keine schwarzen Zahlen geschrieben werden“. Nähere Angaben – auch zur Höhe des Schuldenstandes – machte er nicht. Das Unternehmen mit 132 Filialen in Deutschland und 190 bis 200 Millionen Euro Umsatz sei nicht profitabel genug, um ausreichend Geld für nötige Investitionen zu erwirtschaften.

    Die mittelständische Firma Leiser gilt im deutschen Schuhhandel hinter dem dominierenden Deichmann-Konzern, der HR Group (Reno), Görtz und Siemes als die Nummer fünf. Bis spätestens 23. Juni muss der Restrukturierungsplan vorliegen. So lange sollen die Geschäfte eigenverantwortlich weitergeführt werden. Liebich verweist darauf, dass die Firma alle Voraussetzungen für eine Rettungsaktion dieses Zuschnitts erfüllt habe: „Wir sind nicht zahlungsunfähig und haben einen umfangreichen Sanierungsplan.“ Ob Filialen im Zuge der Neuausrichtung geschlossen werden und Mitarbeiter entlassen werden müssen, stehe noch nicht fest. Betroffen sind rund 1450 Beschäftigte. „Denen müssen wir eine Zukunft geben. Wir tun unser Bestes“, verspricht der Geschäftsführer.

    Schon seit Jahren wird in der Branche über Probleme der Schuhhandelsgruppe spekuliert. In einem Interview mit dem Fachorgan Schuhkurier hatte Liebichs Kollege in der Geschäftsführung, Harald Neisser, Klartext geredet: „Leiser muss weg vom reinen Bedarfsschuhgeschäft und hin zum modischen und anspruchsvollen Fachgeschäft.“

    In den Filialen müsse einiges getan werden. Es seien Investitionen in ein neues Kassensystem notwendig. Er gestand ein, „dass die Mieten einen enormen Kostenfaktor darstellen“. Liebich spricht davon, die Filialen müssten an den Zeitgeist angepasst werden. Neben solchen internen Problemen machte Leiser die Konjunktur 2011 einen Strich durch die Rechnung.

    Weil der Sommer wieder einmal nicht die Erwartungen erfüllte, verzeichnete der Schuhfachhandel im Juni, August und September einen deutlichen Rückgang des Umsatzes. Die ohnehin angespannte Situation verschärfte sich, als sich der Winter zu Jahresende nicht einstellen wollte. Verbraucher kauften im noch zum Teil sogar sonnigen November und auch im Dezember nur wenig Winterschuhe, was für die Branche besonders fatal ist. Derart gefütterte und mit wasserabweisendem Gore-Tex versehene Stiefel sind teuer und bringen den Geschäften eine viel höhere Rendite als etwa Sandalen ein.

    Für Leiser kommt einiges zusammen. Auch die zunehmende und aggressive Konkurrenz von Internet-Schuhhändlern wie Zalando macht dem Augsburger Unternehmen zu schaffen. Die Branche ist von einem immer härter werdenden Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet.

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