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Rückendeckung aus der Politik: Sorge um Reinheitsgebot: Bierbrauer kämpfen gegen Fracking

Rückendeckung aus der Politik

Sorge um Reinheitsgebot: Bierbrauer kämpfen gegen Fracking

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    Fracking ist umstritten: Chemikalien, die bei dem Verfahren frei werden, könnten in das Grundwasser eindringen. Besorgte Bierbrauer erhalten Rückendeckung aus der Politik.
    Fracking ist umstritten: Chemikalien, die bei dem Verfahren frei werden, könnten in das Grundwasser eindringen. Besorgte Bierbrauer erhalten Rückendeckung aus der Politik. Foto: Robert Schlesinger/Archiv (dpa)

    In ihren Warnungen vor negativen Folgen des Frackings erhalten die deutschen Bierbrauer Rückendeckung aus  der Politik. "Das Reinheitsgebot muss im Zweifel Vorrang haben. Wir  müssen die Bedenken der Brauer sehr ernst nehmen", sagte der  FDP-Bild-Zeitung. Besorgt zeigte sich auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Herbert Frankenhauser : "Das Reinheitsgebot darf nicht beeinträchtigt werden. Es müssen alle  Maßnahmen ergriffen werden, damit das Brauwasser geschützt wird",  wurde er von der Zeitung zitiert.

    Brandbrief: Brauer warnen vor Verunreinigung des Trinkwassers durch Fracking

    Das ist Fracking

    Fracking ist ein Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus Gesteinsporen. Bei dem «Hydraulic Fracturing» wird Gestein in 1000 bis 5000 Metern Tiefe mit hohem hydraulischen Druck aufgebrochen.

    Beim Fracking wird in der Regel ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst. Dadurch entstehen Risse im Gestein, durch die das Gas entweichen und über Bohrrohre an die Oberfläche gelangen kann.

    Fracking ist daher umstritten. Umweltschützer befürchten eine Verunreinigung des Trinkwassers. Das Umweltbundesamt (UBA) sieht darüber hinaus Unsicherheiten durch den Chemikalieneinsatz - zum Beispiel bei der Entsorgung des anfallenden Abwassers (Flowback).

    Fracking ist besonders in den USA wirtschaftlich und politisch interessant geworden, um unabhängiger von Erdöl- und Erdgaslieferungen aus dem Ausland zu werden.

    Auch in Deutschland gibt es nennenswerte Vorkommen dieser unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten. Man findet sie zum Beispiel in Schiefertonformationen, Kohleflözen und dichten Sandsteinformationen - unter anderem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

    Studien gehen davon aus, dass der deutsche Gasbedarf mit den Vorkommen bis zu 27 Jahre lang gedeckt werden könnte. Allerdings gelten 14 Prozent der Fläche als Wasserschutzgebiete, somit ist das Förderpotenzial weit geringer.

    Für ein generelles Fracking-Verbot sprach sich die stellvertretende  Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Bärbel Höhn, aus. "Fracking mit giftigen Chemikalien gehört verboten. Doch die  Regierung will es auf 86 Prozent der Fläche zulassen. Das macht nicht nur den Bierbrauern Sorgen", sagte sie der Bild.

    Zuvor hatte der Deutsche Brauer-Bund in einem Brandbrief an sechs  Bundesminister vor Verunreinigung des Trinkwassers durch Fracking gewarnt und erklärt, die bisherigen Vorgaben der Bundesregierung  "reichen nicht aus, um den Anforderungen an das Reinheitsgebot für  Bier Rechnung zu tragen". Nach dem deutschen Reinheitsgebot, das am  23. April 1516 ausgerufen wurde, gehören nur Wasser, Hopfen und  Gerste ins Bier.

    Fracking: Freiwerdende Chemikalien könnten ins Trinkwasser gelangen

    Das Reinheitsgebot des Bieres

    Das Reinheitsgebot des Bieres wurde 1516 von Herzog Wilhelm IV. von Bayern verfügt.

    Es findet seine Entsprechung im heutigen Biersteuergesetz, in dem es heißt: «Zur Bereitung von untergärigem Bier darf (...) nur Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser verwendet werden.»

    Kieselgur darf zum Filtrieren aber genutzt werden - es fällt unter technische Hilfsstoffe.

    Frühe Vorschriften zu Qualität und Preis des Bieres wurden bereits im 12. Jahrhundert erlassen.

    Eine Festlegung auf Wasser, Malz und Hopfen als Rohstoffe erfolgte für München 1487 durch Herzog Albrecht IV. von Bayern.

    Als unmittelbarer Vorläufer des Reinheitsgebotes gilt jedoch laut Bayerischem Brauerbund eine 1493 durch Herzog Georg den Reichen für das damals von ihm regierte Teilherzogtum Niederbayern erlassene «Biersatzordnung».

    Der Sohn Albrechts, Wilhelm IV., dehnte 1516 das Reinheitsgebot auf ganz Bayern aus. 1906 wurde es zum Reichsgesetz und galt somit für das ganze Land.

    Beim sogenannten Fracking wird Gas aus Schiefergestein tief unter der Erde gelöst. Die Technologie ist unter anderem deshalb umstritten, weil dabei Chemikalien eingesetzt werden, die auch das  Trinkwasser verunreinigen könnten. Die Bundesregierung will ein  Gesetz auf den Weg bringen, das die Bedingungen festlegen soll,  unter denen die Technologie in Deutschland eingesetzt werden darf.

    Die bisherigen Pläne der Koalition sehen laut Brauer-Bund nur ein  Fracking-Verbot für das Einzugsgebiet von Trinkwasserseen und in  Trinkwasser-Schutzgebieten vor, was unzureichend sei. afp

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