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Rohstoff: Warum die Holzpreise steigen – und was das für Bauherren bedeutet

Rohstoff

Warum die Holzpreise steigen – und was das für Bauherren bedeutet

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    Die Preise für Bauholz steigen. Auch weil der Bau-Boom sich trotz der Pandemie fortsetzt.
    Die Preise für Bauholz steigen. Auch weil der Bau-Boom sich trotz der Pandemie fortsetzt. Foto: Countrypixel, s tock.adobe.com

    Bei Stefan Hattler ist das Gekreische gerade groß. Der gelernte Holzbearbeitungsmechaniker betreibt in Altenmünster ein kleines Sägewerk. Und das läuft schon seit Wochen auf Hochtouren. Pro Tag produzieren er und seine zwei Mitarbeiter quasi einen Hausdachstuhl, also fast eine Lastwagenladung voll Rundholz. Er könnte mehr Leute einstellen, sagt Hattler, aber geschultes Personal ist gerade selten. Und bestimmtes Holz so gefragt wie lange nicht.

    Weshalb die Preise steigen. Der Kubikmeter Schnittholz, sagt Hattler, sei bei ihm seit Anfang des Jahres um 25 Euro gestiegen. Und bei den großen Sägereien habe sich der Preis beim Export-Holz fast verdoppelt. Was er selbst verlangt, daraus macht der 45-jährige Familienvater kein Geheimnis: „Ich kriege vom Handel 250 Euro pro Kubikmeter und vom Zimmerer 300 Euro.“ Der Laden läuft. „Wir können unsere Aufträge derzeit gar nicht mehr abarbeiten.“ Gefragt sei vor allem Bauholz, hauptsächlich Fichte. Das Rundholz für die Bretter, die er sägt, kauft Hattler von privaten Waldbesitzern, Forstbetriebsgemeinschaften oder von den Bayerischen Staatsforsten.

    Die Preise für Nadelholz steigen spürbar an

    Die sind mit über 800.000 Hektar Fläche und mit 41 Standorten im ganzen Freistaat der größte Forstbetrieb in Bayern und Deutschland. Und auch dort verzeichnet man einen „spürbaren Anstieg des Nadelholzpreises“. Nach der schwersten Holzmarktkrise der letzten 20 Jahre – Trockenheit, Borkenkäferbefall, das Orkantief „Sabine“ – gebe es nun eine „Konsolidierung des Holzmarktes“, nachdem die Preise für Rundholz zuvor auf einem „historischen Tiefpunkt“ gewesen seien, wie Staatsforsten-Sprecher Jan-Paul Schmidt sagt.

    Zurechtgesägte Baumstämme liegen wie Streichhölzer rund um einen einzelnen abgestorbenen Baum. Um eine weitere Ausbreitung des  Borkenkäfers zu verhindern, müssen befallene Bäume gefällt werden.
    Zurechtgesägte Baumstämme liegen wie Streichhölzer rund um einen einzelnen abgestorbenen Baum. Um eine weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern, müssen befallene Bäume gefällt werden. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Für den derzeitigen Preisanstieg gibt es Gründe. Zum einen, sagt Schmidt, gibt es derzeit weniger Schadholz, sprich das frühere Überangebot ist weg. „Die Staatsforsten haben das Käferholz des letzten Jahres aufgearbeitet.“ Die Bestände sinken. „Die Nasslager, in denen das Schadholz der letzten Jahre aus Waldschutzgründen werterhaltend zwischengelagert wurde, leeren sich aktuell sehr schnell.“

    Holzpreise gehen nach oben - auch, weil die Baubranche boomt

    Ein weiterer Grund: Die Nachfrage steigt. Regional und international. Die Baubranche boomt nach wie vor und in allen Bereichen. Schmidt bestätigt: „Die Schnittholzpreise sind extrem angestiegen. Wir rechnen damit, dass auch die für die Waldbesitzer relevanten Rundholzpreise im Laufe des Jahres wieder das Niveau der Vorkrise erreichen.“

    Sollte die Nachfrage so anhalten, erklärt Schmidt, könnte das Frischholz in einer Reihe von Regionen „bald knapp“ werden. Die Bayerischen Staatsforsten könnten nicht einfach mehr Holz in den Markt geben. Nachhaltigkeit ist ein über 300 Jahre alter Begriff aus der Forstwirtschaft. Heißt für die Staatsforsten: „Wir haben einen festen, nachhaltigen Hiebsatz, um die Wälder gesund zu erhalten. Jedes Jahr verlässt deshalb weniger Holz die Wälder als gleichzeitig nachwächst.“ Bedeutet: Das trägt nicht zur Entspannung am Markt bei.

    Der Hauptverband der deutschen Holzindustrie (HDH) sieht auch eine „außergewöhnliche Situation am Holzmarkt“, betont aber: „Es ist genug Holz da.“ 2020 wurde mit insgesamt 25 Millionen Kubikmetern so viel Nadelschnittholz in Deutschland produziert wie noch nie. Der Verbrauch lag mit 20,4 Millionen Kubikmeter jedoch „deutlich darunter“. Es werde also mehr produziert als im Inland verbraucht. Es gebe genug Holz aus eigener Produktion. Ein HDH-Sprecher erklärt: „Wir haben daher keine echte Holzknappheit, sondern eine störungsbedingte Nachfragespitze, die zu starken Preisausschlägen führt.“ Steigende Nachfrage sieht man beim HDH bei Bauholz, Konstruktionsvollholz und Brettschichtholz. Diese seien seit dem vierten Quartal 2020 sehr begehrt. Die Folge: „deutliche Preissteigerungen“.

    Joe Bidens Konjunkturmaßnahmen beeinflussen den deutschen Holzmarkt

    Eine Rolle für Deutschland spielen im globalen Holz-Geschäft natürlich auch Entwicklungen auf anderen Kontinenten. Zwei Beispiele: Chinas Wirtschaft brummt schon wieder sehr stark. Im Jahr 2020 etwa wurden laut HDH Holz und Holzprodukte im Wert von über 780 Millionen Euro nach China exportiert. Und die von Präsident Joe Biden mit Konjunkturpaketen historischen Ausmaßes bedachten USA importieren gerade besonders gerne deutsches Holz.

    Es fehlt vor Ort, weil die nordamerikanischen Wälder unter Käfern und den riesigen Waldbränden leiden. Der HDH-Sprecher erklärt: „Diese Nachfrage bedient unsere Industrie. Die Sägeindustrie hat in den letzten Jahren alles darangesetzt, das hohe inländische Schadholzaufkommen aus den klimawandelgeschädigten Wäldern zu verarbeiten, und hat das Überangebot an Holz auch ins Ausland vermarktet, da im Inland nicht so viel Holz verbraucht wird. Gleiches haben die Waldbesitzer getan und vermehrt Stammholz exportiert.“

    Was die Holz-Nachfrage – neben dem Bau-Boom – gerade auf dem heimischen Markt verstärkt, ist übrigens auch die neue bayerische Bauordnung, die seit Anfang Februar in Kraft ist und das Bauen mit Holz erleichtert. Und: Holzprodukte werden in Zeiten gestiegenen Umweltbewusstseins ohnehin beliebter. Schließlich, so bestätigen verschiedene Branchenkenner, kommt noch der von drei Lockdowns verstärkte Trend der Deutschen zum Tragen, ihr Haus aufzumöbeln. Wer nicht in Urlaub fährt, macht es sich gerne daheim schön.

    Nicht nur das teure Bauholz hat Konsequenzen für das schwäbische Handwerk

    Die perspektivischen Folgen des Preisanstiegs für das Handwerk – nicht nur für Zimmerer oder Schreiner – bringt Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben, auf den Punkt: „Die Knappheit und Verteuerung gilt für viele Rohstoffe und Materialien im Bau- und Ausbaubereich, zum Beispiel Mineralölerzeugnisse, Stahl oder Dämmstoffe. Dies bereitet wirklichen Anlass zur Sorge, da einerseits für private oder öffentliche Auftraggeber neue Bauvorhaben deutlich teurer werden. Andererseits könnten sich aufgrund von Lieferengpässen Baustellen oder -projekte verzögern oder sogar gestoppt werden, was massive Verteuerungen für alle Beteiligten nach sich ziehen kann.“ Auch Auswirkungen auf die Baukonjunktur insgesamt seien nicht auszuschließen.

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