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Region: Der Finanz-Check: Kleine Bank, hohe Dispozinsen

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Der Finanz-Check: Kleine Bank, hohe Dispozinsen

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    Der schnellste Weg an Bargeld zu kommen, ist der Geldautomat. Doch dabei sollten Verbraucher darauf achten, ihr Girokonto nicht zu überziehen.
    Der schnellste Weg an Bargeld zu kommen, ist der Geldautomat. Doch dabei sollten Verbraucher darauf achten, ihr Girokonto nicht zu überziehen. Foto: Jens Wolf (dpa)

    Nein, sagt Stephanie Pallasch, an so einen Fall kann sich die Bankexpertin nicht erinnern. „Das ist in der Geschichte der Stiftung Warentest einmalig.“ Wochenlange Telefonate und Internetrecherchen haben die Tester unternommen, um aufzulisten, wie viel Zins die 1538 Banken in Deutschland verlangen, wenn der Kunde das Girokonto überzieht. Doch nach wie vor gleicht der Dispozins bei vielen Instituten einem gut gehüteten Geheimnis – obwohl sich die Verbände im Juni darauf geeinigt haben, dass die Konditionen auf der jeweiligen Webseite genannt werden müssen.

    Die Institute kommen so billig an Geld wie nie

    Die Warentester haben zu härteren Mitteln gegriffen. 606 Banken suchten sie auf, um Preisaushänge zu fotografieren oder Bankberater zu fragen. Nicht immer mit Erfolg. 26 Banken und Sparkassen machten keine Angaben. Dazu gehört auch die Raiffeisenbank Aresing-Gerolsbach unweit von Schrobenhausen.

    Kaum ein Thema ist so sensibel wie das Geld – und zu welchem Zins man es bekommt. Bei im Schnitt 11,31 Prozent liegt der Dispozins bei deutschen Banken. Und das, obwohl die Institute so billig an Geld kommen wie nie. Der Leitzins liegt auf einem Rekordtief von 0,5 Prozent. Untereinander leihen sich die Banken Geld für 0,22 Prozent.

    Manche Banken verlangen 13 Prozent und mehr

    Ausgerechnet die Genossenschaftsbanken, die in der Finanzkrise Vertrauen gewonnen haben, stehen am Pranger. Stiftungsvorstand Hubertus Primus kritisiert: „Es sind meist kleine Volksbanken, Raiffeisenbanken und Sparkassen, die ihre Kunden so schröpfen.“ Das zeigt die Liste der 119 Institute, die 13 Prozent und mehr verlangen. In unserer Region sind es die Raiffeisenbanken Lech-Ammersee (13,75 Prozent), Jettingen-Scheppach, Schrobenhausener Land (je 13,25), Stauden (13) und die VR-Bank Landsberg-Ammersee (13,49).

    Das ist ein Kredit

    Ein Kredit ist eine Geldsumme, die sich Privatpersonen oder Unternehmen von einem Kreditinstitut oder einem privaten Geldgeber unter bestimmten Bedingungen (Laufzeit, Verzinsung) leihen.

    Kredite dienen der Finanzierung von Anschaffungen oder Investitionen.

    Der Kredit ist auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten ein beliebtes Finanzierungsinstrument.

    Zu den gängigsten Krediten und Finanzierungsformen zählt laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung der Dispositionskredit.

    Ratenkredite und Konsumkredite bei Banken nutzt jeder siebte Deutschte.

    Elf Prozent der Befragten gaben an ein Auto beim Händler per Ratenkauf erworben zu haben.

    Grundlage für die Vergabe eines Kredites ist die Bonität des Kreditsuchenden.

    Diese wird auf Grundlage verschiedener Faktoren individuell ermittelt.

    Ein Hindernis für eine positive Kreditentscheidung kann beispielsweise ein Eintrag bei der SCHUFA sein.

    Grundlage eines Kreditgeschäftes ist ein entsprechender Kreditvertrag.

    Der Kreditnehmer verpflichtet sich darin, die festgelegte Kreditsumme innerhalb einer vorgegebenen Zeit vollständig – und inklusive Zinsen – an den Kreditgeber zurückzuzahlen.

    Der Abstand zu den günstigen Anbietern ist deutlich. In unserer Region sind das die VR-Bank Memmingen (8,28), die Raiffeisen-Volksbank Neuburg/Donau (8,31) und die Sparkassen Neuburg-Rain und Ulm (jeweils 8 Prozent).

    Dass die Banken, die ihre Dispozinsen nicht angeben, zugleich die teuersten sind, spricht Bände, heißt es im Verbraucherministerium. „Es ist höchste Zeit, dass sich alle Banken und Sparkassen konsequent dem Wettbewerb stellen.“ Das will Ilse Aigner vor allem durch Transparenz ermöglichen. Sie fordert ein zentrales Internetportal, in dem Kunden alle Bankgebühren vergleichen können – von Dispozinsen bis zu Kontoführungsgebühren. Haben Verbraucher den Überblick, steigt auch der Druck, glaubt Aigner.

    Das Konto zu wechseln, ist gar nicht so leicht

    Diese Hoffnung teilt Frank-Christian Pauli nicht. Nur weil der Kunde entdecke, dass die Konkurrenz billiger sei, wechsle er noch nicht. „Das ist bei so einem komplizierten Vertragsmodell wie einem Konto schwierig“, sagt der Bankenexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Vielmehr sei der Staat gefordert, die Dispozinsen gesetzlich zu deckeln. „Was hier passiert, ist Abzocke“, sagt Pauli.

    Stephan Götzl hat dafür ein anderes Wort parat: Stimmungsmache. Der Präsident der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern spricht von „kaufmännischen Erfordernissen“, weil die Banken Geld vorhalten müssen, auf das die Kunden jederzeit zugreifen können. Das verursache höhere Kosten als andere Kredite. Auch beim Sparkassen- und Giroverband betont man, dass die „betriebswirtschaftliche Kalkulation“ zwangsläufig zu höheren Zinssätzen führen müsse. Für Götzl haben die Konditionen auch ihr Gutes: Günstige Zinsen verführten die Kunden eher, ihr Konto zu überziehen.

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