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Region Augsburg: Amazon macht eine komplette Abteilung dicht

Region Augsburg

Amazon macht eine komplette Abteilung dicht

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    Seit Monaten wird spekuliert, Amazon könnte Arbeitsplätze aus Deutschland nach Osteuropa verlagern. Dort muss das Unternehmen deutlich geringere Löhne fürs Packen und Versenden der Päckchen zahlen.
    Seit Monaten wird spekuliert, Amazon könnte Arbeitsplätze aus Deutschland nach Osteuropa verlagern. Dort muss das Unternehmen deutlich geringere Löhne fürs Packen und Versenden der Päckchen zahlen. Foto: Michael Hochgemuth

    Was Amazon bis zuletzt immer bestritten hat, ist nun offensichtlich doch eingetreten: Der Logistik-Riese verlagert Teile seines Deutschland-Geschäfts nach Osteuropa. Nach Informationen unserer Zeitung ist davon auch das Logistikzentrum in Graben (Kreis Augsburg) betroffen. Dort ist eine komplette Abteilung dichtgemacht worden. Rücksendungen von Kunden, die in den riesigen Hallen direkt an der B 17 abgewickelt wurden, gehen nun in ein großes Retourenzentrum nach Prag. Das bestätigte Amazon auf Anfrage.

    Amazon wehrt sich gegen Vorwurf, Stellen streichen zu wollen

    Das Unternehmen wehrt sich jedoch gegen den Vorwurf, in Deutschland Stellen streichen zu wollen. „Es wird definitiv keine Verlagerungen geben“, sagt Sprecher Stefan Rupp. Alle Mitarbeiter, die sich in Graben bislang um Retouren gekümmert haben, seien in anderen Bereichen des Logistikzentrums untergekommen. Wie viele betroffen sind, dazu wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Insider schätzen, dass in der Abteilung 300 bis 600 Menschen tätig waren.

    Bei Verdi und der Augsburger Arbeitsagentur ist man daher alarmiert. Gewerkschafter Thomas Gürlebeck vermutet, dass es zum Ende des Weihnachtsgeschäfts, wenn viele befristete Verträge auslaufen, zu einem Jobabbau in Graben kommen wird. „Etliche Kollegen werden dann ihre Arbeit verlieren“, sagt er. Die

    Diskussion über Verlagerung von Deutschland nach Osteuropa

    Seit Monaten wird bei Amazon über mögliche Verlagerungen von Deutschland nach Osteuropa spekuliert. Die Löhne dort liegen deutlich unter deutschem Niveau. Und offenbar ist es für den Logistik-Riesen in Polen oder Tschechien einfacher, an Personal zu kommen. Hierzulande gerät das Unternehmen immer wieder mit Berichten über vermeintlich schlechte Arbeitsbedingungen in die Schlagzeilen. Es werde so immer schwieriger, Personal für Amazon zu finden, berichten Arbeitsvermittler.

    Bereits im vergangenen Jahr holte Amazon zum Weihnachtsgeschäft tausende Saisonkräfte aus Osteuropa nach Deutschland. Doch auch da gab es Negativ-Meldungen, diesmal wegen deren angeblich schlechter Unterbringung und Entlohnung. Ein Proteststurm entrüsteter Kunden entbrannte.

    Jetzt geht der weltgrößte Internet-Versandhändler offenbar einen anderen Weg. Er investiert direkt in Osteuropa. Im Oktober kündigte der US-Konzern an, drei Logistikzentren in Polen bauen zu wollen. Jedes wird etwa so groß wie 13 Fußballfelder. Zwei weitere wird es in Tschechien geben. Bereits im Mai war dort nahe Prag das Retourenzentrum eröffnet worden.

    Amazon-Sprecher Rupp spricht von Entlastung

    Dabei gehe es nicht darum, Arbeiten von Deutschland nach Osteuropa zu verlagern, betont Amazon-Sprecher Rupp. Man wolle die deutschen Standorte nur entlasten. „Es macht Sinn, die Retoure an einem zentralen Standort zu bündeln“, sagt er. Auch in Graben hätte die Auslastung in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

    Gewerkschafter und Arbeitsagentur beobachten allerdings einen deutlichen Rückgang der Mitarbeiterzahlen in der Region. War spekuliert worden, dass im vergangenen Jahr zur Weihnachtszeit rund 5000 Menschen in Graben arbeiteten, schätzt man die Zahl in diesem Jahr nur noch auf knapp 3000. Grund dafür dürfte die Eröffnung weiterer Logistikzentren auch in Deutschland sein, heißt es.

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