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Rauchen: EU bleibt hart: Ekelbilder auf Zigarettenpackungen kommen

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EU bleibt hart: Ekelbilder auf Zigarettenpackungen kommen

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    Die EU lässt sich nicht erweichen. Künftig sollen 65 Prozent der Vorder- und Rückseite jeder Tabakpackung mit Warnhinweisen und Ekelbildern bedruckt sein.
    Die EU lässt sich nicht erweichen. Künftig sollen 65 Prozent der Vorder- und Rückseite jeder Tabakpackung mit Warnhinweisen und Ekelbildern bedruckt sein. Foto: Jonas Güttler, dpa

    Wer künftig zur Zigarette greift, muss hartgesotten sein. Denn die Einführung der Schockbilder von Raucherbeinen, schwarzen Lungen oder amputierten Gliedmaßen ist ein großes Stück näher gerückt. Die Unterhändler von Europäischem Parlament und Mitgliedstaaten einigten sich auf die neuen Maßnahmen, die nach der Übernahme durch die Mitgliedstaaten in Kraft treten könnten. „Tabakwaren sollen möglichst unattraktiv für junge Menschen werden“, verteidigte der CDU-Europa-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz die umstrittenen Vorschriften.

    Künftig müssen 65 Prozent der Vorder- und Rückseite jeder Tabakpackung (dazu gehört auch Shisha für Wasserpfeifen) mit Warnhinweisen und Ekelbildern versehen werden. Aromatisierte Zigaretten werden komplett verboten, Mentholzusätze sind noch höchstens sechs Jahre erlaubt.

    Zweifel an neuen Vorschriften

    Für weitere Zusatzstoffe gibt es ein strenges Zulassungsverfahren. Bestätigt wurde auch das eher kurios klingende Verbot von „irreführenden Elementen auf der Packung, die ein Tabakerzeugnis mit täuschend echten Mitteln bewerben oder die Gefahren verharmlosen“. Die Regelung kam eher durch Zufall in die Richtlinie, betrifft sie doch vor allem Schoko-Zigaretten oder Marzipan-Zigarren, die mit täuschend echten Umverpackungen ausgeliefert werden. „Unsere Gesundheit ist ein hohes Gut. Was all die Vorschriften und Verbote damit zu tun haben, wird nicht immer klar“, kritisierte der liberale Europa-Politiker Holger Krahmer. „Ich bezweifele, dass weniger Menschen krank werden, wenn die EU vorschreibt, dass in jeder Zigarettenpackung mindestens 20 Zigaretten und eine Packung zum Selbstdrehen mindestens 30 Gramm Tabak enthalten muss.“ Solche Details seien ein Stück aus dem dirigistischen Tollhaus.

    So gehen Länder gegen das Rauchen vor

    Um in NORWEGEN Tabak oder Zigaretten kaufen zu dürfen, muss man älter als 18 Jahre sein. Tabakwaren dürfen zudem nicht deutlich sichtbar in Geschäften angeboten werden. Kioske, Supermärkte und andere Verkaufsstellen dürfen Glimmstängel nur noch «unter dem Ladentisch» lagern und von dort auf Anforderung verkaufen.

    In den USA gibt es seit rund 25 Jahren Textwarnungen auf Zigarettenpackungen. Der geplante Aufdruck von Schockbildern wurde 2012 nach einer Klage von Tabakkonzern von einem Bundesgericht gestoppt. Entwürfe dafür zeigten unter anderem Menschen mit Atemmasken oder Löchern im Kehlkopf, aus denen Rauch quillt.

    In AUSTRALIEN müssen Zigaretten in einheitlich schlammfarbenen Schachteln mit großflächigen Bildern von Krebsgeschwüren und Raucherlungen verkauft werden. Das höchste Gericht in Canberra wies 2012 eine Klage der Tabakindustrie gegen das 2011 beschlossene Verpackungsgesetz ab.

    KANADA zwang im Jahr 2000 große Hersteller dazu, Bilder und Texte mit Warnhinweisen auf die Packungen zu drucken. Die Fotos von leeren Kinderbetten oder Raucher-Porträts sind sehr eindringlich, vermeiden aber den Ekel-Faktor.

    BRASILIEN setzt dagegen auf besonders drastische Abschreckung - bis hin zu Fotos von blutgetränkten Fehlgeburten in Zigarettenasche.

    Nach monatelangem Streit zeichnet sich nun auch ab, dass elektronische Zigaretten künftig ohne Apothekenpflicht frei verkäuflich bleiben. Im Parlament werden diese Ersatzprodukte durchweg positiv gesehen, weil sie Kettenrauchern bei der Entwöhnung helfen können. Ob die Mitgliedstaaten am Ende diese Regelung mittragen, gilt aber noch als offen. Dort herrscht die Meinung vor, dass das elektronische Qualmen eher eine Einstiegsdroge für junge Menschen sein könnte, die später zu echten Tabakprodukten wechseln.

    Konzerne warnen vor Arbeitsplatzverlusten

    Die Anti-Nikotin-Richtlinie ist heftig umstritten. Schon im Vorfeld hatten die großen Konzerne vor massiven Arbeitsplatzverlusten gewarnt. Dagegen wehrt sich die EU-Kommission mit dem Hinweis auf jährlich rund 700 000 Tote in der Gemeinschaft, die an den direkten oder indirekten Folgen des Rauchens sterben. Sie beziffert zudem die Belastungen der Krankenversicherungen auf mehrere Milliarden pro Jahr. Die neuen Vorschriften sollen Mitte nächsten Jahres in Kraft treten. Spätestens dann müssen auch die qualmenden Bundesbürger damit rechnen, dass sie nur noch Schachteln mit Schockbildern erwerben können. Ob das Raucher abschreckt, wird sich zeigen.

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