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Raketen: München, Augsburg, Neuenstadt: Wer gewinnt das Rennen in den Orbit?

Raketen

München, Augsburg, Neuenstadt: Wer gewinnt das Rennen in den Orbit?

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    Das Augsburger Unternehmen Rocket Factory will hoch hinaus: 22 solche Raketen sollen pro Jahr ab 2025 Satelliten ins All bringen.
    Das Augsburger Unternehmen Rocket Factory will hoch hinaus: 22 solche Raketen sollen pro Jahr ab 2025 Satelliten ins All bringen. Foto: RFA

    Es war ein ziemlicher Aufschlag, den Isar Aerospace da Anfang September hatte, als man die Produktion in einem Gewerbegebiet am Stadtrand von München eröffnete. Wobei es dem Start-up naturgemäß mehr ums Abheben geht. Aber bei nicht jeder Fabrikeröffnung gibt es so ein Tamtam. Bundesweite Schlagzeilen, Ministerpräsident zu Besuch, großes Spektakel.

    Was am Produkt liegen mag, denn Isar Aerospace will von Ottobrunn schließlich in den Orbit. Das junge Unternehmen entwickelt sogenannte Trägerraketen, um kleine und mittlere Satelliten in den Weltraum zu transportieren. Diese sind in der ersten Generation für eine Last von 1200 Kilogramm ausgelegt und können Satelliten auf eine Höhe von 400 bis 1200 Kilometer bringen. Es geht um sogenannte „Microlauncher“.

    Das Gegenteil von Science-Fiction, ein riesiger Zukunftsmarkt

    Die sind das Gegenteil von Science-Fiction, sondern bedienen vielmehr einen wachsenden, hart umkämpften Markt. Denn bald schon wird es noch viel mehr Satelliten am Himmel geben, die für vernetzte Autos, das autonome Fahren, für weltweites Highspeed-Internet, Industrie 4.0 oder für die Landwirtschaft der Zukunft, das sogenannte Smart Farming, gebraucht werden. Jemand muss die nach oben schießen. Die Chancen dieses Marktes haben auch andere längst erkannt. Die direkte Konkurrenz sitzt zum Beispiel im Augsburger Technologiezentrum und nennt sich Rocket Factory (RFA). Oder Hyimpulse mit Sitz im baden-württembergischen Neuenstadt am Kocher.

    „Spectrum“ heißt die Rakete, die Isar Aerospace bauen wird. 27 Meter hoch sind die Dinger im fertigen Zustand, zwei Meter im Durchmesser, passen auf einen Laster. Schon 2021 soll die erste starten. Ob das klappt? Jetzt, wo die Öffentlichkeit nach dem großen PR-Aufschlag quasi jeden Schritt der so jungen wie schnell gewachsenen Firma verfolgt?

    Die Europäische Weltraumorganisation fördert beide Startups

    Es gibt jedenfalls wieder etwas zu vermelden: So hat das Unternehmen zuletzt Alexandre Dalloneau als „Head of Mission and Launch Operations“ gewonnen. Dalloneau war zuvor für Arianespace tätig, wo er sieben Vega-Raketenstarts und drei Multi-GTO-Ariane-5-Missionen verantwortete, wie Isar Aerospace jüngst mitteilte: Er bringe das „perfekte Profil und weitreichende Erfahrung“. Man sei nun „bestens aufgestellt“, um den ersten Start voranzutreiben, sagte Daniel Metzler, Gründer und Chef von Isar Aerospace. Er rechnet damit, dass der Markt für Raketenstarts bis 2027 auf über 30 Milliarden Euro steigt. Fast zehn Milliarden Euro davon entfielen auf den Einsatz der kleinen und mittleren Satelliten, für die man produziert. Noch dieses Jahr ist eine nächste Finanzierungsrunde geplant.

    Eine Spectrum-Trägerrakete von dem Unternehmen Isar Aerospace aus Ottobrunn bei München: Nächstes Jahr soll sie das erste Mal starten.
    Eine Spectrum-Trägerrakete von dem Unternehmen Isar Aerospace aus Ottobrunn bei München: Nächstes Jahr soll sie das erste Mal starten. Foto: Isar Aerospace (Grafik)

    Auch bei der Augsburger Rocket Factory hat sich wieder das eine oder andere getan. Durchfinanziert ist das Unternehmen mit seinen Investoren – der Bremer OHB-Gruppe und Apollo Capital Partners aus München – nach eigenen Angaben bereits bis zum ersten Start. Dass man beim Mikrolauncher-Wettbewerb des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) – wie auch Isar Aerospace – 500.000 Euro an Fördergeldern der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gewonnen hat, schadet keinesfalls.

    Die Augsburger Rocket Factory testet schon bald in Schweden

    Zuletzt haben die Augsburger Raketenmacher in Nordschweden, beim Esrange Space Center, einen mehrere hunderttausend Euro teuren Prüfstand eingeweiht. Vertreter der schwedischen Regierung waren dabei auch zugegen. In den nächsten Wochen sollen im hohen Norden nahe der Stadt Kiruna erste Komponenten getestet werden. Und Ende des Jahres will man dann auch „Brandversuche“ mit dem gesamten Triebwerk absolvieren. Es überrascht nicht, dass die Konkurrenz aus München ebenfalls einen eigenen Prüfstand beim Esrange Space Center im Aufbau hat.

    Seit zwei Jahren gibt es die Augsburger Rocket Factory. 80 Mitarbeiter aus 22 Ländern arbeiten dort an den neuen Raketen. Wie Isar Aerospace, wo inzwischen über 100 Kollegen arbeiten, hat auch die Rocket Factory eine Vereinbarung mit der französischen Raumfahrtagentur CNES (Centre national d’études spatiales) unterzeichnet, um Raketenstarts aus dem Raumfahrtzentrum CSG (Centre Spatial Guyanais) in Französisch-Guayana vorzubereiten und durchzuführen. Während Isar Aerospace sehr langfristig damit plant, etwa 20 Raketen pro Jahr zu produzieren, wollen die Augsburger bereits ab dem Jahr 2025 22 Raketen pro Jahr abheben lassen.

    Welches Start-up wohl mehr Schub hat? RFA One, die erste Rakete aus der Augsburger Factory, soll 2022 starten. Isar Aerospace will mit der Spectrum schon Ende kommenden Jahres hoch hinaus.

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