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Prozess in Ingolstadt: Media Markt fordert Schadensersatz: Ex-Manager soll 2,1 Millionen zahlen

Prozess in Ingolstadt

Media Markt fordert Schadensersatz: Ex-Manager soll 2,1 Millionen zahlen

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    Der frühere Manager von Media Markt, Michael Rook, stand bereits im Dezember 2012 vor dem Landgericht Augsburg.
    Der frühere Manager von Media Markt, Michael Rook, stand bereits im Dezember 2012 vor dem Landgericht Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    „Wir sind doch nicht blöd“, begründet ein Mitglied der Führungsetage in Abwandlung des firmeneigenen Werbeslogans, weshalb Media Markt jetzt gegen seinen früheren Manager vor Gericht zieht. Denn Media Markt will zumindest einen Teil des Geldes zurückhaben, das Michael Rook als Gegenleistung für angebliche „Freundschaftsdienste“ unter Geschäftspartner angenommen haben soll.

    Es geht um Bestechung in Millionenhöhe. Die genaue Summe konnte auch die Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht Augsburg nicht mehr ermitteln. Dort wurde über ein halbes Jahr gegen Michael Rook und weitere Komplizen verhandelt. Im Dezember 2012 verhängte das Gericht fünf Jahre und drei Monate Haft gegen den heute 50 Jahre alten Rook.

    Dem Top-Manager mit einem Jahresgehalt von 1,25 Millionen Euro war vorgeworfen worden, drei Marketingfirmen das Exklusivrecht zum Verkauf von DSL-Verträgen in 330 Media Märkten zugeschanzt zu haben. Den Firmen sei damit ein Auftragswert von rund 65 Millionen Euro in den Schoß geflogen, hatte die Staatsanwaltschaft damals nachgerechnet. Die beiden Inhaber der Agenturen sind inzwischen wegen Bestechung zu Haftstrafen von drei sowie vier Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Sie sollen Rook und einen weiteren Spitzenmanager des Konzerns mit mindestens vier Millionen Euro bestochen haben.

    Der Schuldspruch gegen Michael Rook ist seit März diesen Jahres rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof hat den Revisionsantrag von Rooks Anwälten geprüft, verworfen und das Augsburger Urteil in seinen wesentlichen Zügen bestätigt. Das ist die Grundlage für den Schadensersatzprozess gegen Rook, der am heutigen Dienstag am Landgericht Ingolstadt beginnt.

    Michael Rook wird selbst nicht anwesend sein

    Gestritten wird vor der Handelskammer unter Vorsitz von Richter Konrad Kliegl. Der hat die Klage bereits längere Zeit auf dem Tisch, mit der Eröffnung des Verfahrens nach eigenen Worten aber abgewartet, bis eine Entscheidung des BGH zum Revisionsantrag vorliegt. Der Auftakt heute wird relativ unspektakulär verlaufen. Beide Seiten werden sich von ihren Anwälten vertreten lassen. Michael Rook wird nicht anwesend sein. Kliegl rechnet aber fest damit, dass er mit der Kammer in eine Beweisaufnahme eintreten muss, weil keine gütliche Einigung in Sicht ist. Der inhaftierte Spitzenmanager dürfte also irgendwann in den kommenden Wochen aus dem Gefängnis vorgeführt werden, um Aussagen zu machen. Wann das sein wird, ist aber noch offen.

    Media Markt fordert von Rook knapp 2,1 Millionen

    Media Markt fordert knapp 2,1 Millionen Euro von Michael Rook. Damit soll zumindest ein Teil des wirtschaftlichen Schadens wiedergutgemacht werden, den der Bestechungsskandal beim größten Elektronikkonzern Europas verursacht haben soll, so der Tenor der Klage. Aber schon die Frage, wie hoch dieser Schaden tatsächlich angesetzt werden kann, dürfte die Geister in diesem Prozess scheiden.

    Das sind Media Markt und Saturn

    1961 eröffnet das Unternehmerpaar Friedrich Wilhelm und Anni Waffenschmidt die Saturn Electro-Handels GmbH & Co. KGin Köln.

    Ab 1972 konzentriert sich Saturn neben dem Verkauf von Elektrogeräten vor allem auf den Handel mit Schallplatten. Bis zu 60.000 LPs und Singles werden pro Tag verkauft.

    Das Unternehmen Media Markt wird 1979 von Leopold Stiefel, Erich und Helga Kellerhals sowie Walter Gunz gegründet.

    Der erste Media Markt öffnet damals in München.

    Zum Jahresende 1987 gibt es in Deutschland zehn Media Märkte mit einem Netto-Gesamtumsatz von umgerechnet 91 Millionen Euro.

    Ein Jahr später, 1988, beteiligte sich Kaufhof mehrheitlich an der Holding der Media Märkte.

    1990 und 1993 erwirbt die spätere Media-Saturn-Holding GmbH die Saturn-Häuser. Man beschließt, die Marken Media Markt und Saturn parallel und im Wettbewerb zu betreiben.

    Im Jahr 2002 startet Saturn die Kampagne „Geiz ist geil!“ - was in den Folgejahren zum geflügelten Wort wird.

    2008 eröffnet Saturn in Frankreich den weltweit 200. Markt.

    Heute sind Media Markt und Saturn an über 850 Standorten in 16 Ländern Europas und Asiens vertreten und haben 2010 rund 20,8 Milliarden Euro Umsatz erzielt.

    Die Unternehmensgruppe beschäftigt derzeit mehr als 70.000 Mitarbeiter - davon mehr als 2.000 an ihrem Hauptsitz in Ingolstadt.

    2011 erschüttert ein Korruptionsskandal das Unternehmen. Es geht um Schmiergeld im Zusammenhang mit Auftragsvergaben.

    Im März 2012 erhebt die Augsburger Staatsanwaltschaft gegen einen Media-Markt-Vorstand und acht weitere Personen Anklage wegen Korruption. Der 47-jährige Deutschland-Vertriebschef des Unterhaltungselektronikunternehmens soll zusammen mit einem Regionalmanager fünf Millionen Euro Schmiergeld kassiert haben. Dafür habe er drei Firmen Aufträge über 65 Millionen Euro zugeschanzt, obwohl deren Konkurrenz bessere Angebote vorgelegt habe, teilt die Staatsanwaltschaft mit.

    Überhaupt glaubt Kliegl, dass die Anwälte Rooks versuchen werden, in diesem Zivilverfahren eine umfangreiche neue Beweisaufnahme zu erreichen. Rook hat die Vorwürfe im Strafprozess in Augsburg vehement abgestritten und wollte einen Freispruch. Die Handelskammer hat sich auf einen sehr langen Prozess eingestellt.

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