Nach der Krise, warnt der Forscher, sei vor der Krise. Während Europa noch für die Stabilität seiner Währung und seiner Banken kämpft, lauern hinter der nächsten Hausecke bereits die Probleme der Zukunft. Es geht um knappe Rohstoffe, um Stahl, Aluminium, um Kunststoffe und um seltene Metalle mit Namen wie Rhodium, Molybdän oder Gallium. „Wir müssen aufpassen, dass Rohstoffignoranz nicht in die nächste Wirtschaftskrise führt“, sagte Betriebswirtschaftsprofessor Hans Ulrich Buhl von der Universität Augsburg auf dem „Forum Zukunft Schwaben“, wo auf Einladung der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer über den sparsamen Umgang mit Ressourcen diskutierten.
Für Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil ist der sorgsame Umgang mit Rohstoffen eines der großen Themen der Zukunft. „Ressourcen- und Energieeffizienz ist entscheidend für den Wohlstand und die Lebensqualität der Menschen vor Ort“, sagte er. Grund sei, dass Deutschland zwar ein Produktionsstandort für hochwertige Produkte sei, die Materialien aber teuer importieren müsse. „Wir haben eben in Schwaben keine metallischen Rohstoffe und keine Bodenschätze“, sagte Zeil auf der Veranstaltung im Gebäude der HWK, die von Jürgen Marks, stellvertretender Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, moderiert wurde.
Schwaben als Zentrum
Nach Vorstellung Zeils kann Schwaben aber zu einem Zentrum werden, das neue Techniken für den sparsamen Umgang mit Rohstoffen und Energie und für das Recycling entwickelt. „Forschung ist der entscheidende Schlüssel“, sagte der Minister. Wissenschaftler machen sich bereits Gedanken über die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Autos, Elektrogeräten, aber auch aus Kohlefaser-Verbundstoffen, deren Entwicklung gerade in der Region eine große Rolle spielt. Der Freistaat unterstütze deshalb den Innovationspark Augsburg mit 70 Millionen – einen Forschungsverbund, der in der Nähe der Universität entsteht.
Zeil deutete dabei eine weitergehende Förderung für die Zukunft an. „Es gibt neue Projekte, die wir positiv sehen“, sagte er, blieb aber über Art oder Höhe dieser Förderung unbestimmt. Auf jeden Fall gebe es aber „ein Bekenntnis zum Standort Schwaben“, versprach der Minister in Hinblick darauf, dass nicht hier, sondern im unterfränkischen Alzenau die Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie kürzlich ihre Arbeit aufnahm. „Wir mussten schnell handeln, damit die Aktivität nicht in ein anderes Bundesland abwandert“, begründete Zeil die Entscheidung für Alzenau.
Neben der Forschung über Ressourceneffizienz muss nach der Meinung Zeils eine erfolgreiche Rohstoffstrategie auf zwei weiteren Säulen ruhen. Nötig sei es, heimische Rohstoffe zu erschließen, wie es in Bayern mit dem Porzellan-Bestandteil Kaolin geschehe. Außerdem müsse die Versorgung mit importierten Rohstoffen sichergestellt werden. Mit Sorge beobachtet er Chinas Monopolstellung bei der Gewinnung seltener Metalle, die zum Beispiel bei der Produktion von Handys nicht wegzudenken sind.
Die Folgen der Rohstoffknappheit werden auch für die heimischen Betriebe zu spüren sein, warnte HWK-Präsident Jürgen Schmid. „Die Zeiten billiger Ausgangsmaterialien und preiswerter herkömmlicher Energien sind ein für alle Mal vorbei“, sagte er. „Die Rohstoff-Gier der Weltwirtschaft ist unersättlich.“ Kleine und mittlere Betriebe könnten aber im Materialverbrauch Kosteneinsparungen in Höhe von zwei bis drei Prozent des Umsatzes erreichen, rechnete Schmid vor. IHK-Chef Andreas Kopton forderte die Politik auf, Rahmenbedingungen für den effizienten Umgang mit Ressourcen zu schaffen.
Einsparungen in Höhe von über zwei Prozent des Umsatzes
Dass sich Sparsamkeit bei den Rohstoffen lohnt, verdeutlichte Franz Tschacha von der Werkzeug- und Formenbaufirma Deckerform in Aichach. Die Firma kaufe zum Beispiel eine geringere Zahl von Grundmetallen ein, nutze kleinere Grafitelektroden und setze vor allem auf die Schulung und Motivation der Mitarbeiter, erklärte Tschacha. Bisheriger Erfolg: 235000 Euro können jährlich gespart werden – und dies bei einem Umsatz von 10 Millionen Euro im Jahr.