Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Premium Aerotec: Wie der Flugzeugbau in die Region kam

Premium Aerotec

Wie der Flugzeugbau in die Region kam

    • |
    Fertigung der Außenhaut der modernen Airbus-Passagiermaschine A350 in Augsburg. Unser Bild entstand beim Familientag am Samstag.
    Fertigung der Außenhaut der modernen Airbus-Passagiermaschine A350 in Augsburg. Unser Bild entstand beim Familientag am Samstag. Foto: Andreas Zilse

    Wer heute in ein Flugzeug steigt, kann davon ausgehen, dass Teile davon aus unserer Region stammen können. In Augsburg produziert das Unternehmen Premium Aerotec wichtige Komponenten für Airbus, aber auch für Boeing und militärische Flieger. Die Geschichte des Werks im Süden der Stadt begann vor hundert Jahren. Am 24. Oktober 1916 wurde in

    Bereits 1917, ein Jahr nach der Werksgründung, hob mit der „Bay Ru C I“ das erste in Augsburg industriell hergestellte Flugzeug ab. Die Rumpler-Maschinen wurden im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Ab Mitte der 20er Jahre prägte Ingenieur Willy Messerschmitt die Geschicke des Standorts. Noch heute sagen viele Arbeitnehmer kurz und knapp, dass sie „bei Messerschmitt“ arbeiten. Der Name des Unternehmens änderte sich seit den 20er Jahren mehrmals – unter anderem zu Bayerische Flugzeugwerke, Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB), Dasa, EADS und heute Premium Aerotec. Ab den 70er Jahren gelang es dem Standort, sich an der Airbus-Familie industriell zu beteiligen und mit Beiträgen für die Militärjets Tornado und Eurofighter die Grundlagen für das heutige Portfolio zu schaffen, berichtet die Firma. Produziert werden heute große Flugzeug-Komponenten. Die Endmontage erfolgt in anderen Städten, zum Beispiel bei Airbus in Toulouse oder Hamburg. Als Zulieferer steht Premium Aerotec in Konkurrenz zu anderen Firmen.

    Roboter ziehen an Standort Haunstetter Straße ein

    In Süddeutschland ballt sich die Rüstungsindustrie

    Die Bezeichnung MBDA für die Rüstungsfirma ist das Resultat der Konzentration der Branche in Europa.

    Nach dem Ende des Kalten Krieges und damit knapper werdender Verteidigungsbudgets ging zunächst die französische Lenkflugkörper-Firma Matra Défense mit dem britischen Konkurrenten BAe Dynamics zusammen. So erklären sich die ersten drei Buchstaben M, B und D des Unternehmensnamens.

    Später kam die italienische Firma Alenia Marconi Systems hinzu. So war das Kürzel MBDA perfekt. Als die Deutschen mitmachten, fiel die Entscheidung, den Namen einfach so zu lassen. In Schrobenhausen sagen Mitarbeiter spaßeshalber, das "A" stünde für "Alemania". Europa ist eben eine komplizierte Angelegenheit.

    MBDA Deutschland mit Hauptsitz im oberbayerischen Schrobenhausen gehört seit 2006 zum europäischen MBDA-Konzern, der 2014 einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro erzielt hat und rund 10 000 Mitarbeiter beschäftigt.

    In Deutschland sind 1300 Frauen und Männer in Schrobenhausen, Ulm und Aschau am Inn für MBDA tätig. Der deutsch-französisch-spanische Airbus-Konzern ist zusammen mit einer britischen Firma größter Anteilseigner des europäischen Luftverteidigungs- und Flugabwehr-Unternehmens.

    MBDA stellt Waffen etwa für das europäische Kampflugzeug Eurofighter her, an dessen Bau auch das Augsburger Luftfahrtwerk von Premium Aerotec beteiligt ist.

    Und MBDA liefert Lenkflugkörper für den Kampfhubschrauber Tiger, der von Airbus Helicopters in Donauwörth gebaut wird.

    In Süddeutschland sitzen viele der deutschen Rüstungsunternehmen. Zwischen Ulm, Augsburg, Donauwörth, Manching und Schrobenhausen ist eines der größten Zentren der Verteidigungsbranche in Europa entstanden. Dorthin wurden von Airbus (früher EADS) von München aus immer mehr Arbeitsplätze verlagert. (sts)

    Investitionen sollen deshalb auch Kosten senken. Roboter ziehen an den Standort an der Haunstetter Straße ein: Am Samstag hat Premium Aerotec eine neue, automatisierte Fertigungslinie für die kleinen Airbus-Flugzeuge der A320-Familie in Betrieb genommen. In Augsburg entsteht hierfür die Hecksektion. Auf der neuen Fertigungslinie werden künftig Bauteile vollautomatisch mit der Außenhaut vernietet, auch der Transport der Schalen wird automatisiert. Die Arbeit leisten Roboter eines anderen Augsburger Unternehmens – des Roboter- und Anlagenbauers Kuka, der bekannt ist für die Automatisierung von Autofabriken.

    „Für uns ist die neue Linie ein wichtiger Schritt für die Fertigung“, sagte Standortleiter Ulrich Amersdorffer unserer Zeitung. „Wir werden schneller und günstiger und können unsere Produktionskosten senken.“ Damit werde es möglich, auch in einem Hochlohnland wie Deutschland wettbewerbsfähig zu sein. Das sei gut für den Standort.

    Auch an anderen Stellen wird investiert. Das neue Werk in der Nähe des Fußballstadions im Süden der Stadt wird derzeit für einen zweistelligen Millionenbetrag erweitert. Dort entstehen aus Kohlenstofffasern Teile für den modernen Airbus A350, der großteils aus Leichtbauelementen besteht. Auf einer Seite der Halle werden rund 4000 Quadratmeter Produktionsfläche für die Herstellung von Teilen für Tür- und Torrahmen angebaut, auf der anderen Seite nochmals 4500 Quadratmeter für die Montage von Rumpfschalen.

    In der Region Augsburg gibt es viel Wissen im Bereich Leichtbau

    Die Produktion für den A350 gilt bei Premium Aerotec als Projekt, das in den nächsten Jahren Arbeit und Aufträge sichert. In der Region Augsburg gibt es viel Wissen im Bereich Leichtbau. 2011 wurde der erste Prototyp für A350-Rumpfschalen ausgeliefert – praktisch die Außenhaut des Flugzeugs. „Seither haben wir bisher jedes Jahr die Produktion verdoppelt“, sagt Produktionsleiter Matthias Spengler. Am Samstag konnte das Unternehmen Rumpfschalen für den hundertsten Airbus A350 übergeben. Derzeit entstehen pro Monat Teile für sieben Flugzeuge. Ziel sei es, die Produktion auf Teile für 13 Flugzeuge pro Monat hochzufahren.

    „Wir investieren weiter in den Standort“, versprach Premium-Aerotec-Chef Thomas Ehm. „Wir bereiten uns für die nächsten hundert Jahre vor.“ Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hatte seinen Besuch angesichts des Amoklaufs in München abgesagt, Fahnen am Werkstor wehten auf halbmast.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden