Kommendes Jahr wird Heizen und warmes Wasser für viele Verbraucher in Deutschland teurer. Die beiden Internet-Vergleichsportale Verivox und Check24 berichten unabhängig voneinander von höheren Preisen auf breiter Front bei Stadtwerken und Energiekonzernen. Hierzulande wird jede zweite Wohnung mit Gas geheizt.
Check24 zufolge klettern bei 350 Grundversorgern Anfang 2021 die Gaspreise, im Durchschnitt legen sie um 6,5 Prozent zu. Betroffen davon seien rund 1,9 Millionen Haushalte. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden, auf den ein Musterhaushalt pro Jahr kommt, bedeutet das laut Check24 einen Anstieg der Gasrechnung um 93 Euro. Niedrigere Preise hat das Portal nur bei 13 Versorgern gezählt.
Die CO2-Steuer führt zum Anstieg der Gasrechnung
Der Grund für die Preiserhöhungen ist die Steuer auf Kohlendioxid, die im neuen Jahr greift. Für jede Tonne CO2, die zum Beispiel beim Verbrennen von Gas freigesetzt wird, kassiert der Fiskus 25 Euro. Übersetzt in die Größen der Gasrechnung macht das rund einen halben Cent je Kilowattstunde. Damit sollen Haushalte und Verbraucher dazu gebracht werden, sparsamere Heizungen einzubauen, damit weniger CO2 in die Luft geblasen und die Erderhitzung verlangsamt werden kann. Dass die Gasversorger ihre Preise erhöhen, kann den Firmen nicht vorgeworfen werden, denn sie reichen die neue Steuer an ihre Kunden weiter.
Energieversorger polstern Gewinne auf Rücken der Privatkunden
Auf andere Weise machen die Unternehmen hingegen aber sehr wohl Kasse auf dem Rücken ihrer Kunden. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung im Auftrag der Grünen, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Demnach geben Stadtwerke und Versorger die seit Anfang 2019 stark sinkenden Kosten für den Gaseinkauf nicht vollständig an die Kunden weiter. Sie polstern also ihre Gewinne auf.
Wie die Studie der Beratungsfirma Energy Comment zeigt, geschieht das nur zu Lasten der Privatkunden. Die Industriekunden profitieren hingegen von den gefallenen Importpreisen des Rohstoffs. Ihre Gasrechnung fiel seit Anfang 2019 um ein Drittel, während Privatkunden sich nur über einen kleinen Rückgang um 3,5 Prozent freuen konnten.
Stadtwerke und Energieversorger kassieren eine Milliarde zu viel
Die Gaswirtschaft erhöhte ihre Margen „in den letzten beiden Jahren auf das höchste Niveau“ seit 2014, heißt es in der Analyse. Ohne diese Steigerung der Gewinne hätten die Preise um fünf Prozent gesenkt werden können. In ganz Deutschland summiert sich das der Studie zufolge auf eine Milliarde Euro, die die Versorger eingestrichen haben.
Die Haushalte müssen sich diese Geschäftspolitik nicht gefallen lassen und könnten zu Anbietern wechseln, die die Preise senken. Doch die Verbraucher sind treue Kunden, wie aus der Studie ebenfalls hervorgeht. Nur 30 Prozent der Haushalte werden nicht vom lokalen Stadtwerk beliefert. „Gerade den privaten Gaskunden in den sogenannten Grundversorgungstarifen, die besonders teuer sind, kann man nur einen Wechsel empfehlen“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer, unserer Redaktion. Es gebe in allen Regionen lohnende Konkurrenzangebote. „Die privaten Kunden wechseln aber nur in einem geringen Umfang und die Wechselquote ist rückläufig“, ergänzte Krischer.
Ein Wechsel des Gaslieferanten kann Hunderte Euro sparen
Dass ein Tausch des Lieferanten Geld sparen kann, wird aus den Zahlen der Bundesnetzagentur deutlich. Kostete die Kilowattstunde im Grundversorgungstarif des lokalen Stadtwerks 2019 durchschnittlich 7,28 Cent, lag der Spezialtarif dieser Unternehmen im Mittel bei 6,44 Cent. Es lohnt sich also in jedem Fall, aus dem Grundversorgungsvertrag auszusteigen. Andere Anbieter, die nicht vor Ort sitzen, berechneten im Schnitt sogar nur 6,22 Cent pro Kilowattstunde.
Derzeit zahlt eine Familie mit dem Durchschnittsverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Grundversorgungstarif rund 1500 Euro pro Jahr für das Gas. Laut Verivox liegen die günstigsten Tarife aber bei rund 900 Euro. Mit Wechselbonus seien sogar 800 Euro möglich.
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