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Portrait zum 65. Geburtstag: Ex-Telekom-Chef Ron Sommer: Der Sonnengott wird 65

Portrait zum 65. Geburtstag

Ex-Telekom-Chef Ron Sommer: Der Sonnengott wird 65

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    Zwölf Jahre nach dem Abschied von der Telekom scheint Ron Sommer mit sich selbst im Reinen. Geholfen hat seine Ehefrau - nicht zuletzt mit einem Crash-Kurs in "normalem Leben".
    Zwölf Jahre nach dem Abschied von der Telekom scheint Ron Sommer mit sich selbst im Reinen. Geholfen hat seine Ehefrau - nicht zuletzt mit einem Crash-Kurs in "normalem Leben". Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Die Geschichte beginnt damit, dass er gar nicht als Ron Sommer geboren wurde, sondern als Aaron Lebowitsch – heute vor genau 65 Jahren im israelischen Haifa als Sohn jüdischer Eltern. Zweifellos passt der Name

    Ron Sommer: Mit 45 Jahren zum Vorstandchef der Telekom

    Mit 21 Jahren promovierte Sommer zum Dr. phil., danach lockten schnell leitende Positionen bei Nixdorf und Sony. In die Popstar-Riege der Topmanager stieg er endgültig im Mai 1995 auf, als er zum Vorstandschef der Deutschen Telekom berufen wurde. Mit 45 Jahren.

    Die Medien liebten sein Gesicht, das immer irgendwie nach Urlaub aussah (Sommer über Sommer: „Ich werde schnell braun“); den funkelnden Blick hinter rahmenloser Brille, das lichtgraue, gewellte Haar. Er sehe weit besser aus, als er arbeite, spotteten seine Gegner. Manche hielten ihn für einen Blender, einen Sonnengott. Heute sind die Verdienste des frühen Ron Sommer kaum mehr umstritten. Er hat aus einem trägen Staatskoloss – auch durch den Abbau von rund 100 000 Stellen – einen wettbewerbsfähigen Telekommunikationsriesen geschaffen.

    Über 11 Millionen Euro ließ sich die Telekom Sommers Abfindung kosten

    Dass ihn viele dennoch in schlechter Erinnerung behalten, ist der anderen, der dunklen Seite des Ron Sommer zuzuschreiben. Im Juli 2002 musste er als Telekom-Chef zurücktreten, nachdem die einst gefeierte T-Aktie einen Einbruch erlitten hatte. Der Strahlemann wurde zum Buhmann der Nation, zum „Vernichter des Volksvermögens“ und zum „Totengräber der Aktienkultur“. Der Niedergang schmerzt den Mann („Ich hatte keine Glaskugel“) lange. Er selbst fiel weich; kassierte 11,6 Millionen Euro zum Rauswurf, aber keine 65, wie damals kolportiert wurde.

    Auf den Telekom-Abschied folgt ein Jahr Sommer-Pause. Der Privatier macht den Pilotenschein. Frau Ingrid erdet ihren Sonnengott, indem sie ihn zum Beispiel mit einer Billig-Fluglinie (!) nach London schickt und ihn nötigt, die U-Bahn zu benutzen. Das habe gutgetan, sagt Sommer. Er kannte so etwas ja nicht. Ansonsten schottet der Manager sein Privatleben ab. Zwei Söhne, ein Wohnsitz in Düsseldorf, angeblich Autofan, Interesse an zeitgenössischer Kunst und klassischer Musik. Mehr ist kaum bekannt.

    Heute leitet Sommer den Aufsichtsrat von MTS

    Und beruflich? Er leitet den Aufsichtsrat von MTS, dem größten russischen Kommunikationsunternehmen. In Indien sitzt er in den Kontrollgremien eines Software-Giganten und eines Mobilfunkers. Keine Frage: Der Mann hat wieder Spaß an der Arbeit. Den 65. Geburtstag heute dürfte Ron Sommer mit dem ihm eigenen Siegerlächeln feiern.

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