Sie gilt als reichste Frau Deutschlands: Die Milliardärin Susanne Klatten, die am heutigen Samstag 50 Jahre alt wird. Als Großaktionärin und Aufsichtsrätin lenkt sie die Geschicke des Autobauers BMW und des Chemieunternehmens Altana mit. Sie investiert in Zukunftstechnologien wie Windanlagenbau oder Biotechnologie und unterstützt gerade erst gegründete Unternehmen.
Susanne Klatten meidet große öffentliche Auftritte
Ihr jüngster Coup: Anfang des Jahres beteiligte sie sich mit 20 Prozent an dem niederländischen Unternehmen Paques, das biotechnologische Reinigungssysteme für Abwässer und Gas anbietet.
Große öffentliche Auftritte meidet die Mutter von drei Kindern. Ihren Ehemann, Jan Klatten, lernte sie bei einem Praktikum im BMW-Werk Regensburg unter dem falschen Namen Susanne Kant in der Kantine kennen. Interviews gibt sie selten. „Meine Zielgruppe ist nicht die Öffentlichkeit, sondern die Mitarbeiter in den Firmen“, argumentiert die Unternehmerin, die mit 20 Jahren nach dem Tod ihres Vaters Herbert Quandt große Aktienpakete an BMW und Altana erbte.
Bekannt wurde die Betriebswirtin einer breiten Öffentlichkeit allerdings nicht durch ihre unternehmerischen Entscheidungen oder ihre Rolle als Stifterin, sondern als Opfer einer Millionen-Erpressung. 2007 lernt Klatten in einem Wellnesshotel in Tirol Helg Sgarbi kennen. Er gibt sich als Regierungsbeamter aus, beide freunden sich an, treffen sich später in einem Münchner Hotelzimmer. Es dauert nicht lange, bis Sgarbi ihr die Geschichte von einem Autounfall und Drohungen der Mafia erzählt. Sie hilft ihm mit sieben Millionen Euro. Doch bald bemerkt Klatten, dass sie einem Betrüger aufgesessen ist. Später tauchen kompromittierende Videos auf, Susanne Klatten geht zur Polizei. Der Erpresser landet im Gefängnis. Und im Gedächtnis der Öffentlichkeit bleibt nicht nur die Geschichte eines Liebesdramas, sondern auch das Bild der Quandts als eine sehr, sehr reiche Familie. „Geld bewertet nicht, was oder wer ich bin. Es zieht einen Vorhang vor mich, der mich überhaupt nicht zeigt“, sagte Klatten damals in einem ihrer seltenen Interviews.
Susanne Klatten: Etwa 13 Milliarden Dollar reich
Der aktuellen Forbes-Liste zufolge kommt die Frau mit der Kurzhaarfrisur auf ein geschätztes Vermögen von 13 Milliarden Dollar. Sie liegt demnach vor ihrem Bruder Stefan und ihrer Mutter Johanna, mit denen sie bis heute gemeinsam 46,6 Prozent an BMW besitzt. Die Unternehmerfamilie Quandt ist vor allem dafür bekannt, an Beteiligungen lange festzuhalten und sie nicht schnell wieder zu Geld zu machen.
An dem Kohlefaserhersteller SGL Carbon, der in Meitingen (Kreis Augsburg) einen Forschungsstandort betreibt, hält die BMW-Großaktionärin über ein Investmentvehikel mittlerweile knapp 27 Prozent. Mit ihrem Einstieg im November vergangenen Jahres bremste sie den Volkswagen-Konzern aus, der überraschend bei den Wiesbadenern eingestiegen war. Das Unternehmen ist heiß begehrt, weil es Carbonfasern herstellt, die als Zukunftstechnologie im Auto- und Flugzeugbau gelten. BMW ist mit 15,7 Prozent beteiligt.
Auch der Windanlagenbauer Nordex zählt zu den Beteiligungen der Klatten-Familie. Bei Nordex sitzt Susanne Klattens Mann im Aufsichtsrat. Die Milliardärin selbst ist Mitglied der Kontrollgremien von BMW, Altana und SGL Carbon sowie Aufsichtsratsvorsitzende von UnternehmerTUM – einem Zentrum zur Förderung von Innovationen und Unternehmensgründungen an der TU München. „Ich sitze jeden Tag mehrere Stunden am Schreibtisch“, sagte Klatten einst auf die Frage, ob die Tätigkeit in den Aufsichtsräten ein Vollzeitjob sei. AZ/dpa