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Porträt über Augsburger Firma: Kuka ist eine Herzenssache

Porträt über Augsburger Firma

Kuka ist eine Herzenssache

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    KUKA Roboter in Augsburg.
    KUKA Roboter in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Kurze und bildhafte Sätze prägen sich ein. „Ich bin nun der Kapitän“, hatte Till Reuter gesagt, als es endgültig feststand, dass er Chef des Augsburger Roboter- und Anlagenbauers Kuka bleibt. Sein Vertrag läuft bis Ende 2013. Seit knapp eineinhalb Jahren steuert der 42-Jährige das Unternehmen.

    Der Maschinenbauer war in eine schwierige Situation geraten, nachdem um die börsennotierte Firma ein Machtkampf tobte, der als Augsburger Wirtschaftskrimi Schlagzeilen schrieb. Nach langem Hin und Her brachte der mittelständische Investor Grenzebach aus dem nordschwäbischen Ort Hamlar als bestimmender Aktionär Ruhe in die aufgewühlte Kuka-Welt.

    Reuter galt vielen als Mann des Übergangs und reiner Vertrauter der Familie Grenzebach. Doch er wird heute anders wahrgenommen. Der Betriebswirt und Jurist mit Erfahrungen als Investmentbanker identifiziert sich mit Kuka, wie im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich wird. Er nennt die Firma eine „technologische Perle“ und einen „Rohdiamanten“, der noch geschliffen werden müsse. Dabei leuchten seine Augen. Für eine Weile verlässt er das nüchterne Manager-Deutsch und gewährt Einblicke in sein Innenleben: „Ich fühle mich hier wohl. Die Arbeit mit dem sehr motivierten Team macht Spaß.“ So spricht kein Manager, der möglichst rasch wieder in die raue Welt des Investmentbankings hinausziehen will. Von Mitarbeiter- und auch Gewerkschaftsseite schlägt Reuter Sympathie entgegen – und das, obwohl er nach schwerer Krise und roten Zahlen spürbar in die Strukturen des Unternehmens eingegriffen hat. An den Standorten in der Region Augsburg arbeiten heute rund 2300 Frauen und Männer, Ende 2009 waren es etwa 2630. „Wir werden keine weiteren Stellen in

    Dennoch baut das Unternehmen die Werke in Ungarn und China aus. In den beiden Ländern sind neue Arbeitsplätze entstanden. Damit trägt der Automatisierungsspezialist der wachsenden Nachfrage in diesen Märkten Rechnung. So erklärt sich, weshalb die Zahl der Mitarbeiter im Konzern innerhalb eines Jahres von 5744 auf knapp 6000 gestiegen ist.

    Reuter spricht aber mehr über Augsburg als Asien. Er will den heimischen Standort noch mehr als Technologiezentrum etablieren. Mit den neuen Leichtbau-Robotern sollen zusätzliche Märkte erobert und das Unternehmen profitabler werden. Letzteres rückt der Manager in den Mittelpunkt seiner Arbeit, nachdem es ihm im vergangenen Jahr gelungen ist, die Finanzierung der Firma auf sichere Beine zu stellen. Vor Steuern erzielt der Konzern nach den vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2010 wieder einen Gewinn. Es steht ein Plus von 24,8 Millionen Euro nach einem Minus von 52,6 Millionen Euro.

    Doch nach Steuern verharrte Kuka 2010 nach wie vor im roten Bereich. Hier wirkt sich die Zinslast aus. Genauere Zahlen werden erst auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch genannt. Dabei sollte der immer größere Auftragssegen den Gewinnkurs von Reuter unterstützen. Nachdem Siemens dem Unternehmen einen Großauftrag über Medizinroboter erteilt hat, setzt auch Daimler weiter in großem Stil auf die Augsburger. Kuka konnte mit dem Stuttgarter Autobauer einen Rahmenvertrag über die Lieferung von 3000 Industrierobotern der neuen Generation abschließen.

    Das alles schlägt sich auch im Aktienkurs nieder. Seit Mitte 2010 geht es spürbar aufwärts. Zuvor war das Kuka-Papier lange in einem Bereich von etwa 10,0 bis 12,5 Euro geschwankt. Seitdem zeigt die Kurve des Werts deutlich nach oben – in der Spitze auf über 18 Euro. „Im zweiten Quartal 2010 begann der Aufstieg von Kuka“, sagt Reuter.

    Das muss der amerikanische Investor Guy Wyser-Pratte ähnlich sehen. Der als „Heuschrecke“ geltende Anleger mit Vorliebe für markige Sprüche hält immer noch 4,74 Prozent an Kuka. Er ist schon lange dabei, viel länger, als es unter Renditejägern seines Schlages üblich ist. Der 70-Jährige und Reuter haben eines gemeinsam: Sie mögen Kuka.

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