Volkswagen-Boss Herbert Diess, 63, waren nur wenige Wochen des Friedens vergönnt, nachdem sein härtester Widersacher Bernd Osterloh, 65, als langjähriger Betriebsratschef in Wolfsburg abgetreten ist. Denn dessen Nachfolgerin Daniela Cavallo, 46, erwies sich bald als ebenso hartnäckig wie ihr Vorgänger. Inzwischen ist ein offener Konflikt zwischen ihr und dem VW-Chef ausgebrochen. Neben dem großgewachsenen, kahlköpfigen und breitschultrigen Osterloh wirkt die Frau mit den dunklen langen Haaren immer noch etwas zarter und kleiner, als sie es ohnehin ist.
VW-Betriebsrat: Daniela Cavallo denkt strategisch
Diess, der sicher aufgeatmet haben mag, dass sich Arbeiterführer Osterloh zum Geldverdienen zur VW-Lkw-Tochter Traton als Personalvorstand nach München abgesetzt hat, hat nun eine mächtige Gegenspielerin. Dabei ergreift Cavallo, wie sie schon in den knapp zweieinhalb Jahren als Osterlohs Stellvertreterin bewiesen hat, hartnäckig Partei für Mitarbeiter-Belange. Osterloh hat das Talent der Gewerkschafterin frühzeitig erkannt: „Sie ist führungsstark, empathisch und so strategisch denkend, dass sich viele wundern werden.“
Diess hat es mit Cavallo im Kampf um die Vorherrschaft um die VW-Festung Wolfsburg mit traditionell sehr hoher Arbeitnehmermacht nicht leichter als mit dem machtbewussten Osterloh. Die Betriebsratsvorsitzende sagte noch im April, sie wolle ihr Amt zwar „ruhiger als Osterloh, aber bestimmt nicht weniger zielorientiert und durchsetzungsstark“ angehen. Inzwischen ist klar: Das mit der Ruhe klappte nicht. Nachdem Diess spekulierte, es könnten bis zu 30.000 Arbeitsplätze allein bei der Marke Volkswagen wegfallen, protestiert Cavallo immer lauter. Sie erfolgt also ähnliche Interessen wie ihr Vorgänger, nämlich die Beschäftigung bei dem Autobauer in Zeiten eines radikalen Wandels der Branche zu sichern. Das führt zwangsläufig zu Konflikten mit dem Management.
Während Osterloh bei VW einst noch als Arbeiter in der Produktion malocht hat, kann Cavallo Abitur, eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation und ein berufsbegleitendes Wirtschaftsstudium vorweisen. Schon ihr Vater hat wie sie – wenn auch am Band – für VW gearbeitet. Er kam 1969 aus dem süditalienischen Kalabrien nach Wolfsburg. Gastarbeiter haben maßgeblich zum Erfolg des größten Autowerks Europas beigetragen. Es war Cavallos Vater, der ihr zu einem Berufseinstieg bei VW riet: „Wenn Du im Werk einen Ausbildungsplatz bekommst, hast Du eine sichere Zukunft.“ Volkswagen sei eben der beste Arbeitgeber in der Region.
Volkswagen-Betriebsrätin Daniela Cavallo kocht gerne
Die Tochter hörte auf ihren Vater und machte Karriere. Dabei kam der Wunsch, eine Familie zu gründen, nicht zu kurz. Cavallo ist verheiratet und hat zwei Töchter. Dass sie einst Elternzeit nahm, was für eine Betriebsrätin in Wolfsburg noch ungewöhnlich war, stoppte ihren Aufstieg nicht. Wenn die Gewerkschafterin mal Zeit hat, entspannt sie sich am liebsten mit ihrer Familie. Wie in Italien üblich wird dann groß aufgekocht. Das ist ein großes Hobby von Cavallo.