Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Porträt: Carel Halff: Der Buchhändler führt den Weltbild-Verlag

Porträt

Carel Halff: Der Buchhändler führt den Weltbild-Verlag

    • |
    Carel Halff führt mit ruhiger Hand den Weltbild-Verlag auch durch turbulente Zeiten und Umstrukturierungen.
    Carel Halff führt mit ruhiger Hand den Weltbild-Verlag auch durch turbulente Zeiten und Umstrukturierungen.

    Turbulent ist sein Geschäft in den letzten Jahren geworden. Doch Carel Halff, den erfahrenen Geschäftsführer der Augsburger Verlagsgruppe Weltbild, kann so rasch nichts aus der Ruhe bringen. Weder die rasanten Umbrüche auf dem Buchmarkt seit dem Aufkommen des Internets noch die widersprüchlichen Befindlichkeiten der 14 kirchlichen Gesellschafter des Unternehmens, ob sie das Sortiment weiterhin verantworten wollen.

    Weltbild-Geschäftsführer will nichts überstürzen

    Der 61-jährige Niederländer mit der charmanten, leicht nasalen Aussprache spürt genau, wann Reden und wann Schweigen angebracht ist zum Wohl des Unternehmens. Im Moment sagt er eher weniger, doch was er sagt, hat dann Gewicht. Etwa die erleichterte Bekundung, es seien „für Weltbild und seine Mitarbeiter gute Nachrichten“, als die Gesellschafter bei der Bischofskonferenz Schritte und Zeitplan zur Sicherung des Fortbestands der Verlagsgruppe guthießen. Das war nicht immer so. Halff warb stets für Zeit, Ruhe und Sorgfalt, um nichts zu überstürzen aus Stimmungen des Augenblicks.

    Carel Halff seit 1975 beim Weltbild-Verlag

    Einst kam er als letzte Hoffnung zu Weltbild. Der Umsatz des Buchversands betrug ganze 600.000 Mark und der Verlust 200.000 Mark. Das war 1975 und der damals 24-jährige Verlagskaufmann Halff hatte die zündende Idee: Der Weltbild-Bücherdienst verbreiterte sein Sortiment, legte preiswerte Lizenzausgaben auf und erschloss zusätzliche Vertriebskanäle. Der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte war damit gelegt.

    Auch "Shades of Grey" im Weltbild Sortiment

    Carel Halff analysiert sorgfältig die Märkte, wittert seine Geschäftschancen, sucht sich Partner (und sei es die Bild-Zeitung für eine Bibel), schließt Allianzen. Für ihn zählen handfeste Ergebnisse und nicht vollmundige Ankündigungen. In einer sich rapide wandelnden Branche hat er den Weltbild-Verlag mit ruhiger Hand weiterentwickelt: 1998 die erste Umsatz-Milliarde, 1999 die Fusion mit der Verlagsgruppe Droemer-Knaur, der zielstrebige Ausbau der Filialen, der 2006 zum Bündnis mit dem Münchner Buchhändler Hugendubel führte, zuletzt der Einstieg in den Markt der E-Books samt dem eigenen Lesegerät „Tolino“.

    Maxime: "Der Kunde ist König"

    Als Buchhändler ist Carel Halff ein liberaler Mann. „Der Kunde ist König“, lautet seine Maxime. Harry Potter und „Shades of Grey“ sind im Sortiment. Halff weiß natürlich, dass er ein wertgebundenes kirchliches Unternehmen führt. Über die Grenzziehung beim Sortiment finde „ein sehr intensiver und zuweilen auch kritischer Dialog“ mit den Gesellschaftern statt, versicherte er, als Kritik am Vertrieb erotischer und esoterischer Titel laut wurde. Auch hier behielt Geschäftsführer Halff einen kühlen Kopf.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden