Als die Augsburger Kukaner am Montagmorgen ihren Arbeitstag begannen, dürfte die Überraschung bei vielen groß gewesen sein: In der Nacht hatte der Augsburger Roboterbauer Kuka verkündet, dass Vorstandschef Till Reuter den Konzern vorzeitig verlassen wird. Der Manager wird demnach im Dezember seinen Posten räumen.
Ab 6. Dezember übernimmt vorübergehend ein anderer Kuka-Manager die Führung des Konzerns: Peter Mohnen, bisher zuständig für Finanzen im zweiköpfigen Kuka-Vorstand, soll nach Unternehmensangaben Interimschef werden.
Peter Mohnen war fast 20 Jahre Manager bei Eon
Mohnen ist seit August 2012 im Unternehmen. Der 50-Jährige, der ursprünglich aus dem rheinland-pfälzischen Trier stammt, arbeitete zuvor fast 20 Jahre verschiedenen Führungspositionen beim Energiekonzern Eon.
Zuletzt war der Familienvater Finanzvorstand beim ungarischen Ableger Eon Hungaria und verantwortete das Eon-Geschäft in dem osteuropäischen Land mit rund 5 Milliarden Euro Umsatz und 5000 Mitarbeitern. Daneben saß er in verschiedenen Aufsichtsräten, unter anderem im Kontrollgremium von Panrusgaz, dem Joint Venture von Eon und dem russischen Erdgas-Riesen Gazprom.
Till Reuter hatte Kuka wieder in die schwarzen Zahlen geführt
Wie lange Mohnen Interimschef bleiben soll, ist bisher nicht bekannt - auch zu den Hintergründen des vorzeitigen Abtritts von Till Reuter äußert sich Kuka bisher nicht. Reuter war seit 2009 Vorstandschef des Traditionsunternehmens. Vorher war er Berater des damaligen Kuka-Großaktionärs Grenzebach. Vor dem Einstieg des neuen Chefs war das Unternehmen in Schieflage geraten, schrieb lange rote Zahlen.
Reuter, der zuvor als Investmentbanker gearbeitet hatte, schaffte die Wende. Ab 2012 präsentierte er Jahr um Jahr glänzende Bilanzen. Für das aktuelle Jahr korrigierte der Konzern zuletzt jedoch seine Gewinnaussichten – Grund dafür war unter anderem der Handelsstreit zwischen China und den USA.
2016 übernahm Midea den Augsburger Roboterbauer Kuka
Kuka war vor zweieinhalb Jahren vom chinesischen Haushaltsgeräte-Konzern übernommen worden. Der Fall hatte deutschlandweit Schlagzeilen gemacht. Midea sicherte sich innerhalb weniger Wochen fast 95 Prozent der Kuka-Aktien. Politiker aus Brüssel und Berlin schalteten sich damals in den Übernahmekampf ein, aus Angst, dass deutsche Hochtechnologie unwiederbringlich in chinesische Hände fallen könnte.
Arbeitnehmervertreter vor Ort in Augsburg zeigten sich allerdings immer wieder zufrieden über den Vertrag, der mit den neuen Eigentümern geschlossen worden war. Standort und Arbeitsplätze sind bis 2023 gesichert. (schsa)
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