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Nördlingen: Strenesse-Sachwalter kündigt Investorensuche an

Nördlingen

Strenesse-Sachwalter kündigt Investorensuche an

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    Strenesse befindet sich bereits seit langem in finanziellen Schwierigkeiten und stand erst im Februar vor der Zahlungsunfähigkeit.
    Strenesse befindet sich bereits seit langem in finanziellen Schwierigkeiten und stand erst im Februar vor der Zahlungsunfähigkeit. Foto: Oliver Berg (dpa)

    "Es wird mit Sicherheit ein ordnungsgemäßer Investorenprozess aufgesetzt", sagte Jörg Nerlich, der vom Amtsgericht Nördlingen als vorläufiger Sachwalter bestellt wurde, der Tageszeitung "Die Welt" (Samstag). Ob die Familie Strehle am Ende eine Rolle spielen werde, sei heute nicht absehbar, so der Insolvenzexperte aus der Kölner Kanzlei Görg.

    Sanierungsexperte in den Vorstand berufen

    Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung

    Von Zahlungsunfähigkeit bedrohte Unternehmen mit dennoch guten Aussichten auf eine Fortführung des Geschäftsbetriebes können bei Gericht ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragen.

    Die Geschäftsleitung des Unternehmens bleibt dann im Amt, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter von außen zur Seite gestellt. Die alte Geschäftsführung behält damit große Teile der Verfügungsgewalt über das Unternehmen.

    Die Geschäftsleitung des Unternehmens bleibt dann im Amt, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter von außen zur Seite gestellt. Die alte Geschäftsführung behält damit große Teile der Verfügungsgewalt über das Unternehmen.

    Zugleich ist die Firma aber vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen von Gläubigern geschützt. Ziel ist dabei in der Regel eine Sanierung, nicht die Abwicklung.

    Bekannte Unternehmen wie etwa der Fernsehhersteller Loewe haben diesen Weg beschritten, den nun auch der schwäbische Modehersteller Strenesse einschlug. dpa

    Die Strenesse AG hatte am vergangenen Mittwoch einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Amtsgericht in Nördlingen ordnete das vorläufige Verfahren an. Dabei bleibt der bisherige Vorstand im Amt, der externe Sachwalter wird der Geschäftsführung jedoch zur Seite gestellt. Zusätzlich wurde der Sanierungsexperte Michael Pluta in den Vorstand berufen. Gemeinsam mit Pluta werde er sich über Ostern ein genaues Bild der Lage bei

    Vorstandschef Luca Strehle hatte erklärt, der Geschäftsbetrieb gehe uneingeschränkt weiter. "Ich bin immer noch überzeugt, dass wir auf dem absolut richtigen Weg sind", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Weiter sagte Strehle: "Der jetzige Schritt ist eine Zäsur, um die Sanierung voranzutreiben, ohne den Mühlstein der Altlasten mitschleppen zu müssen." Durch die Insolvenz gewinne das Unternehmen in den kommenden Monaten enorm an Liquidität.

    Strenesse seit rund 65 Jahren im Besitz der Familie Strehle

    Das ist Strenesse

    Die Strenesse AG ist ein deutsches Modeunternehmen mit Firmensitz in Nördlingen.

    Das Unternehmen wurde 1949 als Wohlfahrt & Co gegründet und konzentrierte sich anfangs auf die Herstellung von Damenmänteln und -Kostümen.

    Zuletzt stand Strenesse für Damen- und Herrenbekleidung im oberen Preissegment.

    Das Unternehmen beschäftigte 2014 rund 400 Mitarbeiter.

    Die Bekleidung wird größtenteils in Osteuropa gefertigt, die Stoffe stammen hauptsächlich aus Italien.

    Ab 2000 wurden eigene Strenesse-Ladengeschäfte eröffnet, zunächst in München. Seit 2001 gab es von Strenesse Düfte und Kosmetik. Ende 2001 wurden die Uniformen für das weibliche Boden- und Flugbegleiterpersonal der Lufthansa von Strenesse entworfen.

    Zwischen 2006 und 2013 war das Unternehmen zudem der offizielle Ausstatter der Deutschen Fußballnationalmannschaft und kleidete das Team für alle offiziellen Auftritte am Spielfeldrand ein.

    Der „blaue Glückspulli“ des Unternehmens wurde zum Synonym dieser Kooperation und sein Träger, Nationaltrainer Jogi Löw, zur „Stilikone“.

    Anfang 2014 geriet Strenesse in wirtschaftliche und finanzielle Schieflage.

    Im April 2014 meldete das Unternehmen Insolvenz an.

    Im Dezember 2016 gibt Strenesse bekannt, einen neuen Investor zu haben.

    Strenesse befindet sich seit rund 65 Jahren im Besitz der Familie Strehle. Das Unternehmen machte sich international einen Ruf als Anbieter von Designer-Mode. In den vergangenen Jahren hatte Strenesse jedoch mit sinkenden Umsätzen und tiefroten Zahlen zu kämpfen. Erst im Februar stand das Unternehmen vor der Zahlungsunfähigkeit. Die Inhaber einer Schuldverschreibung über zwölf Millionen Euro entschieden, dass Strenesse drei Jahre Luft bekommt und das Geld erst 2017 zurückzahlen muss.

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