Herr Leppek, Sie sind bei der IG Metall der zuständige Gewerkschaftssprecher, wenn es um Strenesse geht. Die jüngsten Nachrichten waren beunruhigend: Der Sanierungsexperte Michael Pluta hat das kriselnde Modeunternehmen verlassen. Wie ist jetzt die Stimmung bei den Beschäftigten?
Leppek: Die Stimmung ist sehr niedergeschlagen. Viele der rund 250 Beschäftigten haben nun große Angst um ihren Arbeitsplatz, weil sie nicht wissen, wie es weiter geht.
Vor allem, weil der Sanierungsexperte Pluta aus dem Vorstand ausgeschieden ist?
Leppek: Das ist der eine Grund. Michael Pluta hat sehr gute Arbeit für Strenesse geleistet. Auch gab es ja viele ernst zu nehmende Interessenten für Strenesse.
Sie meinen die S.Oliver-Gruppe.
Leppek: Das kann ich Ihnen nicht bestätigen. Was ich sagen kann, ist, dass es Investoren gegeben hat, die nicht nur an der Marke, die natürlich viel Geld Wert ist, interessiert waren, sondern am ganzen Produkt, sodass auch die Mitarbeiter eine Perspektive gehabt hätten.
Warum sind die Investorengespräche Ihrer Meinung nach gescheitert?
Leppek: Nun, die Familie Strehle, die Besitzer von Strenesse, scheinen eigene Interessen zu verfolgen. Und genau das ist unsere große Sorge: Dass jetzt nur noch ein Käufer gesucht wird, der viel Geld bietet, bei dem aber nicht das Wohl der Mitarbeiter berücksichtigt wird, sondern der ausschließlich die wertvolle Marke haben will und das Unternehmen zerschlagen wird.
Das heißt, Sie sehen einen Bruch der Eignerfamilie mit dem Unternehmen?
Leppek: Ja, exakt. Wir fürchten, dass es zu einem Bruch gekommen ist. Das verstärkt sich auch dadurch, dass die Familie in diesem Jahr ihre Häuser in Nördlingen, dem Sitz des Unternehmens, verkauft hat. Die Familie wohnt ja in München. Wir haben jetzt Angst, dass eine Entwicklung eingeleitet wird, bei der die Arbeitsplätze verloren gehen. Dabei stehen die Beschäftigten hinter Strenesse. Sie haben ja auch bereits ihren Beitrag im Rahmen eines Ergänzungs-Tarifvertrages geleistet und auf Geld verzichtet, um das Unternehmen zu sichern. Doch das Vertrauen der Mitarbeiter in die Maßnahmen zur Rettung von Strenesse ist jetzt nur noch sehr gering.
Was fordern Sie vor diesem Hintergrund?
Leppek: Wir fordern, dass ein Investor gesucht wird, der das ganze Unternehmen übernimmt und auch die Arbeitsplätze sicher sind. Schließlich befand sich Strenesse zuletzt auf einem guten Weg und hat wieder schwarze Zahlen geschrieben. Die Familie darf jetzt keinen Ego-Trip starten, das wäre zutiefst verantwortungslos gegenüber den vielen loyalen Beschäftigten.