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Interview: Neuer Kuka-Chef Mohnen: "Kuka bleibt ein deutsches Unternehmen"

Interview

Neuer Kuka-Chef Mohnen: "Kuka bleibt ein deutsches Unternehmen"

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    Peter Mohnen ist kein Mann lauter Töne. Er verfolgt ruhig und beharrlich Ziele. Nun wird der Finanz-Experte als Nachfolger Till Reuters Kuka-Chef.
    Peter Mohnen ist kein Mann lauter Töne. Er verfolgt ruhig und beharrlich Ziele. Nun wird der Finanz-Experte als Nachfolger Till Reuters Kuka-Chef. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Mohnen, hätten Sie jemals damit gerechnet, Kuka-Chef zu werden?

    Peter Mohnen: Nein.

    Und wie führte Sie der Weg zu Kuka nach Augsburg?

    Mohnen: Zunächst habe ich Betriebswirtschaft studiert. Dann bin ich zu Ruhrgas nach Essen gegangen. Dort war ich im kaufmännischen Bereich tätig und konnte schnell Führungserfahrungen sammeln. Dann wurde Ruhrgas vom Energie-Konzern Eon gekauft. Dort sammelte ich unter anderem Erfahrungen mit allem, was eine Börsennotierung mit sich bringt. In dieser Zeit habe ich viel gelernt. Danach bin ich sechs Jahre für Eon mit der Familie nach Ungarn gegangen. Und dann führte mich der Weg zu Kuka.

    Hat Sie Till Reuter geholt?

    Mohnen: Till Reuter kannte ich schon vor meiner Zeit bei Kuka. Wir sind uns bei einem Projekt begegnet. Der eine ist bei dem Projekt dem anderen aufgefallen. Und bei Kuka sind wir uns wieder begegnet.

    Wie ist Ihr Verhältnis zu Reuter?

    Mohnen: Es ist freundschaftlich und kollegial.

    Peter Mohnen wird am 6. Dezember 2018 neuer Kuka-Vorstandschef

    Auf Bilanz-Pressekonferenzen traten Sie und Reuter wie ein perfekt eingespieltes Duo auf. Das wirkte sehr harmonisch.

    Mohnen: So harmonisch ist unser Verhältnis bis heute. Ich arbeite sehr gerne mit ihm zusammen, und wir haben viel voneinander gelernt. Zwischen Reuter und mir hat nie ein Blatt gepasst. Wir verstehen uns sehr gut, und das wird auch so bleiben, wenn ich am 6. Dezember den Posten des Vorstandsvorsitzenden von ihm übernehme. Es hat Spaß gemacht, mit Reuter zu arbeiten. Er hat Kuka strategisch weitergebracht. Deshalb werde ich auch einen schönen Platz in der Kuka-Galerie für ihn reservieren.

    Hängen Sie ein Bild von Reuter bei Kuka auf?

    Mohnen: Schauen wir mal. Warum nicht? Er hat viel für Kuka getan.

    Reuter verabschiedete sich in seiner ganz eigenen Art von den Mitarbeitern bei einem Eishockey-Spiel. Hat er Ihnen auch eine Karte geschenkt?

    Mohnen: Ja, er hat mir auch eine Karte geschenkt. Natürlich. Aber wir haben uns darauf verständigt, dass ich nicht komme. Es gibt im Moment sehr viel bei Kuka zu tun, deshalb habe ich ihm den Rücken freigehalten, damit er sich verabschieden kann. Es ist schon schade. Aber wir werden uns sicher noch häufig treffen und auch so in Kontakt bleiben.

    Sie sagen, zwischen Reuter und Sie passe kein Blatt. Was werden Sie auch auf Druck des chinesischen Eigentümers dennoch anders als er machen?

    Mohnen: Ich werde vieles in ähnlicher Form weitermachen, wie wir es zusammen gemacht haben. Denn die Strategie, die wir gemeinsam entwickelt haben, ist gut. Diese Strategie besteht darin, dass sich der Konzern global und über die Branchen hinweg breiter aufstellt. Das passt zu 100 Prozent. Wir erschließen noch mehr Anwendungsmöglichkeiten für die Robotik weltweit und in vielen Branchen. Die Autoindustrie bleibt natürlich extrem wichtig für uns. Die Autoindustrie steuert rund 50 Prozent zum Umsatz bei. Als Reuter vor knapp zehn Jahren als Kuka-Chef anfing, waren das noch gut 75 Prozent. So sind wir strategisch besser aufgestellt. Die Autoindustrie ist nämlich eine zyklische Branche.

    Mohnen: "Natürlich braucht Kuka Veränderung"

    Sie sagen, die gemeinsam mit Reuter entwickelte Strategie sei gut. Das müssen die Chinesen anders gesehen haben, sonst müsste Reuter nicht gehen. Was machen Sie also anders als er?

    Mohnen: Natürlich braucht Kuka Veränderung. Schließlich mussten wir dieses Jahr eine Gewinnwarnung herausgeben. Unser Geschäft in China hat bisher nicht die Erwartungen erfüllt. Wir werden die Gründe dafür jetzt sauber analysieren und zunächst intern diskutieren, bevor wir damit nach außen gehen. Die Situation ist ja auch für mich noch sehr frisch.

    Hat Kuka schon eine Grippe, oder ist es nur etwas Halskratzen?

    Mohnen: Die Kuka ist ein gesundes Unternehmen, aber die Konjunktur kühlt sich ab. Auf dem chinesischen Markt sind 2018 erstmals seit etwa 20 Jahren die Auto-Zulassungszahlen rückläufig. Wir werden dieses Jahr weniger Roboter in China verkaufen. Wir sind aber davon überzeugt, dass dieser größte Markt für unsere Branche auf lange Sicht zweistellig wächst.

    Kuka hat aber doch prognostiziert, in China in einigen Jahren die Nummer eins zu sein.

    Mohnen: Um das zu erreichen, müssen wir deutlich mehr Gas geben, zum Beispiel in der Automatisierung der Produktion von Smartphones oder iPads. Wir verkaufen hier nicht so viel, wie wir erwartet haben. Die Märkte sind schwierig.

    Was haben Sie sich vorgenommen?

    Mohnen: Wir müssen Kuka wetterfester machen.

    Wetterfestigkeit erzielt man etwa durch Sparen. Ist die Wahl für die Reuter-Nachfolge deshalb auf Sie als bisherigen Finanzvorstand gefallen, der ja etwas vom Sparen versteht?

    Mohnen: Das glaube ich nicht. Wir werden im Team mit den Führungskräften in Ruhe analysieren, wie wir die Kuka auf Zeiten abflauender Konjunktur einstellen. Dabei geht es zum Beispiel um die Verbesserung interner Prozesse, Kundennähe und Innovationsgeschwindigkeit.

    Was ist die DNA von Kuka?

    Mohnen: Die Kuka ist und bleibt ein deutsches Unternehmen, das sich durch Innovationen auszeichnet. Das müssen wir bewahren.

    Innovation kostet viel Geld. Ziehen die Chinesen hier mit?

    Mohnen: Ja, sie ziehen mit. Kuka hat noch nie so viel investiert, nämlich fast 500 Millionen Euro bis Ende 2019. Was wir aber verbessern müssen, ist die Umsetzung von Innovation in Produkte. Wir müssen hier effizienter und schneller werden. Der Output muss steigen. Wir haben einige Produkte in der Pipeline.

    Sie nennen viele Punkte, wo Kuka besser werden sollte. Musste Reuter deshalb gehen?

    Mohnen: Lassen Sie uns nicht spekulieren oder vereinfachen. Bei den Gesprächen zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Andy Gu und Till Reuter war ich nicht dabei. Beide haben gemeinsam festgestellt, dass man den Weg so nicht weitergehen will.

    Wann wurden Sie gefragt, ob Sie Reuters Nachfolger werden wollen?

    Mohnen: Am Sonntag.

    Haben Sie schon früher geahnt, dass Midea härter durchgreift?

    Mohnen: Natürlich hatten wir in den letzten beiden Jahren nicht die Performance, die Midea und auch wir selbst im Vorstand erwartet haben. Reuter und ich waren auch nicht zufrieden mit unserer Performance. Jetzt kam eine Gewinnwarnung hinzu. Jeder Investor hat natürlich dann ein Recht zu überlegen, wie sich die Geschäftslage verbessert. So läuft es im Management. Das hat nichts mit China zu tun. Ein Investor aus einem anderen Land hätte genauso gehandelt, vielleicht sogar schon früher. Wenn dann auch noch die Märkte und wie bei uns der Aktienkurs deutlich nach unten gehen, ist die Gemengelage problematisch.

    Kuka gibt Sicherheit für 4000 Arbeitsplätze

    Die Unruhe unter den Beschäftigten ist groß. Wie bringen Sie wieder Ruhe in die Belegschaft?

    Mohnen: Wir müssen wieder Vertrauen aufbauen. Das ist jetzt ganz wichtig. Was wichtig für die Mitarbeiter ist: Midea hat ganz klar bekräftigt, dass die Investorenvereinbarung, die wir bei der Übernahme von Kuka durch Midea geschlossen haben, bis 2023 gilt. Das sichert den Standort Augsburg mit seinen rund 4000 Arbeitsplätzen ab.

    Es gibt also keine Pläne, Arbeitsplätze in Augsburg abzubauen?

    Mohnen: Wenn ich sage, dass wir uns wetterfest machen, geht es nicht um einen Job-Abbau. Hier geht es vielmehr um die schnellere Umsetzung von Innovationen in Produkte und darum, das Augenmerk noch stärker auf Kunden zu legen. Diese Dinge haben wir schon angepackt, müssen sie aber intensivieren. Und in China müssen wir den Rückenwind durch Midea nutzen. Davon profitieren wir auch in Augsburg.

    Bei der Ankündigung, dass Sie Nachfolger Reuters werden, hieß es, Sie seien Interims-Chef. Wie lange werden Sie Kuka-Boss sein?

    Mohnen: Dieses Wort „Interim“ ist mir nicht wichtig. Das ist Sache des Aufsichtsrats. Ich lasse mich jetzt in die Pflicht nehmen, denn mir liegt die Kuka sehr am Herzen. Ich bin aber auch der Meinung, Kuka braucht jetzt verstärkt Technologie-Kompetenz im Vorstand. Es kann nicht sein, dass Herr Pabst und ich als zwei Finanz-Leute die Kuka allein führen. Deshalb überlegen wir gemeinsam mit dem Aufsichtsrat, dass ein dritter Vorstand mit Technologie-Kompetenz kommt. Und wer dann den Hut aufhat, wird sich zeigen. Und wie Reuter glaube ich, dass wir bei Kuka zwischen Chinesen und Deutschen gut zusammenarbeiten können. Hier will ich Vertrauen aufbauen. Mein Ziel ist es, dass Kuka ein Beispiel für gute Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Chinesen wird.

    Zur Person: Peter Mohnen, 50, lebt in München. Der verheiratete Vater von drei Kindern nennt die Familie sein größtes Hobby. Der Manager ist auch sportlich und läuft gerne, auch beim Augsburger Firmenlauf wurde er schon gesichtet. Lesen und Reisen gehört auch zu seinen Hobbys. Seit 2012 ist er Finanzchef von Kuka und ab 6. Dezember Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft.

    Lesen Sie auch die Analyse von Stefan Stahl zum Reuter-Abgang: Die Chinesen begehen den nächsten großen Fehler.

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