Am Freitag geht es los - zumindest für geladene Gäste. Sie können im „Sprinter“-Tempo zur Feier der Eröffnung auf der neuen Schnellstrecke von München nach Berlin fahren. Ab Sonntag kommen dann zahlende Bahnreisende aus Bayern in den Genuss, rasend schnell mit dem Zug die Hauptstadt zu erreichen.
Eröffnung der Schnellstrecke München-Berlin
Zwei Sonderzüge rollen ab München beziehungsweise Nürnberg Richtung Berlin. An Bord: Prominenz aus Wirtschaft und Politik. Am Ende fahren beide Züge parallel in den Hauptbahnhof ein, vor dessen Pforten dann unter anderen gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg gefeiert werden darf.
Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag nimmt die Deutsche Bahn nach 26-jähriger Planungs- und Bauzeit die neue ICE-Strecke Nürnberg–Erfurt in Betrieb. Zusammen mit dem Neu- und Ausbau der Strecken von München nach Nürnberg (in Betrieb seit 2006), die von Erfurt über Halle bzw. Leipzig nach Berlin (Fertigstellung Ende 2015) ergibt sich eine neue 623 Kilometer lange Magistrale, mit der die Bahn zur ernsthaften Konkurrenz für Fluglinien wird. Allein zwischen Nürnberg und Berlin wurden rund zehn Milliarden Euro investiert.
Mit der Bahn von München nach Berlin unter vier Stunden
Die Fahrtzeit zwischen München und Berlin verkürzt sich auf weniger als vier Stunden. Auch unsere Region profitiert von teilweise deutlichen Zeitgewinnen (bis zu 90 Minuten). Die Fahrgastzahlen sollen sich, so die Vorstellungen von Bahnchef Richard Lutz, auf bis zu 3,6 Millionen verdoppeln.
Bis es so weit war, mussten viele Hürden überwunden werden. Die Schnellverbindung Nürnberg – Berlin gehört zu den 17 Verkehrsprojekten Deutsche Einheit (VDE), mit denen 1991 – nur ein halbes Jahr nach der Wiedervereinigung – ein Rahmen für das Zusammenwachsen Deutschlands auf Straße, Schiene und zu Wasser gesetzt wurde. Das ehrgeizige Ziel von Helmut Kohls damaligem Verkehrsminister Günther Krause (beide CDU): Alle Projekte möglichst innerhalb eines Jahrzehntes zu realisieren.
Und tatsächlich: Noch im gleichen Jahr begannen bei Bitterfeld in Sachsen-Anhalt die ersten Bauarbeiten. Doch insbesondere zwischen Ebensfeld (bei Bamberg) und Erfurt, wo eine vollkommen neue Trasse mit 22 Tunnelröhren unter dem Thüringer Wald hindurch projektiert werden musste, ging viele Jahre nichts voran. Zeitweilig herrschte ein Baustopp, weil das Geld knapp war und immer wieder auch nach günstigeren Alternativen unter Nutzung bestehender Strecken über Jena oder Hof gesucht wurde. Der Bund Naturschutz kritisierte bis zuletzt, aber auch weitestgehend vergeblich, die mit dem Bau der ICE-Strecke verbundenen Eingriffe in die Landschaft.