Die Medizintechnikfirma Ritter wächst immer rasanter. Der Kunststofftechnik-Spezialist aus Schwabmünchen südlich von Augsburg stellt besonders präzise Verbrauchsmaterialien für Labore her, also etwa Pipettenspitzen, mit denen Testflüssigkeiten von Behälter zu Behälter transportiert werden können. Die Ritter-Testmaterialien wandern in tonnenschwere, drei bis sechs Meter lange Geräte, die automatisch Flüssigkeiten untersuchen. Diese Technologie ist jetzt natürlich gefragter denn je.
Firma Ritter produziert auch für Baumärkte und Dallmayr
Dabei ist die Firma, die den Brüdern Ralf und Frank Ritter gehört, nicht nur mit medizinischen Produkten erfolgreich. Das Unternehmen produziert auch Kunststoffkartuschen, in denen etwa in Baumärkten Silikon abgefüllt wird. Ritter liefert zudem "Capsa" genannte selbst entwickelte Kaffeekapseln für Dallmayr. Und wenn der Boden auf Reit-, Park- sowie Golfplätzen befestigt werden muss, kommen wabenförmige Kunststoffgitter des Unternehmens zum Einsatz.
Schon vor der Corona-Krise hat das Familienunternehmen, das einst die Gebäude des in Schwabmünchen aufgegebenen Kraft-Käsewerkes übernommen hat, begonnen, kräftig in den Ausbau des Standortes zu investieren. Doch mit dem Ausbruch der Pandemie wurde das Investitionstempo massiv erhöht. Halle um Halle kommt hinzu. Immer mehr Spritzgussmaschinen und Kuka-Roboter sind im Einsatz. In Reinräumen können so Verbrauchsmaterialien für Corona-Tests hergestellt werden, die den hohen Ansprüchen der Kunden genügen und weltweit, auch in den USA und China, Absatz finden.
Lange Liste offener Stellen in Schwabmünchen
Ralf Ritter sagt unserer Redaktion: "Wir konnten uns gegen Konkurrenten durchsetzen und Marktanteile gewinnen. Das Wachstum geht weiter." Er kündigt an, den Standort in Schwabmünchen auszubauen. Ritter verspricht: "Bis Jahresende wollen wir noch mal bis zu 100 Mitarbeiter einstellen." Die Liste der offenen Stellen ist nach wie vor lang: Sie reicht vom Produktionshelfer über Siebdrucker, Maschinenführer, Zerspanungsmechaniker, Mechatroniker, Elektriker, Technischen Einkäufer, Sachbearbeiter bis zum Personalreferenten.
Derzeit beschäftigt Ritter in Schwabmünchen rund 450 Mitarbeiter fest und noch einmal knapp 100 Leiharbeiter. Seit Ausbruch der Pandemie hat die Firma gut 120 Beschäftigte zusätzlich fest eingestellt. "Unser Ziel ist es, befristet Beschäftigte langfristig zu übernehmen. Und das gelingt uns oft", sagt Ralf Ritter. Doch um das sich abzeichnende zusätzliche starke Wachstum stemmen zu können und den Standort in Schwabmünchen langfristig abzusichern, will das Unternehmen neue Wege gehen.
Ralf Ritter kündigt gegenüber unserer Redaktion an: "Wir suchen einen strategischen Partner für das Unternehmen, der über weltweite Vertriebskanäle verfügt." Die Ritter-Manager fahnden also nicht nach einem Finanzinvestor, sondern einem Unternehmen, das im Umfeld der Medizintechnikbranche verankert ist und Ritter bei der weiteren globalen Expansion unterstützen kann. "Wir sind aber derzeit noch in der Orientierungsphase. Wir gehen die Suche gewissenhaft an und sind uns unserer Verantwortung bewusst", sagt Ralf Ritter. Er nennt keine weiteren Details.
"Verlässlicher Arbeitgeber in Schwabmünchen"
Es ist also offen, wann und mit welchem Anteil ein solcher strategischer Partner einsteigt. Dabei dürfte das Interesse an einem Engagement groß sein. Ralf Ritter sagt: "Wir sind technologisch weit voraus und konnten die sich uns bietenden Chancen gut nutzen." Wichtig ist dem Unternehmer: "Wir sind in Schwabmünchen ein verlässlicher Arbeitgeber in schwierigen Zeiten. Das wird auch nach einem Einstieg eines strategischen Partners so bleiben." Und in einer Zeit, in der die Politik von Wirtschaftsvertretern immer heftigere Kritik einstecken muss, meint Ralf Ritter: "Wir sind den politisch Verantwortlichen sehr dankbar, dass wir unser Unternehmen so rasch in Schwabmünchen erweitern konnten."
Der Medizintechnikhersteller wurde als "systemrelevantes" Unternehmen eingestuft und kann rund um die Uhr produzieren. Um die zunehmende Nachfrage bedienen zu können, hat Schwabmünchens größter Arbeitgeber auch Fachkräfte von Firmen in der Region übernommen. So wechselten Mitarbeiter von Wafa in Augsburg nach der Schließung des Werkes zu Ritter. Dabei kam ihnen zugute, dass ihr früherer Arbeitgeber als Autozulieferer auch auf Spritzguss spezialisiert ist.
In der Krise bietet Ritter also Jobs für Menschen, die infolge der Krise ihren Job verloren haben.
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