Der Austausch der 1872 Achsen von 67 ICE T soll Ende 2011 beginnen und dürfte etwa ein Jahr dauern. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will die Bahnindustrie stärker für Mängel in Haftung nehmen und plant dafür eine Gesetzesänderung. Er reagierte damit auf eine Bitte von Bahnchef Rüdiger Grube.
Die Übereinkunft mit Alstom beendet einen Konflikt zwischen der bundeseigenen Bahn und Fahrzeugherstellern über die Verantwortung für mangelhafte Achsen. Mit Siemens und Bombardier hatte sich die Bahn bereits im Oktober auf den Ersatz der Antriebsachsen des ICE 3 verständigt.
Alstom werde nun für die ICE T neue Radsatzwellen entwickeln, produzieren und beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) zulassen, sagte Bahn- Technikvorstand Volker Kefer in Berlin. Die Aktion werde mehr als 50 Millionen Euro kosten. Den Beitrag Alstoms nannte Kefer nicht. Er sei aber "erheblich". Nach der Zulassung wollten Alstom und die Bahn gemeinsam einen Zeitplan für den Austausch erarbeiten. Die Arbeiten sollen in dem ICE-Werken Frankfurt, München und Krefeld ausgeführt werden.
Im Juli 2008 war ein ICE 3 in Köln nach einem Achsbruch entgleist. Gutachter stellten fest, dass es bei Herstellung der Achse zu Materialeinschlüssen gekommen war, die zur Bildung des Risses führten. Kefer sagte, beim Modell ICE T sei zwar keine Achse gebrochen. Inspektionen hätten im Jahr 2008 aber an zwei Radsätzen "Auffälligkeiten" ergeben. Seitdem werden die ICE-T-Achsen alle 20 000 bis 30 000 Kilometer per Ultraschall durchleuchtet. Daran werde nichts geändert, sagte Kefer.
Bis die neuen Achsen eingebaut seien, bleibe es bei den Engpässen im ICE-Verkehr. "Wir haben schlichtweg keinerlei Reserven mehr", sagte Kefer. Die häufigeren Ultraschall-Prüfungen hätten die Bahn "der Reserven, die wir hatten, beraubt. Und darunter leiden und kranken wir."
Vorstandschef Grube zeigte sich erleichtert über die Einigung mit Alstom. Für die Bahn sei das ein "weiterer wichtiger Fortschritt". Jetzt müsse die Industrie ihren Teil der Vereinbarung so schnell wie möglich verwirklichen. Grube hatte es kürzlich als Webfehler der Bahnreform 1994 kritisiert, dass Eisenbahnunternehmen auch für die Züge haften.
Das Bundesverkehrsministerium bestätigte am Donnerstag einen Bericht der Zeitung "Die Welt" grundsätzlich, wonach die Hersteller mehr Verantwortung für ihre Produkte übernehmen sollen. Dies soll über das Eisenbahn-Gesetz geändert werden. "Wir wollen, dass das Gesetzgebungsverfahren bis Ende des Jahres startet", sagte ein Ministeriumssprecher. Die "Welt" schrieb, Hersteller sollten im Fall defekter ICE-Achsen ebenso in der Verantwortung stehen wie die Deutsche Bahn.
Der Ministeriumssprecher ergänzte, die Pläne müssten auch noch mit den Ländern besprochen werden. Mit dem Gesetz soll nach Vorstellung des Verkehrsministeriums auch eine EU-Richtlinie über die einheitliche Zulassung von Waggons und Loks umgesetzt werden.