Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Nahverkehr: Kommt das Aus für Fahrkarten aus Papier?

Nahverkehr

Kommt das Aus für Fahrkarten aus Papier?

    • |
    Wenn es nach dem Verkehrsministerium geht, sollen Fahrscheine aus Papier verschwinden.
    Wenn es nach dem Verkehrsministerium geht, sollen Fahrscheine aus Papier verschwinden. Foto: Anne Wall (Symbolfoto)

    Ab 2019 sollen elektronische Tickets Fahrscheine aus Papier ablösen. Busse und Bahnen in allen deutschen Städten sollen vernetzt und per digitaler Fahrkarte genutzt werden können. Diese Idee hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zu Beginn des Jahres öffentlich gemacht. Was ist davon zu halten?

    „Es wird schwierig sein, komplett auf Papier-Tickets zu verzichten“, sagt zum Beispiel der Pressesprecher der Augsburger Stadtwerke, Jürgen Fergg. Dabei kann bereits die Kundenkarte der Stadtwerke, die Karocard, als elektronische Fahrkarte verwendet werden. Eine Idee, die vor etwa zehn Jahren ebenfalls darauf fußte, eines Tages ohne herkömmliche Tickets auszukommen.

    In Augsburg gibt es schon elektronische Fahrkarten

    Rund 80.000 Karocards sind aktuell im Umlauf, 40.000 davon als Abo-Fahrscheine, sagt Fergg. In der Scheckkarte befindet sich ein Chip, auf dem die Fahrkarten-Information gespeichert ist. In den Straßenbahnen und Bussen der Stadtwerke funktioniere das „wunderbar“.

    Doch die moderne Technologie, von der Verkehrsminister Dobrindt spricht, findet sich in Augsburg noch nicht. Zukunftsmusik ist hier, dass es Fahrkarten per App für das Smartphone oder auf einer Karte gibt, die an einem Terminal oder im Internet aufgeladen wird. Per Bestpreis-Abrechnung würde der günstigste Tarif automatisch ausgewählt, indem ein Gerät beim Ein- und Aussteigen in Bus oder Bahn jedes Mal den Fahrgast registriert. Am Ende eines Monats oder Jahres würde der Preis errechnet.

    Wann so ein System im Alltag umgesetzt werden kann, lässt sich laut Fergg noch nicht sagen. In Hamburg starte Ende des Jahres eine Testphase mit dem neuen System. Laut Fergg gibt es mehrere Anbieter solcher Systeme. „Es wird wohl eine Ausschreibung geben und ein Anbieter ausgewählt“, erklärt er. Nach der Testphase müssten die Ergebnisse bewertet werden.

    Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hatte angekündigt, die digitale Vernetzung im öffentlichen Personenverkehr mit einem eigenen Programm und 16 Millionen Euro zu fördern.

    In Augsburg gab es mit den Chipkarten bisher keine Schwierigkeiten, berichtet Fergg. „Auch ältere Fahrgäste nutzen so das Seniorenabo und kommen klar. Der Fahrgast muss ja nichts anderes tun, als die Plastikkarte in Bus und Tram mitzunehmen – genauso wie ein Papierticket.“ Bei Handytickets, wie es sie unter anderem schon länger bei der Deutschen Bahn gibt, müsse man darauf achten, dass das Smartphone genügend Akkuladung hat.

    Elektronische Fahrscheine sinnlos für Touristen

    Ob der öffentliche Nahverkehr in wenigen Jahren tatsächlich ganz ohne Fahrscheine aus Papier auskommen kann, zweifelt der Pressesprecher an. „Wie funktioniert das für jemanden, der nur ganz selten mit diesen Verkehrsmitteln fährt oder als Tourist für einen Tag in eine Stadt kommt?“, fragt Fergg. Entscheidend sei, dass ein neues System einfach und vor allem praktikabel sein. Gerade wegen Gelegenheitskunden oder Kunden ohne Handy sei der völlige Verzicht auf Papier daher auch nicht vorgesehen.

    Und wie sieht es in anderen Städten aus? Nach Angaben des Verkehrsministeriums haben mittlerweile circa 370 Verkehrsunternehmen einen Teilnahmevertrag für die Initiative „eTicket Deutschland“ unterzeichnet. Außerdem ist es bundesweit derzeit in 239 der insgesamt 402 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland möglich, ein eTicket mit einer Chipkarte oder einem Mobiltelefon zu nutzen. Das teilte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit.

    Mehr zum Thema lesen Sie hier:

    Die nützlichsten Augsburg-Apps

    Gleisbau: Bald wird's an den Wochenenden laut in Augsburg

    Welche Konkurrenten hat die Deutsche Bahn?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden