SPD-Chefin Andrea Nahles hat die Verleihung des Axel Springer Preises an Amazon-Gründer Jeff Bezos kritisiert. Dessen "innovatives Unternehmertum" zeige sich vor allem darin, dass er mit anderen Internetplattformen "Weltmeister im Steuervermeiden" sei, sagte Nahles am Dienstag vor einer Fraktionssitzung der Sozialdemokraten im Bundestag. Die Arbeitsbedingungen bei Amazon in Deutschland seien schlecht, ein Tarifvertrag werde verweigert. "Und das ist glaube ich nicht hinnehmbar und verdient auch keinen Preis", sagte Nahles. Sie kündigte an, an einer von der Gewerkschaft Verdi für Dienstagabend zur Preisverleihung geplanten Demonstration in Berlin teilzunehmen.
Verdi fordert Tarifvertrag für Amazon-Beschäftigte
Verdi fordert für die Beschäftigten in Amazons Logistikzentren schon seit Jahren einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels. Der US-Konzern, der bundesweit mehr als 12 000 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt, verweigert Gespräche darüber - sieht sich aber auch so als "fairer und verantwortungsvoller" Arbeitgeber. "Wir bezahlen in unseren Logistikzentren am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist, an allen Standorten in Deutschland mindestens 10,52 Euro brutto pro Stunde", erklärte Amazon am Dienstag.
Auch Dietmar Bartsch kritisiert Preisvergabe an Amazon-Gründer Jeff Bezos
Auch Linksfraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte die Preisverleihung an Bezos. "Das ist ein Stück weit Zynismus." Die Arbeitsbedingungen bei Amazon seien verheerend. Dort herrsche Lohndumping, es gebe permanente Kontrolle am Arbeitsplatz. Das sei wirklich keine Grundlage, um einen Preis verliehen zu bekommen, erklärte Bartsch.
Springer hatte im Januar mitgeteilt, die Vergabe des Preises an Bezos sei eine Würdigung für sein visionäres Unternehmertum in der Internetwirtschaft sowie die konsequente Digitalisierungsstrategie der US-Traditionszeitung Washington Post. Bezos hatte das Blatt als private Investition 2013 gekauft. (dpa)