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Nach dem Hygieneskandal bei Müller-Brot: "Die Marke ist mausetot"

Nach dem Hygieneskandal bei Müller-Brot

"Die Marke ist mausetot"

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    Ein Schild mit der Aufschrift "Liebe Kunden! Wir verkaufen derzeit keine Backwaren von Müller" hängt in München in einer Filiale der Bäckereikette Müller-Brot. Experten sehen jedoch kaum Chancen, die Traditionsmarke zu erhalten.
    Ein Schild mit der Aufschrift "Liebe Kunden! Wir verkaufen derzeit keine Backwaren von Müller" hängt in München in einer Filiale der Bäckereikette Müller-Brot. Experten sehen jedoch kaum Chancen, die Traditionsmarke zu erhalten. Foto: dpa

    Für die insolvente Großbäckerei Müller-Brot beginnt die entscheidende Phase. In der Woche ab dem 19. März ist laut Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Hubert Ampferl eine neue Begehung der Produktionshallen in Neufahrn bei Freising geplant. Dann entscheidet sich, ob die Behörden dem Unternehmen im zweiten Anlauf die Betriebsgenehmigung wieder erteilt oder nicht.

    Klären wird sich damit auch, ob das Traditionsunternehmen eine Zukunft hat - und falls ja, wie diese aussehen könnte. Ohne einen starken Stellenabbau, da ist sich Mustafa Öz von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten jedoch sicher, wird es aller Voraussicht nach auf keinen Fall weitergehen.

    Zwei Varianten sind wahrscheinlich

    Denkbar sind zwei Varianten: Erhält Müller-Brot erneut keine Betriebgenehmigung, wird es für den vorläufigen Insolvenzverwalter schwer werden, einen Investor zu finden. "In diesem Fall ist das Unternehmen am Ende", sagt Mustafa Öz von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Massenentlassungen seien dann wahrscheinlich.

    Erhält die Großbäckerei hingegen die Erlaubnis, steigen die Chancen, dass ein Investor das Unternehmen übernimmt und es durch Investitionen und Umstrukturierungen wieder auf Vordermann bringt. Laut einem Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters wird aktuell mit "mindestens fünf" Kandidaten verhandelt. Als Filetstück von Müller-Brot gilt das Filialnetz. Eine Entscheidung soll bis Ende März fallen. "Aber auch wenn ein Investor den Zuschlag erhält, kann man davon ausgehen, dass nicht mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern weitergearbeitet wird", sagt Öz.

    Neuanfang nur unter neuem Namen

    Die Lebensmittelbehörden hatten die Produktion in der Fabrik am 30. Januar gestoppt, nachdem sie wiederholt Mäusekot und Schädlinge gefunden hatten. Am 16. Februar meldete die Fabrik Insolvenz an. Ein erster Versuch, die Betriebsgenehmigung wieder zu erlangen, scheiterte. Nun soll der zweite Anlauf erfolgen. Rund 600.000 Euro wurden seither in Reinigungsmaßnahmen und Umbauarbeiten investiert.

    Bei Müller-Brot ist man optimistisch, dass es diesmal mit der Genehmigung klappt. Doch selbst wenn die Behörden sie erteilen, bleiben viele Fragen offen. Die drängendste ist wohl: Hat ein Unternehmen nach einem Skandal dieser Dimension überhaupt eine Chance, sich nochmal zu erholen? Branchenkenner halten es für sehr unwahrscheinlich, dass das unter gleichem Namen passieren kann.

    "Die Marke ist mausetot und kann sich von einem solchen Skandal auch nicht mehr erholen. Schlimmer noch: Der Skandal wird über Jahre tief ins kollektive Bewusstsein eingebrannt sein", sagt Dr. Otto Strecker im Gespräch mit Augsburger Allgemeine Online. Eine Chance für die Großbäckerei sieht der Vorstand der auf die Lebensmittelwirtschaft spezialisierten AFC Consulting Group in Bonn nur, wenn Produktion und Filialen unter einem neuen Namen weitergeführt werden.

    Mit Qualität Vertrauen zurückgewinnen

    Darauf spekuliert offenbar bereits auch der ein oder andere Pächter. "Der Name Müller-Brot ist verbrannt - und ich glaube auch nicht, dass jemand damit rechnet, dass es unter der Marke noch weitergeht", sagt Florian Hornik. Der Anwalt für Wirtschaftsrecht betreut gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Wolfgang Bengen mehrere Pächter aus dem Großraum München.

    Ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters sagte, bei Müller-Brot wolle man künftig auf ein einwandfreies Hygienemanagement setzen. Das verlorene Vertrauen der Kunden könne nur durch Qualität zurückgewonnen werden. Ob das reicht, um die Traditionsmarke zu erhalten, darüber entscheiden die Kunden.

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