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Nach Insolvenz: Manroland: Ehrgeizige Pläne

Nach Insolvenz

Manroland: Ehrgeizige Pläne

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    Die Pläne sind ehrgeizig: Nach jahrelang roten Zahlen sollen die Manroland-Druckmaschinenwerke in Offenbach und Augsburg schon dieses Jahr wieder Gewinn machen.
    Die Pläne sind ehrgeizig: Nach jahrelang roten Zahlen sollen die Manroland-Druckmaschinenwerke in Offenbach und Augsburg schon dieses Jahr wieder Gewinn machen.

    Die Pläne sind ehrgeizig: Nach jahrelang roten Zahlen sollen die Manroland-Druckmaschinenwerke in OffenbachOffenbach und Augsburg schon dieses Jahr wieder Gewinn machen. Dieses Ziel verkündeten die neuen Besitzer - der englische Investor Tony Langley und der Lübecker Possehl-Chef Uwe Lüders - am Donnerstag in

    Erleichterung in Offenbach

    Ob die Rechnung angesichts des seit Jahren schrumpfenden Druckmaschinenmarktes aufgeht, muss sich zeigen. In Offenbach herrscht zunächst einmal Erleichterung über die Rettung, aber auch Trauer über den Verlust von 947 Arbeitsplätzen während der Insolvenz.

    Zwar hat Langley zugesichert, die verbliebenen 824 Mitarbeiter zu übernehmen. Doch für die Beschäftigten bleibe ein Gefühl "von Traurigkeit. Sie haben leere Stühle, leere Maschinen neben sich und wissen nicht, muss ich das machen oder wer macht die Arbeit, wenn die Kollegen nicht mehr da sind", sagt die Betriebsratsvorsitzende Angelika Rossel. Wie es genau weitergeht, sollen die Mitarbeiter am Freitag auf einer Betriebsversammlung in Offenbach erfahren.

    Mit Gewinn in Augsburger Werk gerechnet

    "Wir sehen sehr gute wirtschaftliche Perspektiven für das restrukturierte Unternehmen", sagte Langley. Der Maschinenpark sei gut, die Bogendruckmaschinen aus Offenbach seien die schnellsten am Markt, und die Nachfrage in den Schwellenländern gleiche den Rückgang in anderen Märkten aus. Dieses Jahr wolle er mit 350 Millionen Euro Umsatz ein positives Ergebnis erwirtschaften. Auch Lüders rechnet mit Gewinn in dem Augsburger Werk: "Die Kosten sind jetzt niedriger", erklärte er. Er hatte den Standort Mitte Januar übernommen.

    Die Zeche zahlen die Gläubiger und die rund 2000 Mitarbeiter von Manroland, die nicht übernommen wurden. Die verkleinerten Unternehmen "starten in der richtigen Größe, wie's der Markt verlangt", sagte Insolvenzverwalter Werner Schneider. Durch die Insolvenz sind die Werke ihre Schulden los.

    Schneider: "Die Bilanzen sind in Ordnung"

    "Die Bilanzen sind in Ordnung", sagte Schneider, "und sie haben die Größe und die Personalzahl, die dem Markt angepasst ist". Weltmarktführer Heidelberger Druck dagegen streiche 2000 Stellen, "und das kostet die viel Geld". Die Manroland-Firmen dagegen hätten nach der Insolvenz "ungleich größere Chancen, profitabel zu sein", da sei die Zuversicht des Investors, Geld zu verdienen, absolut begründet. Für den Standort im sächsischen Plauen gibt es noch keine Lösung, Schneider zeigte sich aber auch hier zuversichtlich, einen neuen Eigentümer zu finden.

    Branchenexperte Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe weist allerdings darauf hin, dass der Markt für Druckmaschinen in den letzten Jahren kontinuierlich geschrumpft sei. "Bisher konnten die Zuwächse in den Schwellenländer die Rückgänge in den Industrieländern nicht kompensieren". Schönell hält es immerhin für vorstellbar, dass sich die Nachfrage in den Industrieländern auf niedrigem Niveau stabilisiert. In Asien dürfte es in Zukunft zudem ein Potenzial für Bogenoffsetdruckmaschinen geben, die auch für die Herstellung von Verpackungsmaterialien gebraucht werden.

    Sorgt Drupa für volle Auftragsbücher?

    "Der Markt wird aber auf immer weit von seinen vergangenen Höchstständen entfernt bleiben", sagt Schönell voraus. Kurzfristige Impulse könnten von der Branchenmesse Drupa im Mai in Düsseldorf ausgehen. Das alle vier Jahre stattfindende Treffen sorgt in der Regel bei den Druckmaschinenbauern für volle Auftragsbücher. (dpa, lby, AZ)

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

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