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München: MAN-Bilanz: Wenn sich ein Optimist mal skeptisch zeigt

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MAN-Bilanz: Wenn sich ein Optimist mal skeptisch zeigt

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    MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen ist langfristig optimistisch für das Unternehmen.
    MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen ist langfristig optimistisch für das Unternehmen. Foto: dpa

    Bianzpressekonferenzen gleichen selten psychologischen Sitzungen, geht es doch um die Entwicklung des Geschäfts. Bei MAN schlüpfen Wirtschaftsberichterstatter am Freitag in München aber in die Rolle von Hobby-Seelendeutern. Einer hält MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen vor, er mache in „Weltuntergangsstimmung“ und verbreite „Depression“.

    Melancholische Grundstimmung bei der MAN?

    Aus den Äußerungen langjähriger MAN-Reporter, denen das Unternehmen ans Herz gewachsen zu sein scheint, lässt sich eine melancholische Grundstimmung ablesen. „Vielleicht ist das unter VW-Herrschaft die letzte Bilanzpressekonferenz“, orakelt ein Journalist. Ein anderer stellt nicht minder betrübt fest: „Zum Abschied zahlt MAN ’nen Euro.“ Damit ist die Dividende für die Aktionäre gemeint, die 2011 noch 2,30 Euro pro Papier betrug. So viel Tristesse, obwohl nach langer grauer Winterzeit sich die Sonne endlich wieder blicken lässt.

    MAN-Chef Pachta-Reyhofen: „Ich spreche nicht von Depression“

    Pachta-Reyhofen sieht sich aber als Fehlbesetzung auf der journalistischen Psycho-Liege: „Ich spreche nicht von Depression. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass wir 2013 ein schwieriges Marktumfeld erwarten.“ Damit zollt der 57-jährige Österreicher der negativen Entwicklung im Geschäft mit Lastwagen und Bussen Rechnung.

    Die schwächelnde Nachfrage in Europa und Probleme auf dem für MAN wichtigen lateinamerikanischen Markt lassen Pachta-Reyhofen als Skeptiker auftreten. Seine Bedenken beziehen sich jedoch (und hier darf psychologisch Entwarnung gegeben werden) lediglich auf dieses Jahr. Langfristig betrachtet bleibt der Mann, der einst Mitglied der österreichischen Fecht-Nationalmannschaft war, optimistisch. Und selbst der aktuellen Geschäftslage kann er erfreuliche Aspekte abgewinnen: „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen haben wir knapp eine Milliarde Euro operatives Ergebnis erwirtschaftet.“ Nach Steuern sieht die Sache weniger glorreich aus. Es verbleibt ein Gewinn von 189 Millionen Euro.

    MAN unter VW-Regie: Wie es weitergeht, bleibt offen

    Die Reporter sorgen sich auch um die persönliche Zukunft von Pachta-Reyhofen, schließlich verfügt das VW-Reich des ebenfalls aus Österreich stammenden Ferdinand Piëch über rund 75 Prozent am Münchner MAN-Konzern. Mit dem Schweden Anders Nielsen sitzt bereits der von VW erkorene neue Chef der MAN-Lkw- und Bussparte in München auf dem Podium und ergreift häufig das Wort. Der 50-Jährige mit dem kräftigen blonden Haarschopf kommt vom einstigen schwedischen MAN-Rivalen Scania, der längst auch zur Familie des Marken-Sammlers Piëch gehört. Pachta-Reyhofen begegnet Fragen nach seinem Werdegang defensiv: „Es ist nicht angebracht, über meine berufliche Zukunft zu sprechen.“ Er verrät nur, dass sein Vertrag Ende Juni 2016 ausläuft. Was der Manager am Freitag nicht sagt, aber früher freimütig in Interviews eingeräumt hat, ist der Beziehungsstatus zu seinem Landsmann: „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Professor Piëch. Er ist Techniker so wie ich. Wir finden schnell eine gemeinsame Sprache.“ So bleibt nach der Pressekonferenz offen, wie es genau mit MAN unter VW-Regie weitergeht.

    Fest steht, dass Volkswagen seine Macht mit einem Instrument namens BGAV zu krönen gewillt ist. Das Kürzel steht für Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag. Bekannt ist zugleich, dass Piëch treu zu erworbenen Marken steht und auf deren Wachstum erpicht ist. Ironisch meint Pachta-Reyhofen: „Das Schicksal von Audi ist doch nicht so schlecht.“ Die vom VW-Patriarchen einst selbst geführte und in vollem Glanz stehende Firma sollte, hoffen manche MANler, Pate für ihr Unternehmen stehen.

    MAN Augsburg mit "rosiger Zukunft"

    Für den Standort Augsburg könnte sich die Wolfsburger Dominanz positiv auswirken. Hier sitzt mit MAN Diesel & Turbo sowie Renk die Maschinenbausparte des MAN- und damit VW-Konzerns. Motoren und Getriebe aus der Stadt genießen weltweit einen exzellenten Ruf, sind also Top-Marken, wie sie der 75-jährige Piëch liebt.

    Pachta-Reyhofen sagt den Augsburger Sparten eine „rosige Zukunft“ voraus. Schon heute stehen die Bereiche – vor allem Renk – weitaus besser da als das den MAN-Konzern beherrschende Lkw- und Bus-Geschäft und sind damit echte Stimmungsraketen für das Unternehmen. In diesen Betrieben ist jedenfalls von Depression nichts zu spüren, wenn auch der Dieselbereich gerade im Geschäft für Schiffsmotoren die global rückläufige Nachfrage spürt. Die MAN-Manager versprechen aber, dass sie an den Mitarbeitern langfristig festhalten wollen, auch wenn vorübergehend Kurzarbeit nötig sein könnte.

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