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"Moderne Sklaverei": Zusteller GLS weist Vorwürfe von Günter Wallraff zurück

"Moderne Sklaverei"

Zusteller GLS weist Vorwürfe von Günter Wallraff zurück

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    Wallraff war ab Ende 2011 unter falscher Identität an mehreren Standorten des europaweit tätigen Paketzustellers GLS als Paketbote im Einsatz.
    Wallraff war ab Ende 2011 unter falscher Identität an mehreren Standorten des europaweit tätigen Paketzustellers GLS als Paketbote im Einsatz. Foto: dpa

    Unzumutbare Arbeitsbedingungen und Dumpinglöhne, das wirft Günter Wallraff dem Paketzusteller GLS vor. Nach den Vorwürfen des Enthüllungsjournalisten verlangt die SPD jetzt Aufklärung. Parteichef Sigmar Gabriel forderte, Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) müsse die Vorhaltungen gegen das Unternehmen umgehend untersuchen, "gemeinsam mit Gewerkschaften, Berufsgenossenschaft und Rentenversicherung". Das Unternehmen wies die massive Kritik Wallraffs zurück.

    Sigmar Gabriel meldet sich per Facebook zu Wort

    Gabriel schrieb auf Facebook am Donnerstag: "Wir müssen Wallraff für seine Recherchen dankbar sein. Wichtiger noch: Die Bundesregierung muss die Missstände, die er aufgedeckt hat, restlos aufklären - und dafür sorgen, dass Recht und Ordnung endlich auch auf dem Arbeitsmarkt herrscht."

    GLS erklärte im hessischen Neuenstein, es handele sich bei dem Beitrag, den der 69-jährige Wallraff für RTL und das "Zeit-Magazin" verfasst hatte, um eine "einseitige und verkürzte Berichterstattung".  Das Unternehmen verpflichte Transportfirmen "zur Beschäftigung von Fahrern in rechtskonformen, sozialversicherungspflichtigen Anstellungsverhältnissen." Der Paketzusteller mit Sitz in Amsterdam, der in Deutschland zu den vier größten Paketlogistikern gehört, "bedauerte" den Bericht.

    Journalist Günter Wallraff: "Moderne Sklaverei"

    Der Schriftsteller Wallraff hatte nach Recherchen und mehreren Undercover-Einsätzen mit falscher Identität "Menschenschinderei mit System" und "eine Form von moderner Sklaverei" angeprangert. Der GLS-Konzern arbeite ausschließlich mit Subunternehmern - meistens selbst Fahrer oder frühere Fahrer - und verpflichte diese zu ruinösen und schwer durchschaubaren Bedingungen. Damit stehle sich das Unternehmen rechtlich aus der Verantwortung. Den Fahrern würden Dumpinglöhne gezahlt, es werde Ausbeutung betrieben und regelmäßig gegen arbeitsrechtliche Vorschriften verstoßen.

    "Wir kennen die Probleme, die die Branche hier hat", sagte der Sprecher der Deutschen Post, Dirk Klasen, zu den Darstellungen Wallraffs. "Im Bereich der Subunternehmer gibt es einen harten Wettbewerb." Trotz vieler Missstände in der Branche sei die Arbeit des Paketnetzwerks DHL aber auf einem "absolut vorzeigbaren Niveau", sagte Klasen. Bei der Fremdvergabe von Aufträgen seien letztlich die Subunternehmer dafür verantwortlich, ihre Fahrer angemessen zu entlohnen.

    Nach Skandal bei GLS: Hermes will sich bessern

    "In diesem System ist etwas nicht in Ordnung", räumte der Sprecher des Paketverbands Hermes, Thomas Voigt, in einer Diskussionsrunde mit Wallraff bei "stern TV" am Mittwochabend ein. Voigt kündigte Verbesserungen für die dpa

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