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Mobilität: Immer mehr Norweger fahren auf E-Autos ab

Mobilität

Immer mehr Norweger fahren auf E-Autos ab

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    Norwegen hat den Verkauf von E-Autos mit staatlicher Unterstützung kräftig angekurbelt.
    Norwegen hat den Verkauf von E-Autos mit staatlicher Unterstützung kräftig angekurbelt. Foto: Sebastian Kahnert, dpa

    In Norwegen läuft es mit der Verkehrswende: Erstmals wurden 2020 mehr reine Elektroautos zugelassen als Benzin-, Diesel- und die teilweise auf Strom setzenden Hybridautos zusammen. Das ist weltweit einmalig. Und in dem skandinavischen Königreich ist der Ehrgeiz groß: Schon bis 2025 will man erreichen, dass nur noch Elektroautos neu zugelassen werden.

    Der norwegische Straßenverkehrsverband OFV hat die Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt: 54,3 Prozent machte die Anzahl der exakt 76.789 Neuzulassungen von reinen Elektroautos aus, im Jahr zuvor lag der Wert bei 42,4 Prozent. Hybride kommen auf 20 Prozent, Benziner und Dieselautos auf je unter zehn Prozent. Zum Vergleich: Deutschland kommt 2020 bei den E-Auto-Neuzulassungen auf 13,5 Prozent, wie das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg bilanziert hat.

    Der Audi E-Tron S gehört in Norwegen zu den meist verkauften Elektroautos.
    Der Audi E-Tron S gehört in Norwegen zu den meist verkauften Elektroautos. Foto: Sagmeister Photography,dpa

    Norwegens Förderpolitik für E-Autos zeigt Wirkung

    Am beliebtesten waren bei den Norwegern im vergangenen Jahr Stromer vom deutschen Hersteller VW, der damit den US-Pionier Tesla überholt hat. Zu den am häufigsten verkauften reinen E-Modellen zählten der Audi e-tron, das Model 3 von Tesla, der Volkswagen ID.3 und der Nissan Leaf.

    Der große Unterschied zu anderen EU-Ländern bei den Neuzulassungen lässt sich vor allem mit zwei Argumenten erklären – erstens mit dem vergleichsweise hohen Wohlstand Norwegens und zweitens mit der staatlichen Förderpolitik. Schon seit Jahren wird der E-Auto-Kauf indirekt subventioniert: Bei Stromern fallen bis heute fast keine Steuern an, sodass sich im Vergleich zu Verbrennern sogar fünfstellige Beträge sparen lassen. Schon in den 2010er Jahren waren Zulassungs-, Import-, Zollabgaben und sogar die Mautgebühren für E-Autos ganz weggefallen. Elektrofahrzeuge durften zeitweise in Städten die Busspuren benutzen und auch das öffentliche Parken war umsonst – samt Aufladung der Akkus. Hier gibt es aber inzwischen Einschränkungen, weil immer mehr Stromer unterwegs sind.

    Doch auch Norwegen, das ironischerweise vor allem vom klimaschädlichen Erdölexport lebt, hat noch einen weiten Weg zu gehen bei der Elektrifizierung des Verkehrs – wenn auch die Anzahl der Neuzulassungen von einer bedeutenden Trendwende zeugt: Denn, in absoluten Zahlen gerechnet, überwiegen weiterhin die klimaschädlichen Benzin- und Dieselautos: "2020 rollten auf Norwegens Straßen rund 2,8 Millionen Autos. Davon waren 337.183 elektrisch betrieben", sagt Pal Bruhn, Statistikchef des Straßenverkehrsverbands, unserer Redaktion. Das heißt faktisch: Bislang sind nur rund zwölf Prozent aller Autos in Norwegen Stromer. Der Anteil dürfte sich bald vervielfachen.

    E-Mobilität in Deutschland: Warum Kraftfahrtbundesamt-Chef Damm zuversichtlich ist

    Trotz der Rekordzahlen aus dem Norden sieht Richard Damm, Präsident des Kraftfahrtbundesamt, auch Deutschland auf dem richtigen Weg bei der Verkehrswende: "Die E-Mobilität ist in der Mitte der mobilen Gesellschaft angekommen", sagt er angesichts der Zulassungszahlen. Rund ein Viertel aller Neufahrzeuge in 2020 – die Zahl insgesamt sank in der Pandemie um ein Fünftel – hatte einen "alternativen Antrieb" – ob batterieelektrisch, Hybrid, Plug-in, Brennstoffzelle, Gas oder Wasserstoff. Bei den reinen E-Pkw sei die Zahl der Neuzulassungen um über 200 Prozent gestiegen. Damm erklärt die Entwicklung so: "Positive Nutzerfahrungen, verlässliche Technologien und ein wachsendes Angebot erleichtern den Umstieg in die E-Mobilität." Halte der Trend an, könne das von der Bundesregierung gesteckte Ziel von sieben bis zehn Millionen zugelassenen E-Autos in Deutschland bis 2030 erreicht werden, so der Behördenchef.

    Beim E-Auto-Anteil am Gesamtfahrzeugbestand kann Deutschland mit den zwölf Prozent Norwegens nicht mithalten: Nur 1,2 Prozent der rund 48 Millionen Pkw sind Stromer. Was dennoch eine Steigerung um 147 Prozent bedeutet: 2019 lag der Anteil noch bei 0,5 Prozent. Dafür hat das Flensburger Amt ausgerechnet, dass in Hamburg, Berlin und Baden-Württemberg prozentual die meisten E-Autos unterwegs sind – gefolgt von Bayern. Am Ende stehen Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Die beliebtesten Marken sind bei alternativen Antrieben insgesamt VW und Mercedes, bei den reinen Stromern belegen VW und Renault die Spitzenplätze der Neuzulassungen in Deutschland.

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