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Mobilität: Hat Daimler im großen Stil betrogen?

Mobilität

Hat Daimler im großen Stil betrogen?

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    Auch beim Autobauer Daimler ist nicht mehr alles glänzend. Die Stuttgarter sollen bei einer Million Dieselmotoren betrogen haben.
    Auch beim Autobauer Daimler ist nicht mehr alles glänzend. Die Stuttgarter sollen bei einer Million Dieselmotoren betrogen haben. Foto: Carmen Jaspersen, dpa

    Ungewöhnlich schnell hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) diesmal reagiert. Bereits einen Tag nach dem Bekanntwerden der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Daimler wegen der zu hohen Abgaswerten bei Dieselmotoren hat der

    Daimler soll fast ein Jahrzehnt lang Fahrzeuge mit einem unzulässig hohen Schadstoffausstoß verkauft haben. Insgesamt könnten bis zu eine Million

    Volkswagen: Die Geschichte der Abgasaffäre

    Volkswagen ist seit dem 18. September 2015 offiziell in einen Abgasskandal verstrickt. Der Skandal wird auch VW-Abgasaffäre oder Dieselgate genannt.

    Was hinter der Affäre steckt? VW hatte illegal eine Abschalteinrichtung in die Motorsteuerung aller Diesel-Fahrzeuge eingebaut. Mit der Software wollte man den Abgasnormen in den USA entgehen.

    Dieselgate wurde von der US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) mit aufgedeckt.

    Die Software wurde nach Angaben von Volkswagen in etwa elf Millionen Fahrzeugen mit der Motorenreihe VW EA189 weltweit eingebaut, in den USA ist demnach auch die Nachfolgereihe VW EA288 betroffen. Anderen Berichten zufolge wurde die Software allerdings für vier verschiedene Motorentypen angepasst.

    Der Skandal weitete sich auch auf Fahrzeuge von Porsche und Audi aus. Der Vorstandsvorsitzende der Volkwagen AG, Martin Winterkorn, zog die Konsequenzen aus dem Skandal und trat zurück. Sein Nachfolger wurde Matthias Müller, bislang Vorstandsvorsitzender der Porsche AG.

    Auch an Dieselfahrzeugen anderer Hersteller aus Deutschland und von internationalen Herstellern wurde nach Bekanntwerden der Abgasaffäre nachgeforscht. Häufig wurden ebenfalls überhöhte Schadstoffwerte festgestellt. Dieselgate von Volkswagen war Auslöser einer internationalen Krise der gesamten Automobilindustrie.

    Anfang 2016 soll die vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) angeordnete Rückrufaktion gestartet werden. In ganz Deutschland sollen bundesweit im Laufe des Jahres 2,4 Millionen Diesel-Autos in die Werkstatt. Der Start der Rückrufaktion verzögert sich.

    Die Amerikaner verklagen Volkswagen. In den USA sollen mehr als 600.000 Fahrzeuge von der Abgasaffäre betroffen sein.

    Außerdem bestätigt das Landgericht Braunschweig gegenüber dem NDR, dass 278 Aktionäre Volkswagen auf insgesamt 3,255 Milliarden Euro verklagent. Die Anleger fordern Schadenersatz als Ausgleich für die Kursverluste durch den Diesel-Skandal.

    Für Volkswagen wird allein die Aufarbeitung des Skandals in den USA immens teuer. Die Entschädigungen und Strafzahlungen sollen sich auf 14,7 Milliarden Dollar (13,3 Milliarden Euro) voraussichtlich belaufen. (AZ)

    Bayern hat als erstes Bundesland eine Klage gegen VW angekündigt. Voraussichtlich im September werde der bayerische Pensionsfonds Klage auf Schadensersatz wegen Pflichtverletzungen von Volkswagen einreichen, sagte eine Sprecherin des bayerischen Finanzministeriums. Die Vorbereitung der Klage laufe bereits. Bayern will sich mit der Klage einen sogenannten Kursdifferenzschaden zurück holen.

    Als im Herbst 2015 bei Volkswagen der Dieselskandal seinen Anfang nahm, hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche klar Position bezogen: „Bei uns wird nicht betrogen, bei uns wurden keine Abgaswerte manipuliert.“ Später hatte er mit dem Hinweis auf „große Spielräume in der Gesetzgebung“ seine Aussage allerdings relativiert. Zumindest die Stuttgarter Ermittler gehen davon aus, dass nicht nur getrickst, sondern manipuliert wurde. Die Vorgaben der EU gelten tatsächlich als schwammig. - Zum konkreten Vorwurf schweigen sich jetzt alle Beteiligten aus. Das laufende Verfahren kommentiere man nicht, hieß es bei Daimler. Das Unternehmen kooperiere vollumfänglich mit den Behörden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte lediglich, die Ermittlungen würden sich gegen zwei namentlich bekannte Beschuldigte und Unbekannte richten.

    Die betroffenen Motorenreihen mit den internen Kennnummern OM 642 und OM 651 sind in vielen Modellen verbaut. Die Vier- und Sechszylinder treiben Autos der C- und der E-Klasse an, die in besonders großen Stückzahlen verkauft werden. Dass Daimler nachträglich die Typgenehmigung entzogen wird, gilt als unwahrscheinlich. Eher droht den Besitzern ein Werkstattbesuch zur Überarbeitung der Motorsteuerung. Bisher hat der Konzern mit Sitz in Stuttgart auf Druck von Dobrindt schon 247000 Fahrzeuge nachgebessert, weil die durch übermäßige Schadstoffwerte aufgefallen waren. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein konsequentes Vorgehen und drohte mit einer Klage.

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